"Die tägliche Beschäftigung mit dem Tod hält unglaublich lebendig"
BEZIRK KIRCHDORF. Sie sind da, hören zu und geben Halt auf dem letzten Weg: die freiwilligen Mitarbeiter des Mobilen Hospiz Kirchdorf. Koordinatorin Sabine Greimel und ihr Team begleiten sterbende Menschen und all jene, die einen geliebten Menschen verloren haben. Im Mittelpunkt steht dabei immer das Leben – das Sterben ist schlussendlich nur ein Teil davon. Im Herbst feiert die Hospizbewegung ihr 25-jähriges Jubiläum.
Sabine Greimel findet nicht immer tröstende Worte. Aber das muss sie auch nicht. „Es geht nicht darum, die Patienten mit einem ‚alles wird gut‘ aufzuheitern. Das hilft und stimmt auch nur in den seltensten Fällen. Viel wichtiger ist das Dasein, Zuhören und Aushalten“, erzählt sie. Seit nun mehr als 25 Jahren widmet sich die Micheldorferin dem Begleiten von sterbenden Patienten und Trauernden. 17 Personen sind es derzeit insgesamt, die das Team des Mobilen Hospiz Kirchdorf betreut.
Vom Hospizverein zum Roten Kreuz
Alles begann im Herbst 1998. Ein Einführungstag zum Lehrgang „Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung“ in Schlierbach weckte das Interesse von Sabine Greimel. „Nach Abschluss der Ausbildung schlossen wir uns schließlich zu acht zusammen und gründeten im Herbst 1999 einen Verein, um das Gelernte auch anzuwenden“, erzählt die Micheldorferin. Wenig später wurde klar: der organisatorische Aufwand ist größer als gedacht; eine Trägerorganisation muss her. So wurde der Hospizverein 2002 aufgelöst und vom Roten Kreuz übernommen. Margit Tomicek war die erste hauptamtliche Koordinatorin des Mobilen Hospiz, im Jänner 2004 übernahm Sabine Greimel die Funktion der Bezirkskoordinatorin und ist seitdem für die 13 Teammitglieder zuständig.
„Wir sind keine Therapeuten“
Die Hospizmitarbeiter begleiten Menschen und Familien, die schwer krank sind, im Sterben liegen und Personen, die einen geliebten Menschen verloren haben. Meist hat ein Mitarbeiter einen Begleitungsauftrag, in seltenen Fällen auch zwei. Welche Aufgaben in der jeweiligen Begleitung auf einen zukommen, kann dabei ganz unterschiedlich sein. „Jeder Mensch geht anders mit dem Tod und dem Sterben um. Während manche über ihre Ängste oder ihr Leben erzählen wollen, reicht wiederum anderen das schlichte Gefühl, nicht allein zu sein“, sagt Greimel. Umso wichtiger, die Bedürfnisse gemeinsam abzuklären und einzugrenzen. „Wir sind weder Pflegefachkräfte noch Therapeuten. Wir sind Laienhelfer mit Ausbildung und Erfahrung – aber nicht dazu da, Familienkonflikte zu lösen, die schon Jahrzehnte bestehen“, so die Micheldorferin.
Mitfühlen: Ja; Mitleiden: Nein
Sich abgrenzen zu können: Überhaupt ein wichtiges Thema in der Hospizarbeit. „Es geht darum, mitzufühlen, nicht mitzuleiden. Denn davon hätte weder ich noch mein Patient etwas“, so Greimel und erklärt: „Es ist wie bei einer Bergtour: Ich kann nicht beide Rucksäcke tragen. Aber ich kann darauf achten, dass wir Pausen machen, genügend essen und trinken.“
Auch Humor spielt eine große Rolle: „Wenn man es schafft, in die Schwere etwas Leichtigkeit zu bringen, hat man schon viel erreicht.“ Immerhin stehe auch bei einer Sterbebegleitung das Leben im Fokus, der Tod sei schlussendlich nur ein Teil davon. „Die Beschäftigung mit dem Sterben und dem Tod hält auch unglaublich lebendig“, so die Micheldorferin.
Aus Liebe zum Menschen
Während sich in der Hospizarbeit im Laufe der Zeit vieles verändert hat, ist eines gleichgeblieben: die Grundeinstellung der Freiwilligen. „Der Wunsch, Menschen, die Hilfe brauchen, nicht allein zu lassen, steht seit jeher im Vordergrund. Viele haben Ähnliches erlebt und im Umgang damit eine Stärke entdeckt, mit der sie andere unterstützen wollen“, so Greimel.
Trauercafés in Kirchdorf an der Krems
Das Team der Mobilen Hospiz hat im Laufe der Jahre verschiedene Angebote auf die Beine gestellt. So gab es etwa von 2004 bis 2012 eine Selbsthilfegruppe für Angehörige nach Suizid. Seit Oktober 2013 werden auch regelmäßig Trauercafés in der Kirchdorfer Bezirksstelle angeboten. Die nächsten Trauercafés finden am 12. Oktober, 9. November und 14. Dezember, jeweils von 14 bis 16 Uhr, statt. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist erforderlich.
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