
VORDERSTODER. Die geplante Skigebietserweiterung im Stodertal trifft nach wie vor auf entschiedene Gegenstimmen. Klimalandesrat Stefan Kaineder (Grüne) verweist auf die nun vorliegende Studie über die Entwicklung der natürlichen Schneedecke im Pyhrn-Priel Gebiet.
Im August dieses Jahres wurden von der Gemeinde Vorderstoder Pläne zur Errichtung eines neuen Skigebiets in Vorderstoder samt Verbindung mit dem bestehenden Skiort Hinterstoder vorgelegt. Zankapfel an dem Projekt ist nicht nur der massive Eingriff in die Natur, sondern auch, ob das Projekt aufgrund des immer schneller voranschreitenden Klimawandels wirtschaftlich überhaupt noch sinnvoll sein kann. Aktuell beträgt der globale Temperaturanstieg seit Mitte des 19. Jahrhunderts rund 1°C. In Österreich liegt der Temperaturanstieg bereits bei 1,8°C. Die Wissenschaft geht von einer weiteren Beschleunigung des Anstiegs bis 2050 aus. Eine vom WWF veröffentlichte Umfrage zeigte außerdem, dass die Bevölkerung mit großer Mehrheit einem zusätzlichen Ausbau von Skigebieten sehr kritisch gegenüber steht. „Wir müssen uns die Frage stellen, wie sinnvoll ein Skigebiet in einer Höhenlage zwischen 750 und 1200 Metern ist, wenn man bedenkt, dass die Klimaerwärmung weiter voranschreiten wird. Wir müssen uns gut überlegen, ob wir Millionen Steuergelder in ein derartiges Projekt stecken wollen“, fragt sich Kaineder, der in der nun vorliegenden Studie zur künftigen Schneesicherheit im Stodertal ein gewichtiges Argument gegen die Umsetzung der Pläne in Vorderstoder sieht.
Natürliche Schneedecke nimmt ab
Im Rahmen dieser Studie wurde die Entwicklung der natürlichen Schneedecke in der Pyhrn-Priel Region untersucht. Basis hierfür sind die gerasterten Beobachtungsdaten für Temperatur und Niederschlag sowie die mittels Schneemodel berechneten Schneedaten der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Im Zentrum steht dabei der Vergleich der Verhältnisse in der Klimanormalperiode 1961-1990 und den letzten 30 Jahren.
Im Mittel hat sich die Pyhrn-Priel Region in diesem Zeitraum um rund 1,2 °C erwärmt. Diese Erwärmung führte in den Tallagen dazu, dass sich der Zeitraum, während die Tagesmitteltemperatur unter 0 °C liegt, um rund 4 Wochen verkürzt hat. Diese Erwärmung wirkte sich auch auf die natürliche Schneedecke in der Pyhrn-Priel Region aus: Es zeigt sich ein klarer Rückgang der natürlichen Schneedecke und in Tallagen kommt bereits an mehr als 18 Tagen (aus 22 möglichen Tagen) keine Schneedecke mit 30 cm mehr vor.
Schneeanteil am Gesamtniederschlag geringer
Neben dem Rückgang der natürlichen Schneedecke gab es auch eine Abnahme des Schneeanteils am Gesamtniederschlag im Winterhalbjahr. In der Periode 1961-1991 fiel in den Tallagen bereits Ende November mehr als die Hälfte des Niederschlags in Form von Schnee, in den letzten 30 Jahren wurde dieser Wert erst Mitte Dezember erreicht. Durch das Sinken des Schneeanteils am Gesamtniederschlag muss man nun im Pyhrn-Priel Gebiet auch im Winterhalbjahr häufiger mit Regen rechnen. Dies besonders im Frühwinter, also auch im Advent. „Der technische Fortschritt wird zwar mit großer Sicherheit dafür sorgen, dass wir auch in schneearmen Lagen bis in die Täler Skifahren können, doch müssen wir uns gut überlegen, ob wir mit den Skiern auf weißen Bändern durch grüne Landschaft fahren wollen“, gibt Kaineder zu denken.