Lesung in Kirchschlag: ein Buch über eine Pilgerschaft
In seinem Buch „Himmel, Herrgott, Portugal“ erzählt Herbert Hirschler von seiner Pilgerschaft über 750 Kilometer. Am 20. April kommt er in das Pfarrzentrum Kirchschlag.
Tips: Wie war der Jakobsweg für Sie?
Herbert Hirschler: Die Zeit am Jakobsweg sehe ich als Geschenk. Sieben bzw. vier Wochen (ich war ja zweimal unterwegs) nur für sich selbst Zeit zu haben, die Natur zu genießen, keine Termine zu haben, nichts noch schnell fertigbringen zu müssen, einfach nur wandern zu dürfen – es ist wie ein „Reset“ des gesamten Körpers.
Tips: Woran erinnern Sie sich gern?
Herbert Hirschler: Auch wenn ich die am Weg verlorenen 15 Kilo längst wiedergefunden habe, bleibt doch die Erinnerung an besonders schöne Momente, an die Ruhe am Weg, die Sonnenuntergänge, die Begegnungen mit den Einheimischen und anderen Pilgern für immer tief in mir.
Tips: Warum sind Sie den Jakobsweg gegangen?
Herbert Hirschler: Das Buch „Ich bin dann mal weg“ von Hape Kerkeling hat mich irgendwie inspiriert, danach habe ich sämtliche Bücher über den Jakobsweg verschlungen und wollte ihn irgendwann mal – in Pension – selbst bewältigen. Als IT-Manager im Hauptberuf und als Musiktexter für mittlerweile beinahe 700 Titel quer durch den Gemüsegarten der Schlager- und Volksmusik war ich immer bis über beide Ohren mit Arbeit umgeben. Dazu meine Familie mit zwei Kindern und einem Hund – nie hätte ich mir vorstellen können, das irgendwann mal früher zu machen. Aber dann mussten wir 2009 und 2010 unseren Urlaub abbauen, ich hatte mehr als 80 Tage – und plötzlich war der Jakobsweg ein Thema. Meine Familie gab mir frei, denn sie wussten natürlich schon, dass dieser Weg so lange in mir brannte, irgendwie hat es dann auch mit der Firma geklappt, und so bin ich 2010 das erste Mal auf den Weg gekommen – auf die Ruta del Norte, 1100 Kilometer am nordspanischen Küstenweg. Von Hendaye über San Sebastian, Bilbao, Gijon bis Santiago de Compostela und weiter nach Finisterre und Muxia. 2016 war ich dann wieder unterwegs, als (lt. Internetforum über portugiesischen Jakobswege) erster deutschsprachiger Pilger überhaupt bin ich die Küstenvariante von Lissabon nach Porto gewandert. Über diese portugiesischen 750 Kilometer darf ich auch in Kirchschlag erzählen.
Tips: Was haben Sie mitgenommen von Ihrer Reise?
Herbert Hirschler: Stress und Hektik wurden auf den Jakobswegen zu völligen Fremdwörtern für mich, und die ersten Monate danach kam auch nichts davon an mich heran. Irgendwann kommt man natürlich wieder rein ins Leben, in den Alltag, wo es auch wieder hektisch und stressig wird – aber ich habe für diese Augenblicke „Ankerpunkte“ von besonders schönen Stellen auf meinen Jakobswegen und kann mich sozusagen wieder zurück „beamen“ auf meinen Camino – und schon verspüre ich wieder die Ruhe und Ausgeglichenheit, die mich auf meinen Jakobswegen immer begleitet hat.
Tips: Was wollen Sie den Menschen mit Ihrem Buch mitgeben?
Herbert Hirschler: Wer selbst schon mal mit dem Gedanken gespielt hat, einen ähnlichen Weg zu gehen, es sich aber nicht „zutraut“, „unabkömmlich“ ist, nicht trainiert ist, Angst vor Hunden, Fremden oder Herbergen hat, oder auch sonst irgendwelche Gegenargumente, die einem so in den Sinn kommen, dem möchte ich einfach mitgeben: Macht es trotzdem! Geht einfach los und springt über euren Schatten. Diese Zeit ist ein Geschenk und wenn ein etwas sehr übergewichtiger Durchschnitts-Wanderer wie ich das schafft, dann können es andere ganz bestimmt auch.
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