Das innere Gleichgewicht wahren und mentale Stärke aufbauen

Tips: Psychische Gesundheit – was ist das überhaupt?

Andrea Weiß: Psychische Gesundheit ist eine wesentliche Voraussetzung für Lebensqualität, angemessene Leistungsfähigkeit und soziale Teilhabe. Psychische Gesundheit meint nicht die Abwesenheit von psychiatrischen Störungsbildern, sondern einen Zustand des Wohlbefindens, in dem eine Person ihre Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv arbeiten und einen Beitrag zu ihrer Gemeinschaft leisten kann.

Tips: Welchen Einfluss hat unsere Psyche auf unsere Gesundheit?

Weiß: Unsere Psyche gehört zu unserem Leben wie der Blutdruck und andere körperliche Phänomene, auf die wir uns blind verlassen. Die Psyche hat keinen Ort im Körper, an dem wir sie festmachen können, daher bedient sie sich der Sprache des Körpers, um auf sich aufmerksam zu machen.

Tips: Was sind Anzeichen dafür, dass man besser auf seine psychische Gesundheit achten sollte?

Weiß: Im Zustand des psychischen Wohlbefindens ist eine Person ausgeglichen und kann auf Stress und plötzliche Ereignisse angemessen reagieren. Ist es aber einmal aus dem Gleichgewicht, sind Menschen anfälliger dafür, Krisen nicht bewältigen zu können. Auch Schicksalsschläge wie der Tod einer nahe stehenden Person oder ein Arbeitsplatzverlust können das Wohlbefinden aus der Balance bringen. Betroffene fühlen sich überlastet, leiden – und ihre mentale Gesundheit ist gefährdet.

Erste Anzeichen können Nachfragen aus der Familie sein, wie: „Du hast dich verändert! Geht’s dir gut?“ Diese bemerkt oft recht feinfühlig mentale Veränderungen – und wenn man es sich eingesteht, merkt man diese auch selbst: Die Stimmung ist getrübt, man ist oft müde und antriebsarm, die Konzentration ist schlechter, sich zu bewegen ist mühsam. Auch der Appetit war schon besser, man ist unabsichtlich gereizt und latent überfordert.

Tips: Was würden Sie einer Person raten, der „alles zu viel“ wird?

Weiß: Wenn negative Gefühle, Sorgen und Ängste die Oberhand gewinnen, dann überspielen Sie Ihre Symptome nicht, nehmen Sie sich und Ihr Wohlergehen ernst. Wenn Sie sich auf Ihre Selbstregulation nicht mehr wie gewohnt verlassen, Sie keinen Ausgleich mehr finden können und der normale Alltag viel zu viel wird: Bitten Sie Freunde aktiv um Unterstützung. Reduzieren Sie die Flut an schlechten Nachrichten – wählen Sie erfreuliche Gesprächsthemen. Wenn die Symptome anhalten oder sich verstärken, besprechen Sie dies mit Ihrem Hausarzt. Sich professionelle Unterstützung zu holen, zeugt von Reife und Selbstkompetenz.

Tips: Welchen Stellenwert hat psychische Gesundheit für Sie?

Weiß: Meine psychophysische Gesundheit ist mein höchstes Gut – nicht nur durch diesen Beruf. Ich gehe täglich spazieren und wöchentlich ins Fitnesscenter. Ich liebe Kultur und konsumiere diese bei jeder gut passenden Gelegenheit – und schreibe Tagebuch, um reflektiert zu bleiben.

• Achtsamkeit gegenüber den eigenen Bedürfnissen
• Ausgewogene Ernährung
• Ausreichend Schlaf
• Regelmäßige Bewegung (Spazierengehen ab 20 Minuten hat nachweislich antidepressive Wirkung)
• Sozial aktiv bleiben, Freunde treffen (nicht online!)
• Arbeit und Freizeit klar voneinander trennen
• Kreativität mehr Raum geben
• So oft als möglich lachen. Sich morgens vor dem Spiegel anlächeln, signalisiert dem Hirn: Ich bin zuversichtlich!
• Problemen und Konflikten nicht ausweichen. Professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen