Füße und Schuhe sollen perfekt miteinander harmonieren
KREMSMÜNSTER. Andreas Mitterhauser weiß, wie richtig gute Schuhe gebaut werden, wann sie passen und wo die Nähte sitzen müssen, damit nichts drückt oder scheuert und übt damit ein uraltes Handwerk aus.
Andreas Mitterhauser ist Schuhmachermeister, Orthopädie Schuhmachermeister und Landesinnungsmeister der beiden Fachgebiete. Schuhe zu erzeugen ist für den Qualitätsfanatiker Beruf und Berufung zugleich. Er hat allerdings schon früh festgestellt, dass sein Einsatz vor allem dort gefragt ist, wo er am dringendsten benötigt wird. Nicht im Luxussegment der handgenähten Schuhe ist er zu finden, sondern auf den Ruf des Herzens hat er gehört und sich kurz nach der Ausbildung dafür entschieden, Menschen mit echten Fußproblemen und Fußdeformierungen als Orthopädie Schuhmachermeister zu dienen. So baut er für seine zahlreichen Kunden bestehende Schuhe um, zerlegt ihre Schuhe, adaptiert sie und baut sie wieder zusammen. Wenn notwendig, baut er auch für den Fuß einen perfekt sitzenden Maßschuh. „Oft mache ich Schuhe, damit Menschen darin überhaupt wieder stehen und ein paar Schritte gehen können. Es ist das Schönste für mich, wenn ich ein Stück weit dazu beitragen kann.“
Wenn es sitzt, dann passt es
Seine Kompetenzen sind vielfältig, ganz besonders konzentriert er sich auf das perfekte Schuhwerk für Diabetiker. Liegen die Nähte eines Schuhes nicht richtig, kann der Fuß wund werden und im schlimmsten Fall eine Sepsis entstehen. Aber nicht nur Diabetiker, sondern sämtliche Fußbedürfnisse sind bei ihm gut aufgehoben. Und so nimmt er Schuh für Schuh still und leise auseinander, baut in feiner Handarbeit seine individuell hergestellten Hilfsmittel in den Schuh ein und setzt den Schuh puzzleartig wieder zusammen, um damit für eine Druckentlastung oder Umverteilung der Körperlast zu sorgen. Außer ihm und dem Kunden weiß und sieht meistens niemand etwas davon. Andreas Mitterhauser ist kein Mann lauter Worte, aber weil er genau weiß, wie es geht, war seine Fachexpertise auch in China gefragt. Einige Jahre verbrachte er in der Nähe von Hongkong, um sein Know-how weiterzugeben.
Bis ein neuer Maßschuh fertig ist, dauert es schon an die 25 Stunden in reiner Handarbeit. Ein Abdruck vom Fuß und richtiges Maßnehmen sind die ersten Schritte. „Da gibt es mittlerweile moderne dreidimensionale Scanner, welche ein präzises Bild vom Fuß liefern“, erklärt der Innungsmeister. Dann wird der Leisten konstruiert, den der Schuhmachermeister ganz nachhaltig aus Holz fräsen lässt. Um sicher zu gehen, dass alles richtig passt, wird ein Probeschuh gebaut und dann darf der Kunde zur ersten Anprobe kommen. Sitzt alles so, wie es sein soll, wird das Modell ausgewählt, die Farbe und das passende Material besprochen. Erst jetzt kann der eigentliche Schuh in Handarbeit gefertigt werden.
Füße sind etwas Privates
Angesprochen darauf, ob die Arbeit mit Füßen nicht etwas Intimes ist, meint Mitterhauser gelassen: „Es gibt kaum etwas, was ich da noch nicht gesehen hätte. Füße sind sehr privat, immerhin sind sie auch unsere Schnittstelle zum Boden.“ Insgesamt arbeiten noch drei Mitarbeiter mit dem engagierten Innungsmeister im Betrieb zusammen.
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