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Einige Unternehmer im Bezirk bieten bereits die Vier-Tage-Woche an

Susanne Winter, MA, 08.03.2022 19:15

BEZIRK KIRCHDORF. In vielen Betrieben herrscht Personalmangel und Arbeitgeber wollen möglichst attraktiv für neue Mitarbeiter sein. Immer mehr Unternehmer bieten deshalb die Vier-Tage-Woche an. Dieses Arbeitszeitmodell ist jedoch nicht für jeden Betrieb umsetzbar.

Luca Engleder, Andreas Lechner und Christian Schürz (v. l.) (Foto: privat)
photo_library Luca Engleder, Andreas Lechner und Christian Schürz (v. l.) (Foto: privat)

Einer, der die Vier-Tage-Woche seit Anfang 2020 erfolgreich umsetzt, ist Andreas Lechner, Geschäftsführer der Wohn(t)raumwerkstatt in Kremsmünster. Der Tischlermeister hat mit diesem Arbeitszeitmodell sehr gute Erfahrungen gemacht: „Wir haben uns dazu entschlossen, weil es sehr schwierig ist, Facharbeiter zu finden und die Vier-Tage-Woche ein Zusatzanreiz für die Arbeitnehmer ist.“ In seinem Betrieb arbeiten die Mitarbeiter abwechselnd in der ersten Woche Montag bis Donnerstag und in der zweiten Woche Dienstag bis Freitag. Somit ergibt sich jedes zweite Wochenende ein verlängertes Wochenende von vier Tagen. Zudem müssen die Mitarbeiter nur viermal pro Woche in die Arbeitsstätte fahren, damit sparen sie Zeit und Geld.

Laut Lechner seien die Rückmeldungen der Arbeitnehmer sehr positiv: „Ein Mitarbeiter hat sich sogar wegen der Vier-Tage-Woche für unseren Betrieb entschieden – in der Auswahl von fünf Tischlereien –, obwohl der Anfahrtsweg weiter ist.“

Zusätzlicher Wochenendtag

Elektro Kremsmair in Ried bietet seit 2019 den Elektrikern im Rahmen von deren Gleitzeitvereinbarung eine flexible Arbeitszeit. Der Freitag ist zwar genauso ein Arbeitstag, an dem aber Zeitausgleich konsumiert werden kann. Sollte man jedoch krank sein oder ist der Freitag ein Feiertag, wird dieser ganz normal beim Lohn abgegolten. Ist es einmal stressiger, wird auch am Freitag gearbeitet. „Die Möglichkeit, den Freitag bereits innerhalb von Montag bis Donnerstag hereinzuarbeiten, nutzen eigentlich alle Mitarbeiter“, erzählt Geschäftsführerin Doris Kremsmair: „Unsere Kollegen freuen sich sehr über einen zusätzlichen Wochenendtag, an dem sie ihren Freizeitbeschäftigungen nachgehen können. Wir haben sehr viele Mitarbeiter, die sich sozial engagieren oder eine Landwirtschaft haben. Von Montag bis Donnerstag ist es kein Problem, die Normalarbeitszeit von 38,5 Stunden zu erreichen.“

Weniger Überstunden

Die Firma Kremsmair hat sich für dieses Angebot entschlossen, weil „es vor allem ein großer Vorteil für die Mitarbeiter ist und wir dies auch als Benefit einsetzen können und als Arbeitgeber wieder attraktiver sind. Für uns als Betrieb sehen wir den Vorteil darin, dass nicht zu viele Überstunden aufgebaut werden. Nachteilig ist natürlich, dass wir am Freitag weniger flexibel sind für unsere Kunden. Störungen werden jedoch von einem geplanten Störungsdienstmitarbeiter erledigt.“

Arbeit insgesamt besser verteilen

Andreas Hubauer, ÖGB-Regionalsekretär in Kirchdorf: „Das Arbeitszeitgesetz gibt die Möglichkeit der Vier-Tage-Woche schon lange her. Sie dient oft als Benefit, um Mitarbeiter zu gewinnen und wird bei Baufirmen gerne angeboten.“ Aus Sicht des ÖGB geht die Frage, an wie vielen Tagen gearbeitet wird, aber nicht weit genug. Die entscheidende Herausforderung sei, die Arbeit insgesamt besser zu verteilen. Der ÖGB fordert, Überstunden zu reduzieren und die Normalarbeitszeit generell für alle zu verkürzen. Das schaffe neue Jobs, was wiederum die Arbeitslosigkeit reduziere, erleichtere die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und sei gut für die Gesundheit der Arbeitnehmer.

Nicht überall umsetzbar

Siegfried Pramhas, Bezirksstellenleiter der Wirtschaftskammer in Kirchdorf, gibt jedoch zu bedenken, dass die Vier-Tage-Woche nur in bestimmten Branchen und Betrieben wie zum Beispiel in der Sachgüterproduktion und eventuell im Handwerk umsetzbar sei. „Teilweise ist die Einführung von der Betriebsgröße abhängig. Eine solche Lösung ist meist nur interessant, wenn diese direkt mit dem Wochenende verknüpft werden kann“, weiß Pramhas: „In den Betrieben der Tourismus- und Freizeitwirtschaft, im Handel wie auch in weiteren Branchen ist diese nur sehr schwierig umzusetzen beziehungsweise würde eine verstärkte Inanspruchnahme einer Vier-Tage-Woche zusätzlichen Einsatz von Mitarbeitern erfordern. Aber auch in Branchen wie beispielsweise bei Bäckereien könnte das Auswirkungen haben.“

Längere Arbeitstage

Bei allen Vorteilen einer Vier-Tage-Woche müssten, laut dem WKO-Bezirksstellenleiter, diese Entwicklungen sehr wohl entsprechend berücksichtigt werden. Gleichzeitig sei auch festzuhalten, dass die Arbeitstage bei einer Vier-Tage-Woche doch entsprechend länger seien und sich durchaus negativ auf das eigene Wohlbefinden auswirken könnten. „Wie überall gibt es nicht nur Vorteile bei diesem System. Ein erfolgreicher ,Wirtschafts- und Lebensraum' braucht vor allem ein gutes Miteinander sowie eine vielfältige Wirtschaft mit motivierten Mitarbeitern und ausreichendem Angebot in den verschiedensten Bereichen“, meint Siegfried Pramhas.


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