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Energiekosten werden immer öfter zur Existenzfrage: Caritas verzeichnet starke Zunahme an Hilfsgesuchen im Bezirk Kirchdorf

Sophie Kepplinger, BA, 14.05.2025 08:31

BEZIRK KIRCHDORF. Immer mehr Menschen im Bezirk Kirchdorf geraten durch steigende Energiekosten in existenzielle Not. Bei der Caritas-Sozialberatung nimmt das Thema Energie eine zentrale Rolle ein: Im vergangenen Jahr stand es bei über der Hälfte aller Beratungsgespräche im Vordergrund. Insgesamt konnten 144 Erwachsene und 326 mitbetroffene Kinder unterstützt werden – eine Hilfe, die ausschließlich dank Spenden möglich ist.

  1 / 2   Steigende Energiekosten belasten vor allem einkommensschwache Familien: Viele wissen nicht mehr, wie sie Heizung und Alltag noch finanzieren sollen. (Foto: Monkey Business/stock.adobe.com)

Ein Beispiel für die wachsende Not ist Verena F., alleinerziehende Mutter von zwei Kindern. Die 30-Jährige arbeitet Teilzeit und erhält Familienbeihilfe – trotzdem reicht das Einkommen kaum zum Leben. Der Kindesvater leistet seit Kurzem wieder Unterhalt, ein persönlicher Kontakt besteht jedoch nicht. Als die Heizkosten drastisch stiegen, konnte Verena F. die Nachzahlungen nicht mehr begleichen. Obwohl sie die laufenden Kosten inzwischen wieder stemmen kann, überfordert die Forderung von über 1.600 Euro ihr Budget völlig. Zusätzlich leidet sie unter den Folgen eines Autounfalls, der ihre Hand dauerhaft beeinträchtigt. In ihrer Verzweiflung wandte sie sich an die Caritas – ein Schritt, der Überwindung kostete. Doch sie erhielt die dringend benötigte Hilfe: finanzielle Unterstützung für die Heizkosten sowie eine individuelle Energiesparberatung, bei der geprüft wurde, wo im Haushalt noch Einsparungen möglich sind.

Strompreisbremse ausgelaufen – Lage spitzt sich weiter zu

„Wir verzeichnen in Oberösterreich eine Zunahme der Anfragen im Zusammenhang mit Energiekosten um rund 50 Prozent“, erklärt Vasylyna Kedo von der Caritas-Sozialberatung in Kirchdorf. „Viele Menschen, die sich an uns wenden, haben Nachzahlungen in Höhe von mehreren Hundert Euro, die sie ohne Unterstützung nicht bewältigen können. Seit dem Ende der staatlichen Strompreisbremse hat sich die Lage weiter verschärft.“

Nach Abzug von Miete und Fixkosten bleiben vielen Hilfesuchenden oft weniger als zehn Euro pro Tag – für Lebensmittel, Hygieneartikel und alle anderen Ausgaben des täglichen Lebens. Im Schnitt müssen sie über 40 Prozent ihres Einkommens für Wohnen und Energie aufbringen – weit mehr als der österreichweite Durchschnitt von 21 Prozent (Statistik Austria). Besonders betroffen sind armutsgefährdete Menschen, die häufig zur Miete wohnen und kaum Möglichkeiten haben, auf kostengünstigere Heizsysteme umzusteigen. Die Mieten in Oberösterreich sind in den vergangenen zehn Jahren um durchschnittlich 35 Prozent gestiegen. Staatliche Unterstützung für neue Mietverhältnisse gibt es nur bei besonders günstigen Wohnungen – doch die sind rar. Verschärft wird die Lage zusätzlich durch die Anrechnung der Wohnbeihilfe auf die Sozialhilfe. Wer in privaten Mietverhältnissen mit Quadratmeterpreisen über acht Euro lebt, hat oftmals keinen Anspruch auf Wohnbeihilfe – mit drastischen Folgen für das Haushaltsbudget.

Allein im Jahr 2024 konnte die Caritas in Oberösterreich 15.035 Menschen in akuter Not – inklusive Angehöriger – über 15 Sozialberatungsstellen hinweg unterstützen.

Spenden ermöglichen rasche Hilfe

Die Nothilfe der Caritas ist nur durch Spenden möglich. Ein bedeutender Teil dieser Mittel wird im Rahmen der jährlichen Haussammlung gesammelt. Dabei gehen Freiwillige aus den Pfarren von Tür zu Tür. Wer nicht anzutreffen ist, findet einen Haussammlungs-Erlagschein im Postkasten. Die gesammelten Spenden bleiben in Oberösterreich und ermöglichen schnelle, unbürokratische Hilfe: mit Lebensmittelgutscheinen, Zuschüssen für Strom und Heizung, Beratungen, Lernhilfe für benachteiligte Kinder, Notunterkünften, warmem Essen, Medikamenten und Kleidung für obdachlose Menschen.


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