Stodertalerin gibt Tipps, wie ein stressfreies Silvester mit Hund gelingt
HINTERSTODER. Lärm, Feuerwerk und unruhige Frauchen und Herrchen: alles Gründe, warum die Silvesternacht für Hunde zur Qual werden kann. Wie Hundehalter den Abend für ihre vierbeinigen Gefährten so angenehm wie möglich gestalten können – das verrät Marion Gaishofer. Die 52-Jährige ist Betreiberin der „Stodertaler HundeMaMas“. Beruflich wie privat – sechs Hunde sind Teil ihrer Familie – ist die Stodertalerin mit Hundebetreuung, -schulung und -pflege vertraut.
Tips:Warum haben Hunde Stress oder Angst an Silvester?
Marion Gaishofer: Zu Silvester finden mancherorts außergewöhnliche und extreme Ereignisse statt, die jedes Lebewesen und somit auch jeder Hund individuell wahrnimmt und interpretiert. Wie die Silvesternacht wahrgenommen wird, hängt von vielen Umständen ab, wie etwa der tatsächlichen Lautstärke, den Lichteffekten sowie deren Distanz, den Haltungsbedingungen und der genetischen Disposition. Border Collies etwa gelten als besonders geräuschempfindlich und ältere Hunde werden häufig zunehmend sensibler.
Tips:Welche Auswirkungen hat Lärm – beispielsweise von Feuerwerkskörpern – auf Hunde?
Gaishofer: Hunde besitzen ein sehr feines räumliches Gehör, mit dem sie die Quelle von Geräuschen lokalisieren und so leichter einordnen können. Feuerwerkskörper sind aber aufgrund ihrer tiefen, langsamen Schwingung vom Hundegehör sehr schwer zu lokalisieren. Außerdem kann für Hunde der Eindruck entstehen, dass sie von der vermeintlichen Gefahr umzingelt sind, da es unter Umständen von allen Seiten böllert und kracht.
Tips:Wie erkennt man, dass der eigene Hund unter Stress steht?
Gaishofer: Durch Forschungen des Ethologen Ádám Miklósi in Budapest konnten deutliche Parallelen zwischen menschlichem und hündischem Stressempfinden bestätigt werden. Deshalb können wir gut erkennen und nachempfinden, wenn unsere Hunde unter Stress leiden. Es kann zu Fluchtreaktionen kommen, aber auch aggressives, abwehrendes Verhalten kann durch Stress ausgelöst werden. Weitere Merkmale können Zittern, Hecheln, Schuppenbefall, Appetit- und Ruhelosigkeit sein.
Tips:Wie können Auslöser für Stress und Angst minimiert werden?
Gaishofer: Grundsätzlich ist zu unterscheiden, ob der Hund sich lediglich unwohl fühlt in der Silvesternacht, er verunsichert ist, die Situation furchteinflößend empfindet oder tatsächlich therapiebedürftige Angstsymptome entwickelt. Tatsächliche Angst lähmt und verhindert jede rationale Fähigkeit, mit der Stresssituation umzugehen geschweige denn diese erfolgreich zu bewältigen. Der Hund ist dann durch nichts mehr ablenkbar und durch niemanden ansprechbar. Die Grenzen zwischen bewältigbarer Furcht und unbewältigbarer Angst sind fließend, oft schwer auszumachen und können jederzeit überschritten werden. Da ein Feuerwerk als Auslöser für eine Stressreaktion von uns nicht beeinflusst werden kann, können wir diesen Auslöser nicht minimieren aber dennoch können wir viele Maßnahmen ergreifen, um möglichst entspannt mit unseren Hunden in das Neue Jahr zu rutschen.
Tips:Wie kann man seinem Hund helfen, entspannt zu bleiben?
