Hitze und Trockenheit sorgten heuer für schlechtes Pflanzenwachstum
BEZIRK KIRCHDORF. Kaum eine Berufsgruppe ist so vom Wetter abhängig wie die Landwirtschaft. Das wurde heuer wieder einmal besonders deutlich. Nass-kalte Witterungsphasen wechselten sich mit anhaltender Hitze und Trockenheit ab – schwierige Bedingungen für die Acker- und Grünlandbauern. Tips fragte nach, wie sich das auf die Ernte auswirkte.
Auf einen warmen Winter folgte ein kühler Frühling mit Spätfrösten und viel Niederschlag. Im April wurde mehr als die doppelte Niederschlagsmenge wie im langjährigen Schnitt verzeichnet. Der Dauerregen verhinderte die zeitgerechte Aussaat von Zuckerrüben, Sommergetreide, Mais und Soja.
Schlechtes Wachstum durch Trockenheit im Sommer
Ab Mitte Mai stellte sich das Wetter um und es folgten drei heiße und trockene Monate. Wenn man sich die Verteilung innerhalb der Monate ansieht, so waren von Mitte Mai bis Mitte Juli sogar in Summe acht trockene Wochen am Stück zu verzeichnen. Das sorgte für schlechtes Pflanzenwachstum. „Gerade bei Mais und Sojabohne, aber auch bei Zuckerrübe ist der Wasserbedarf im Juli und August sehr hoch“, erläutert Helmut Feitzlmayr, Leiter der Abteilung Pflanzenbau in der Landwirtschaftskammer Oberösterreich.
Bezirksbauernkammer-Obmann Andreas Ehrenhuber beschreibt die Auswirkungen der Trockenheit auf die Ernte im Bezirk Kirchdorf: „Beim Weizen wurden leider starke Ertragseinbußen verzeichnet. Das Wasser hat für die Ausbildung der Körner gefehlt. Beim Mais war die Situation noch schlechter. So waren beim Silomais, bis auf wenige Ausnahmen, die Erträge sehr schlecht. Eine Maispflanze wird schon mal bis zu vier Meter hoch, da waren wir heuer eher bei zwei bis zweieinhalb Meter. Auch bei Nassmais beziehungsweise Körnermais war der Ertrag eher bescheiden.“
Feldbrände und Hagel verursachten Schäden
Schäden auf landwirtschaftlichen Flächen entstanden zudem durch trockenheitsbedingte Feldbrände und Hagel. „Aufgrund von Hagel gab es auf den betroffenen Flächen einen Ernteausfall von 10 bis 90 Prozent“, berichtet Andreas Ehrenhuber.
Sojabohne durch Nässe im August gut gewachsen
Ende Juli begann eine Regenphase, die einen extrem niederschlagsreichen August bescherte. Die Getreideernte konnte deshalb nur mit Qualitätsverlusten eingebracht werden. Allerdings konnte der Regen von der Sojabohne gut genutzt werden, die heuer in Oberösterreich besonders starke Erträge lieferte. Die wärmeren Temperaturen und die ergiebigen Niederschläge im Hochsommer lassen Oberösterreich bei dieser subtropischen Kultur zunehmend zum optimalen Produktionsstandort werden. Für den Mais kam der Regen jedoch zu spät.
Starker Preisdruck
„Der Getreideexport der Ukraine am Landweg, aufgrund der Seeblockade, führte auch bei uns zu einem starken Preisdruck bei Getreide, Mais und Soja. Eine Ausnahme ist die Zuckerrübe. Diese Kultur hat sich in den neuen Anbaugebieten – in den Randgebieten des Ackerbaus – der Bezirke Kirchdorf und Steyr-Land etabliert“, berichtet Markus Huemer, Betriebsberater in der Bezirksbauernkammer (BBK) Kirchdorf Steyr und Leiter des Arbeitskreises Ackerbau.
Bescheidene Erträge im Grünland und beim Streuobst
Auch im Grünland waren, laut Andreas Ehrenhuber, die Erträge beim zweiten und dritten Schnitt eher bescheiden. „Beim Obst hat für die Entwicklung der Frucht beziehungsweise das Wachstum schlichtweg in der wichtigsten Zeit der Entwicklung das Wasser gefehlt“, berichtet der BBK-Obmann Andreas Ehrenhuber. Die guten Erntebedingungen mit warmem und trockenem Wetter im September und Oktober kamen zu spät.
Über die Streuobsternte berichtet Franz Höllhuber von der Mostkellerei Höllhuber aus Nußbach: „Durch Kälte und Nässe im Frühjahr sowie Trockenheit und Hagel im Sommer ist die Obsternte heuer sehr dürftig ausgefallen, was sich auch auf die Qualität auswirkte. Die Birne kommt mit Wetterextremen besser klar als der Apfel, daher ist der Ausfall bei den Birnen nicht so hoch. Durch eine hohe Nachfrage beim Streuobst war heuer das Obstklauben in Streuobstwiesen sehr lukrativ.“
Bezirksbäuerin Sabine Sieberer zieht ein Fazit: „Die Landwirte arbeiten mit und in der Natur und sind den Wetterkapriolen ausgesetzt. Daher wird eine Risikoabsicherung für die Landwirtschaft immer wichtiger.“
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