Die Drachen von Kremsmünster

Susanne Winter, MA, 30.08.2023 19:09

KREMSMÜNSTER. Beim Abbau von Konglomerat stieß man 1722 in Kremsmünster auf knöcherne Riesenschädel. Mangels anderen Wissens wurden diese für Drachenschädel gehalten. Wenige Jahre später folgten weitere Funde beim Bau der Sternwarte. Die beeindruckenden Knochenfunde waren Zeugnisse von Höhlenbären.

1 / 4 Das Höhlenbären-Skelett in der Sternwarte Kremsmünster ist 2,12 Meter hoch. (Foto: P. Amand Kraml, Sternwarte Kremsmünster)

Diese Tiere der Urzeit fanden in Kremsmünster einen geeigneten Lebensraum. Die größten Funde brachten Grabungen in der 1881 unweit vom Stift entdeckten Lettenmayr-Höhle. Die ganze Umgebung der Höhle bot den Tieren günstige Aufenthaltsbedingungen, zu denen die erhöhte Lage über dem Talgrund der Krems, der Quellenreichtum der Terrasse, die Unterhöhlungen des Steilrandes und das große Waldgebiet im Westen oberhalb desselben zu rechnen sind. Die Lettenmayr-Höhle liegt in einem aufgelassenen Steinbruch nahe Kirchberg. Sie ist seit 1947 ein Naturdenkmal, nicht zugänglich und liegt auf Privatgrund.

Skelett eines Höhlenbären in der Sternwarte ausgestellt

Im Oberösterreichischen Landesmuseum und im Naturhistorischen Museum Wien sind Funde aus Kremsmünster aufbewahrt. Einige der Knochen wurden 1905 bearbeitet. Aus verschiedenen Individuen fast gleichen Alters wurde ein beinahe vollständiges Skelett eines erwachsenen Männchens zusammengefügt. Dieses eindrucksvolle Höhlenbärenskelett ist in der Sternwarte Kremsmünster ausgestellt und ein besonderes Highlight bei Führungen, die von Mai bis Oktober angeboten werden.

Sagenreiches Kremsmünster

Mehr darüber ist in Dagmar Fetz-Lugmayrs „Sagenreiches Kremsmünster“ zu lesen. „Hinter jeder Sage steckt ein wahrer Kern. Es hat irgendeinen Grund gegeben, warum diese Geschichte entstanden ist, das kann ein Ort, eine Person oder ein Naturphänomen sein. Funde, wie damals die Knochen des Höhlenbären, beflügelten die Fantasie der Menschen und erst später fanden sie die Wahrheit heraus. Das ist sehr faszinierend“, sagt die Autorin und Vizebürgermeisterin in Kremsmünster.