Gaishofer: Mein Tipp: Mit dem Hund einen erfüllenden Silvestertag verbringen, der ihn besonders zufrieden, müde und satt macht. Den Silvesterabend in weiterer Folge so unspektakulär wie möglich gestalten und zu Hause eine maximal gewöhnliche Atmosphäre schaffen, Fenster und Türen sowie Vorhänge und/oder Jalousien schließen und den Lieblingsschlafplatz des Hundes gegen die Außenwelt abschotten, zum Beispiel mit Decken. Radio, Fernsehgerät oder etwas Ähnliches einschalten und selber gelassen und unaufgeregt bleiben. Bedeutet auch: Das Verhalten des Hundes nicht ständig beobachten, ihm nicht auffällig mehr Aufmerksamkeit als sonst schenken. Ansonsten könnten eventuell auftretende Unsicherheiten sogar verstärkt werden.
Tips:Ihre Empfehlung, wenn man mit viel Lärm und Unruhe am Silvesterabend rechnet?
Gaishofer: Wer stressige Erfahrungen mit seinem Hund befürchtet, könnte Silvester an einem ruhigeren Ort verbringen, beispielsweise bei Familie oder Freunden am Land, wo sich beide wohlfühlen und auf ein Feuerwerk verzichtet wird. Wer die Silvesternacht ausgiebig feiern will, sollte sich überlegen, ob es nicht einen „langweiligen“ Ort gibt, an dem der Hund gut aufgehoben und betreut werden könnte. Den Hund alleine zu lassen, ist absolut abzulehnen.
Tips:Ihre Tipps für langfristige, präventive Maßnahmen?
Gaishofer:Sollte der Hund an Silvester unbewältigbare Angst erleiden oder der Hundehalter das Stressempfinden des Hundes nicht zufriedenstellend einschätzen können, sollte man nicht davor zurück scheuen, kompetente Unterstützung und Beratung in Anspruch zu nehmen. Wir arbeiten bei komplexen Fragestellungen gerne mit Karin Escherich von der Hundeschule 100proHund in Mattighofen zusammen. Karin Escherich ist als Sachverständige in der Analyse von Verhaltensproblemen bei Hunden sehr erfahren und professionell ausgebildet. Jedoch kann man Silvester naturgemäß nicht „trainieren“, weil wir die Umstände einer klassischen Silvesternacht nicht nachstellen können. Aber wir können daran arbeiten, unserem Hund ein verlässlicher, vertrauenswürdiger und stabiler Sozialpartner zu sein. Hier kann eine gute Hundeschule sehr hilfreich sein. Auch ein Ruhetraining kann gute Dienste leisten. Wir können stressige Situationen mit einem souveränen, starken und gelassenen Partner an unserer Seite ebenfalls besser bewältigen als mit dem Gefühl, auf uns alleine gestellt zu sein.
Tips:Was gilt es bei der Gassirunde zu Silvester und am Neujahrstag zu beachten?
Gaishofer: Idealerweise sollte man mit seinem Hund aus den Ballungsräumen hinaus in eine ruhige Umgebung fahren, in der keine Extremereignisse zu erwarten sind. Ich würde diese Maßnahme unter Umständen auch bereits für mehrere Tage vor und nach Silvester empfehlen, da sich die Böllerei häufig nicht auf die Silvesternacht beschränkt. Alternativlos ist es, den Hund jedenfalls anzuleinen. Wir empfehlen sogar, Hunde rund um Silvester doppelt an Halsband und Geschirr abzusichern und es muss sichergestellt sein, dass der Hund nicht aus Halsband oder Geschirr schlüpfen kann. Immer wieder kommt es zu Zwischenfällen, weil Hunde sich doch erschrecken und eine gefährliche Flucht ergreifen. Derart in Panik geratene Hunde verstecken sich dann, erstarren vor Schreck und werden nur sehr schwer rechtzeitig wieder gefunden.
Tips:Wie verbringen Sie persönlich Silvester mit ihren Hunden?
Gaishofer: Ich verbringe im Kreise meiner Familie gemeinsam mit unseren Tieren und unseren Hundepensionsgästen einen gemütlichen Abend. Wir werden gemeinsam kochen, gut essen, Gesellschaftsspiele spielen und ausgiebig reden. Wir haben einen recht ruhigen Lebens- und Arbeitsort gewählt, weshalb Silvester bei uns sehr unspektakulär verläuft.
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