Zwischen Wüstendünen und Steinbergen: Der Kirchdorfer Andreas Hölzl war als KTM-Rallye-Team-Manager bei der Rallye Dakar im Einsatz
KIRCHDORF AN DER KREMS. Die Rallye Dakar in Saudi-Arabien gilt als die härteste Langstrecken- und Wüstenrallye der Welt. Die 778 Teilnehmer in acht Kategorien mussten eine Gesamtdistanz von 7.891 Kilometern zurücklegen. Als Rallye-Teammanager der KTM AG war Andreas Hölzl aus Kirchdorf drei Wochen vor Ort. Mit Tips sprach der 42-Jährige über Glück und Pech beim Wettkampf und wie bei so einem Job die Familie nicht auf der Strecke bleibt.
Andreas Hölzl lebt für den Motorsport. Der Kirchdorfer war selbst aktiver Fahrer und nahm 2009 an der Rallye Dakar, damals in Südamerika und in einem der schnellen Assistenz-Trucks von KTM, teil. Bei der Rallye Dakar in Saudi-Arabien von 5. bis 19. Jänner war er zum ersten Mal als Teammanager für den Innviertler Motorrad-Hersteller KTM im Einsatz. Vor seinem Wechsel zum Teamchef war der erfahrene Offroad-Motorradingenieur bereits 20 Jahre lang für die KTM AG tätig und an der Entwicklung der neuesten Generation von Enduro-Motorrädern beteiligt.
Mannschaft bei Rückschlägen motivieren
Als Rallye-Teammanager leitet Andreas Hölzl eine Mannschaft mit 50 Leuten, darunter die Fahrer, Techniker, Mechaniker und Physiotherapeuten. Dabei gibt er eine Richtung, ein Ziel vor und erarbeitet dafür eine Planung. „Ich muss das Team so managen, dass es arbeiten kann“, erklärt Hölzl und betont „dazu zählt auch, die Motivation hochzuhalten, wenn es mal nicht gut läuft.“ So geschehen bei der Rallye Dakar. „Heuer war etwas der Wurm drinnen, wir hatten viel Pech mit den verletzten Fahrern. Motorsport ist ein Wettkampf und man merkt, dass der Verlierer vom Vorjahr noch mehr pusht, um zu gewinnen. Heuer haben uns die Gegner überholt, die Zeitrückstände waren zu hoch“, analysiert der 42-Jährige.
Längste und schwierigste Rallye
In 14 Tagen müssen die Teilnehmer der Rallye Dakar eine Gesamtdistanz von 7.891 Kilometern zurücklegen. „Die Rallye Dakar dauert im Vergleich aller Rennen am längsten und ist am schwierigsten“, so Hölzl, deshalb sei die Vorbereitung enorm wichtig. Andreas Hölzl reiste eine Woche vor dem Start an, um beispielsweise die verschifften Fahrzeuge in Empfang zu nehmen, Tests bei den Motorrädern zu machen und Pressetermine wahrzunehmen.
Nicht nur die Fahrer, auch das Team fährt quer durchs Land. „Mit der Crew fahren wir täglich 500 bis 600 Kilometer bis ins nächste Biwak, so nennt man das Fahrerlager“, erzählt der Kirchdorfer, der immer mit der Mannschaft unterwegs ist. In einem der Office-Trucks befindet sich ein Büro, wo auch die Kommunikation mit den Fahrern passiert. Geschlafen wird in Zelten oder Camper. Ob bei so einem Event überhaupt an Schlaf zu denken ist? „Aber sicher, das brauchen wir zur Regeneration. Man muss allerdings darauf achten, auch wirklich zu schlafen, wenn Schlafenszeit ist“, erzählt der Teammanager. Tagwache ist um 3 Uhr, denn die Fahrer müssen beim Start um 6 Uhr bei Sonnenaufgang im Gelände in der Wüste sein. Natürlich sei das eine anstrengende Zeit, es sei viel Arbeit und man brauche viele Nerven. Aber es sei machbar, wenn „man sich gut vorbereitet, gesund bleibt, sich zwischendurch gut erholt und gut ernährt“, weiß der Rallye-Experte.
Temperaturunterschiede, vielfältiger Untergrund und das Navigieren in der Wüste sind herausfordernd
Die Rallye Dakar gilt nicht umsonst als die härteste Langstrecken- und Wüstenrallye der Welt. Besonders herausfordernd sind die Temperaturunterschiede zwischen knapp über Null Grad in der Nacht und über 25 Grad am Tag. Weiters ist die Wüste sehr vielfältig. „Man muss ein Set-Up finden, das auf Dünen und auch auf Steinen funktioniert – und das über die ganze Distanz hinweg“, sagt der Teammanager.
An den Kräften zehrt die Rallye besonders bei den Fahrern. Im „Dakar-Team“ von Andreas Hölzl: Luciano Benavides (Argentinien, Husqvarna), Kevin Benavides (Argentinien, KTM), Toby Price (Australien, KTM), Sam Sunderland (England, GASGAS), Daniel Sanders (Australien, GASGAS) und Matthias Walkner (Österreich, KTM, verletzungsbedingt nicht am Start).
Die Biker fahren täglich im Durchschnitt 700 Kilometer, das ist sehr anspruchsvoll. „Sie müssen physisch topfit sein. Die Anspannung und den Fokus über eine Zeit von 14 Tagen zu halten, ist stark“, weiß der Kirchdorfer. Dazu komme noch das Navigieren durch die Wüste. „Es gibt ein Logbook, eine grafische Darstellung mit Kilometerangaben, woran sich die Fahrer orientieren. Es kommt schon vor, das sich jemand verfährt, man findet aber dann meist schnell wieder zurück, das ist aber trotzdem eine verlorene Zeit“, berichtet Andreas Hölzl.
Freude auf die Hausmannskost
Nach der anstrengenden Zeit bei der Rallye Dakar heißt es nun für den Kirchdorfer, sich zu erholen und wieder neue Kräfte zu schöpfen. Besonders freut er sich zu Hause auf „die gute Hausmannskost, auf traditionelles österreichisches Essen.“
Sofern er nicht drei Wochen bei der Rallye Dakar im Einsatz ist, pendelt Andreas Hölzl täglich 110 Kilometer von Kirchdorf in die Firma nach Mattighofen und die selbe Strecke wieder zurück. Der Job verlangt viel Zeit. Wie schafft man es, dass dabei die Familie nicht auf der Strecke bleibt? „Meine Frau hat mich so kennengelernt. Sie hat gewusst, auf was sie sich einlässt. Ich habe die Familie so weit es geht in meinen Beruf eingebunden. Sie sehen sich Rennen als Zuseher an und sind vom tollen, interessanten und spektakulären Sport begeistert. Wenn die Familie das akzeptiert und eingebunden wird, ist es leichter vereinbar“, erzählt Andreas Hölzl und betont: „Meine Frau unterstützt mich zum Glück sehr und managet Kinder und Haus. Wenn ich zu Hause bin, dann fokussiere ich mich auf die Familie. Das ist mir wichtig.“
In Punkto Arbeit hat der Kirchdorfer auch einen Fokus, nämlich nächstes Jahr die Rallye Dakar wieder zu gewinnen: „Nachdem die Ergebnisse nicht so waren, wie erhofft, liegt viel Arbeit vor uns. Motorsport ist ein Wettbewerb, da muss man dranbleiben und besser werden. Zum Glück habe ich eine Mannschaft, die hinter mir steht. Ich vertraue auf die Erfahrung des Teams.“
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