Jugendvertrauensräte sind die Vermittler zwischen Lehrlingen und Betriebsleitung
BEZIRK KIRCHDORF. Der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) kritisiert die seitens der österreichischen Bundesregierung geplante Senkung des aktiven Wahlalters bei Betriebsratswahlen von 18 auf 16 Jahre und die damit verbundene Abschaffung der Jugendvertrauensräte.
Für Lehrlinge ist der Jugendvertrauensrat (JVR) eine Anlaufstelle und tritt bei Problemen als Vermittler zwischen den Anliegen junger Kollegen und der Betriebsleitung ein. Darüber hinaus achten die Jugendvertrauensräte darauf, dass sämtliche Vorschriften, die etwa im Arbeitsverhältnis von Lehrlingen gelten, vom Betrieb auch eingehalten werden. Bei Betriebsratssitzungen nehmen sie mit beratender Stimme teil und haben ähnliche Rechte und Pflichten wie die Betriebsräte.
Sprachrohr der Lehrlinge
„Die Lehrlinge brauchen ein Sprachrohr – schafft man den Jugendvertrauensrat ab, würden ihre Anliegen nicht mehr intensiv behandelt werden“, kritisiert Philip Pawluk. Der 20-jährige Mechatroniker bei TCG Unitech in Kirchdorf ist seit 2015 Jugendvertrauensrat und seit vergangenem Jahr dessen Vorsitzender.
Eine helfende Hand
„Mit der geplanten Abschaffung nimmt die Regierung den Jugendlichen die Mitbestimmung im Betrieb“, ist auch der Landesvorsitzende der Österreichischen Gewerkschaftsjugend in Oberösterreich, Josef Rehberger, verärgert. Es liege auf der Hand, so Rehberger, dass es Jugendlichen leichter falle, mit Gleichaltrigen über ihre Probleme zu sprechen: „Gleichaltrige können sie besser verstehen als Betriebsräte, die teils viel älter sind. Speziell im Alter zwischen 15 und 20 Jahren verändert sich in einem Menschen sehr viel – und da braucht man oft eine helfende Hand.“
Jugendvertrauensräte sind die engagierten Betriebsräte von morgen
„Die Jugendvertrauensräte sind eine ,Kaderschmiede' für die Gewerkschaft. Sie sind die engagierten Betriebsräte von morgen, die bereits früh gelernt haben, sich für die Interessen ihrer Kollegen einzusetzen“, betont Josef Rehberger die Bedeutsamkeit der JVR.
Diese Strukturen einzureißen, sieht auch der ÖGB-Vorsitzende der Region Kirchdorf, Rudolf Diensthuber, kritisch: „Dass die Regierung in die Strukturen des ÖGB eingreift, hat es in der Geschichte der Zweiten Republik noch nie gegeben.“ Diensthuber vermutet: „Ziel ist es offenbar, den Gewerkschaften den Nachwuchs zu entziehen.“
Unterschiedliche Amtszeiten
Problematisch sei, laut Diensthuber, auch, dass durch die unterschiedliche Amtszeit von Betriebsrat (fünf Jahre) und Jugendvertrauensrat (zwei Jahre) manche Lehrlinge überhaupt nie die Möglichkeit haben würden, an einer Wahl in ihrem Betrieb teilzunehmen. „Gerade in der Region Kirchdorf gab und gibt es viele Beispiele, welch tolle, zielorientierte Arbeit die Jugendvertrauensräte leisten“, meint der ÖGB-Vorsitzende der Region Kirchdorf Rudolf Diensthuber.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden