Flüchtlinge fanden ein neues Zuhause im Containerdorf
KIRCHDORF/KREMS. 50 Männer leben seit etwas mehr als einer Woche in 38 Containern am Gelände der Straßenmeisterei in Kirchdorf. Viele Bürger sind bereit, ihnen ehrenamtlich zu helfen. Eine davon ist Julia Dirngrabner aus Leonstein.
„Junge Eltern kamen mit ihrem weinenden kleinen Mädchen die Straße entlang. Unser Geschenk, einen Kuschelhasen, nahmen sie gerne an. Auf die Frage, was sie brauchen, antwortete der Vater in gutem Englisch nur „Wir brauchen Menschen wie euch, die mit uns reden und uns nicht alleine lassen.“ Zum gefühlt hundertsten Mal hatte ich an diesem Tag Tränen in den Augen“, erzählt Julia Dirngrabner von einem Erlebnis im Erstaufnahmezentrum in Traiskirchen. Die 23-Jährige wollte sich selbst ein Bild von der dortigen Lage machen: „Es herrschen viele negative Vorurteile, selbst gesehen haben es die Wenigsten.“ Ihr Fazit: „Die Lage ist nach wie vor katastrophal. Es werden noch mehr kommen, die wir aufnehmen müssen.“ Dieser Tag bewegte die Leonsteinerin dazu, sich in Kirchdorf für die Flüchtlinge einzusetzen.
Ehrenamtlich Engagieren
50 Asylwerber wurden bei einem Willkommensfest in Kirchdorf begrüßt. Sie werden von zwei Mitarbeitern der Caritas Flüchtlingshilfe betreut. „Es sind sehr freundliche, hilfsbereite und dankbare Männer. Sie zeigen Fotos von ihren Familien, die sie zurückließen oder die starben. Viele wollen, wenn sich die Verhältnisse bessern, wieder zurück“, berichtet Julia Dirngrabner. Hauptbetreuerin Nadja Rettenegger von der Caritas Flüchtlingshilfe meint: „Die Asylwerber wissen, wenn sie sich falsch verhalten, haben sie schlechtere Chancen auf einen positiven Asylbescheid.“ Sie erklärt weiter: „Ein Schlepper ist kaum leistbar. Mit dem gesammelten Geld wird das Familienmitglied losgeschickt, dem man am ehesten zutraut, am Ziel anzukommen. Das ist in vielen Fällen ein Mann.“ Die Muttersprache der meisten ist Arabisch, viele sprechen Englisch. „Die Bereitschaft Deutsch zu lernen ist sehr groß“, so Rettenegger.
Ein Leben im Containerdorf
„Solange der Asylbescheid nicht da ist, bleiben die Flüchtlinge hier. Das kann zwischen einem halben bis fünf Jahre dauern“, weiß Nadja Rettenegger. Ein 4er Container mit Küche dient ihnen zur Selbstversorgung. Monatlich bekommen die Männer einen Tagessatz von 5,50 Euro für Lebensmittel ausbezahlt. Spenden bekommen sie, wenn diese gebraucht werden.
„Die Container sind für längere Zeit geplant, mindestens für fünf Jahre. Wie lange genau, entzieht sich meiner Kenntnis. Wir bieten dabei bestmögliche Unterstützung“, sagt Bürgermeister Wolfgang Veitz. In Kirchdorf werden derzeit keine weiteren Möglichkeiten zur Unterbringung von Flüchtlingen gesucht, denn „jetzt wird versucht, den 50 Männern den Aufenthalt in Kirchdorf so angenehm wie möglich zu machen“.
Bürger, die mit den Menschen in Kontakt treten möchten, können vorbeischauen. Bei Interesse, etwas zu spenden, sollte man sich zu den Bürozeiten (siehe Infokasten) bei den Caritas-Mitarbeitern melden.
208 Asylwerber im Bezirk
Im Bezirk Kirchdorf sind derzeit 208 Asylwerber untergebracht. Weitere Plätze für 129 Asylwerber sind bereits in den Gemeinden Micheldorf, Kremsmünster, Grünburg und Rosenau fixiert. Es gibt noch weitere Angebote, deren Umsetzungsmöglichkeit noch vom Amt der Oö. Landesregierung geprüft werden muss. „Eines ist aber gewiss, wir werden noch viele weitere Quartiere brauchen, um den Richtwert erfüllen zu können“, weiß Bezirkshauptmann Dieter Goppold.
Info-Veranstaltungen
Am Donnerstag, 17. September, um 18 Uhr findet in Kirchdorf ein Treffen mit allen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen, statt. Am Freitag, 25. September, um 19 Uhr hält Lisa Steinkogler von der Caritas Flüchtlingshilfe im Pfarrheim Micheldorf einen Vortrag. Die Besucher können im Anschluss mit Asylwerbern sprechen.
Bürozeiten Caritas
Montag bis Donnerstag: 8 bis 16 Uhr
Freitag: 8 bis 13 Uhr
Das Büro ist direkt auf dem Gelände.
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