BEZIRK KIRCHDORF. 466 Kuhmilch-Bauern kümmern sich im Bezirk Kirchdorf 365 Tage im Jahr darum, die Milch für den Konsumenten bereitzustellen. Dahinter steckt viel Arbeit, die auch gerecht entlohnt werden will. Mit den momentanen Milchauszahlungspreisen ist jedoch kaum eine kostendeckende Produktion möglich.
Bei der Produktion hochwertiger Milch sind unternehmerisches Denken und Handeln wichtiger denn je. Niedrige Preise wie gerade derzeit wirken sich negativ auf die Entlohnung der bäuerlichen Arbeit aus. Aktuell bekommen die Bauern für einen Liter 28 Cent netto. „Wir fordern die Abkehr von der Exportorientierung in der Milchwirtschaft. An der Regulierung der Milchmenge in der EU führt ebenso kein Weg vorbei“, sagte Judith Moser-Hofstadler, Vertreterin der Österreichischen Bergbauernvereinigung, bei einer Podiumsdiskussion in Schlierbach.
Hohes Angebot am Markt
„Das Milchangebot am europaweiten Markt ist sehr hoch und der Absatz stagniert, weil die Kaufkraft – vor allem in den südlichen Ländern Europas – zurückgegangen ist“, erklärt Peter Strutzenberger aus Micheldorf, Aufsichtsrat bei der Gmundner Molkerei, den niedrigen Milchpreis. Die Anlieferung an die Molkereien ist EU-weit, aber auch in Österreich zum Teil stark angestiegen. Die angespannte Situation am Milchmarkt betrifft auch die heimischen Milchbauern.
Intensive Diskussionen
Rund 300 Bauern des Bezirkes Kirchdorf liefern an die Gmundner Molkerei. Seit Monaten arbeiten Vorstand, Aufsichtsrat und Geschäftsleitung gemeinsam an einer Lösung der anhaltenden Abwärtsspirale. Mitte Februar informierte die Molkerei bei Sprengelversammlungen Mitglieder und Lieferanten über Neuerungen der Preisgestaltung und Vermarktung. Im Freizeitpark Micheldorf wurde nicht nur über die aktuelle Situation und die Zukunft, sondern auch über das Modell der Liefermengen-Stabilisierung diskutiert.
Kurz darauf fand eine über sechsstündige Sitzung im Werk des Unternehmens statt, bei der ein System der Mengenregulierung beginnend ab 1. März 2016 von den 40 bäuerlich gewählten Funktionären einstimmig bis auf Widerruf beschlossen wurde.
Liefermengen-Stabilisierung
Das Modell der „Liefermengen-Stabilisierung“ sieht einen Basis-Milchpreis von derzeit 27 Cent je Kilogramm Rohmilch vor. Dieser Basis-Preis bezieht sich auf die Durchschnitts-Monatsmenge des Jahres 2015. Bei Anlieferung einer geringeren Menge wird ein Bonus ausbezahlt. Erfolgt eine Überlieferung, kommt es zu einem Abzug. „Wir glauben, dass wir das Problem am Markt mit dieser Entscheidung in den Griff bekommen“, sagt Peter Strutzenberger.
Beispiel
Beispielsrechnung auf Basis von durchschnittlich 10.000 Kilogramm pro Monat angelieferter Rohmilch
- Bei einer Monatsmenge bis 9000 = Basispreis + 2 Cent
- Bei einer Monatsmenge von 9001 bis 9500 = Basispreis + 1 Cent
- Bei einer Monatsmenge von 9501 bis 10.499 = Basispreis von derzeit 27 Cent/Kilogramm
- Bei einer Monatsmenge von 10.500 bis 10.999 = Basispreis – 2 Cent
- Bei einer Monatsmenge ab 11.000 = Basispreis – 4 Cent
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