Bürgermeister-Sprecher Christian Dörfel: "Als Bürgermeister muss man Route und Tempo vorgeben – wie ein Bergführer"
STEINBACH AN DER STEYR/BEZIRK KIRCHDORF. Sie sind das Oberhaupt ihrer Gemeinde, tragen Verantwortung für das Wohl ihrer Bürger und stehen alle sechs Jahre auf dem Prüfstand: die Bürgermeister. Welche Qualitäten als Bürgermeister besonders wichtig sind und was seine Kollegen derzeit beschäftigt, hat Tips mit dem neu gewählten Bürgermeister-Sprecher Christian Dörfel (ÖVP) besprochen.
Viermal jährlich finden sich die 23 Bürgermeister des Bezirkes Kirchdorf zusammen, um bei der sogenannten „Bürgermeister-Konferenz“ über aktuelle Themen und Herausforderungen zu sprechen. Fixpunkte der Treffen sind Berichte der Bezirkshauptmannschaft Kirchdorf, der Einsatzorganisationen und des Bürgermeister-Sprechers. So auch bei der erst kürzlich, Mitte September, stattgefundenen Herbst-Konferenz.
Einstimmige Wahl
„Mit den Nachbar-Gemeinden ist der Kontakt meist recht eng, aber in dieser Konstellation, mit allen Kollegen der 23 Gemeinden, kommen wir nur bei den Konferenzen zusammen“, sagt Christian Dörfel. Der Orts-Chef von Steinbach an der Steyr wurde im Zuge der vergangenen Wahlen im Herbst 2021 einstimmig zum „Obmann der Bezirksorganisation des oberösterreichischen Gemeindebundes“, kurz: Bürgermeister-Sprecher, gewählt. Damit ist Dörfel gemeinsam mit seinem Stellvertreter Franz Karlhuber (Wartberg, ÖVP) für seine Kollegen Servicestelle und Sprachrohr in Richtung Landes- und Bundesebene.
Der Bürgermeister-Sprecher als Problemlöser
Häufig gehe es bei der Arbeit als Bürgermeister-Sprecher um Hilfe bei der Umsetzung konkreter Pläne, wie die Beschaffung eines neuen Feuerwehrfahrzeuges oder die Einreichung eines Verkehrskonzeptes. „In meiner Funktion geht es auch darum, gemeinsame Anliegen, wie beispielsweise die mangelhafte Postzustellung in der Pyhrn-Priel Region und im Kremstal, weiterzuleiten und Lösungen zu finden“, sagt Dörfel. Dafür können bei den Bürgermeister-Konferenzen auch Resolutionen, also Beschlüsse mit gewissen Forderungen, gefasst werden.
Große Herausforderung: steigende Energiepreise
Neben der Gemeindefinanzierung NEU und den Versicherungsmöglichkeiten gegen Cyber-Angriffe waren vor allem die steigenden Energiepreise Thema der vergangenen Bürgermeister-Konferenz. „Jede Gemeinde hat natürlich noch ihre eigenen Themen, aber vieles betrifft alle in der Region. Da macht es Sinn, nachzufragen, wie das die anderen Bürgermeister handhaben. Gerade in unserem Amt ist ein regelmäßiger Austausch sehr wertvoll“, sagt Dörfel. Dieser Austausch ist vor allem für die im vergangenen Herbst neu gewählten Bürgermeister (Ried, Oberschlierbach, Molln, Hinterstoder, St. Pankraz, Roßleithen und Windischgarsten) bedeutsam. Denn eine verpflichtende Ausbildung zum Bürgermeister gibt es nicht – „da ist der Wissenstransfer untereinander umso wichtiger“, so der Steinbacher.
„Nein“ sagen können
Dabei stehen nicht nur organisatorische Fragen im Vordergrund: Wie gehen die Kollegen mit der Verantwortung um, wie bringen sie ihr Amt mit ihrem Privatleben unter einen Hut? „Das alles sind Fragen, auf die die Bürgermeister individuell eine Antwort finden müssen – wo man sich aber vielleicht das ein oder andere von den Kollegen abschauen kann“, sagt Dörfel. Er selbst versuche, sich regelmäßig von der Arbeit abzugrenzen und bewusst Zeit mit der Familie zu verbringen.
„Keiner kann 24/7 nur für die Gemeinde im Einsatz sein.“
Ein Tipp, den er auch anderen, neuen Bürgermeistern ans Herz legt: „Auszeiten sind wichtig, sonst verliert man sich in der Arbeit. Keiner kann 24 Stunden sieben Tage die Woche nur für die Gemeinde im Einsatz sein.“ Dafür sei es notwendig, Grenzen zu setzen und „Nein“ sagen zu können. „Es ist schwierig und gelingt nicht immer. Aber nach fast 20 Jahren im Amt kann ich sagen: Es wird leichter“, so der Steinbacher, der noch betont: „Das Wichtigste ist aber, als Bürgermeister authentisch zu bleiben und den eigenen Weg zu gehen. Wir müssen ausdauernd sein und das Tempo unserer Gemeinde vorgeben – wie ein Bergführer.“
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