Wenn Hungern zwecklos ist: Neue Adipositas-Ambulanz in Kirchdorf hilft bei krankhaftem Übergewicht
KIRCHDORF AN DER KREMS. Jeder zweite Österreicher ist übergewichtig, bereits jeder vierte adipös und damit krankhaft fettleibig. Abnehmen aus eigener Kraft mittels Ernährungsumstellung gepaart mit körperlicher Bewegung ist für Betroffene meist nicht mehr möglich. Ab 1. November bietet das Team der Chirurgie im Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Kirchdorf eine neue Ambulanz für Adipositas-Patienten an.
Liegt der Body-Mass-Index (BMI) bei Erwachsenen über 25, stuft sie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als übergewichtig ein. Bei einem BMI von über 30 spricht man von Adipositas. Alleine in Österreich sind rund 3,4 Millionen Menschen übergewichtig, davon 14 Prozent adipös – Tendenz in allen Industrieländern steigend. Die WHO hat Adipositas deshalb zum weltweit größten chronischen Gesundheitsproblem bei Erwachsenen erklärt.
Krankhaft und krank machend
„Adipositas ist eine anerkannte Krankheit, bei der sich übermäßig Fettgewebe im Körper ansammelt. Oft wird angenommen, dass es sich um einen Mangel an Disziplin handelt, wenn keine Gewichtsreduktion mehr möglich ist. Adipositas ist jedoch keine Folge eines Mangels an Willenskraft. Deshalb können Adipositas-Erkrankte auch chirurgische Hilfe in Anspruch nehmen. In unserer Adipositas-Ambulanz sind wir ab November jeden Donnerstag von 10 bis 12 Uhr nach Anmeldung für Adipositas-Patienten da“, erklärt Wolfgang Fischer, Facharzt für Chirurgie am Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Kirchdorf. Damit wird zusätzlich zum bereits bestehenden Angebot am Standort Steyr nun auch am Standort Kirchdorf eine Adipositas-Ambulanz eröffnet.
Gewichtsreduktion um bis zu 75 Prozent
In Kirchdorf und Steyr haben Experten der Chirurgie bisher mit insgesamt 234 Operationen Adipositas-Betroffenen zu einem Gewinn an Gesundheit und Lebensqualität verholfen. Durch die Veränderung des Magen-Darm-Traktes, wie beispielsweise durch eine Variante des Magenbypasses oder eine Schlauchmagenbildung, kann das Gewicht dauerhaft, je nach Ausgangsgewicht, um 25 bis 75 Prozent reduziert werden. Auch Begleiterkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schnarchbedingte Atemaussetzer, Gicht, Cholesterin und Gelenkserkrankungen werden damit deutlich verbessert. „Dadurch kann die Medikament-Einnahme deutlich reduziert werden und das wirkt sich positiv auf den Gesundheitszustand aus. Ziel der Adipositas Chirurgie ist weniger das Schaffen schlanker Menschen, sondern vielmehr das Schaffen gesunder Menschen“, so Margit Stellnberger, die ebenfalls im Team der Adipositas Chirurgie im PEK Kirchdorf ist.
Ablauf der Operation
Adam Dinnewitzer, Leiter der Abteilung für Chirurgie in beiden Häusern des Pyhrn-Eisenwurzen Klinikums Kirchdorf Steyr, erklärt: „In unserer Ambulanz werden Patienten ausführlich über Behandlungsmethoden informiert. Sie werden mit umfangreichen Untersuchungen auf den Eingriff vorbereitet. Operationen werden dann durch Wolfgang Fischer und Margit Stellnberger in laparoskopischer Technik, auch Schlüssellochchirurgie genannt, durchgeführt. Außerdem müssen die Patienten selbst auch dafür sorgen, dass die körperlichen Bedingungen dafür optimiert werden. Dank des minimalinvasiven Verfahrens können sie in der Regel das Krankenhaus nach einer Woche wieder verlassen.“ Zusätzlich wird in der Abteilung für Chirurgie auch die Beratung und in weiterer Folge die Behandlung (Entfernung) überschüssiger Haut angeboten, welche sich nach massivem Gewichtsverlust bilden kann. Ein Plastischer Chirurg des Teams stellt so operativ die Körperkontur wieder her.
Lebensumstellung trotz OP unumgänglich
„Auch wenn ein chirurgischer Eingriff für viele Menschen mit Adipositas der letzte Ausweg zur Gewichtsreduktion ist, darf die Operation nicht als Selbstläufer gesehen werden“, betont Wolfgang Fischer. So müssen erkrankte Personen bereits vor dem Eingriff ihre Ernährung umstellen und mehr Bewegung in ihren Alltag einbauen, um die Voraussetzungen zu verbessern. Im Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Kirchdorf Steyr unterstützen Diätologen die Patienten vor und nach der Operation auf ihrem Weg zu mehr gesunden Lebensjahren. Der Eingriff wird in den meisten Fällen von der Krankenkasse bezahlt, wenn ein BMI von 40, beziehungsweise ein BMI von 35 in Verbindung mit einer oder mehrerer Begleiterkrankungen vorliegt.
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