Zahl der Waffenbesitzkarten in Bezirk und Stadt Krems seit 2010 explodiert
Bezirk Krems. In Stadt und Bezirk Krems ist die Zahl der neu ausgestellten Waffenbesitzkarten in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen. Bezirkspolizeikommandant Manfred Matousovsky versteht zwar die Ängste der Bevölkerung vor terroristischen Bedrohungen, spricht sich aber auch für eine nüchterne Betrachtungsweise der Problematik aus. So gebe es deutliche Unterschiede zwischen der tatsächlichen Gefährdungslage und der subjektiven Wahrnehmung.
Im Jahr 2010 wurden im Bezirk Krems laut Bezirskshauptmannschaft nur 23 Waffenbesitzkarten ausgestellt. Voriges Jahr waren es bereits 315. Das ist ein drastischer Anstieg um fast 1.270 Prozent innerhalb von sechs Jahren. Für die Stadt Krems gilt, dass 2010 lediglich sieben Waffenbesitzkarten ausgestellt wurden und im Vorjahr schließlich 122. Hierbei handelt es sich um einen noch deutlicheren Anstieg von knapp 1.400 Prozent in nur sechs Jahren. Im Bezirk Krems sind derzeit insgesamt 1693 gültige Waffenbesitzkarten im Umlauf, in der Stadt Krems sind es aktuell 584. Tips sprach mit dem Kremser Bezirkspolizeikommandanten Manfred Matousovsky darüber, wie er sich diese Zunahme erklärt.
Aktuelle Terrorbedrohung
Matousovsky glaubt, dass sich die Bevölkerung in Zeiten der medialen Überpräsenz von Terrorbedrohungen stark verunsichert fühlt und wahrscheinlich deshalb vermehrt zur Waffe als Hilfsmittel bei der Selbstverteidigung greift. Gleichzeitig macht er der Presse allerdings auch keinen Vorwurf: „Die Medien müssen über Fälle wie in Nizza, Berlin oder Paris berichten. Wenn so etwas passiert, macht man sich natürlich schon Gedanken, was hier bei uns passieren kann“, so der Bezirkspolizeikommandant, der nach eigenen Angaben zu Hause ebenfalls eine gut versperrte Glock im Schrank hat.
„Kein geeigneter Schutz“
Zu Selbstverteidigungszwecken rät er allerdings strikt davon ab, von der Schusswaffe Gebrauch zu machen. „Wenn jemand eine Waffe besitzt, sollte er genau über ihre Handhabung Bescheid wissen und den richtigen Umgang damit regelmäßig üben“, so Matousovsky. In ungeübten Händen sorge eine Waffe eher für weniger, als für mehr Sicherheit. Matousovsky unterstreicht die Aussage von Bundesinnenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP), der kürzlich sagte, dass es ohnehin keine hundertprozentige Sicherheit gebe. „Ich wünsche mir, dass die Menschen öfter zum Hörer greifen, wenn sie etwas Verdächtiges beobachten und die Polizei darüber informieren“, so der Kommandant. Der Griff zur Schusswaffe löse keine Probleme. Die aktive Mithilfe der Bevölkerung bei einem konkreten Terrorverdacht allerdings schon.
Waffenhändler: „Kein Trend“
Der Kremser Waffenhändler Marcus Huber sieht hingegen keinen Trend zu mehr Waffen. „Vor zehn Jahren waren bundesweit noch 380.000 Waffenbesitzkarten im Umlauf, mittlerweile sind es wieder knapp über 280.000“, so Huber. Er weist auch auf höhere Kosten und strengere gesetzliche Richtlinien bei der Vergabe von Waffenbesitzscheinen hin. So sei beispielsweise die Gebühr für das psychologische Gutachten im Zuge der Beantragung des Waffenscheins von 180 auf 280 Euro erhöht worden. Seine Kunden seien hauptsächlich Sportschützen und Jäger.
Überhaupt betont Huber, dass es noch lange keinen Schutz bringt, eine Waffe zu Hause zu haben. Der Experte empfiehlt Waffenbesitzern öfter auf den Schießstand zu gehen als im vorgeschriebenen Fünfjahresrhythmus zur Erneuerung der Waffenbesitzkarte.
So kommt man zur Waffe
In Österreich kann jeder, der die folgenden Kriterien erfüllt, eine genehmigungspflichtige Schusswaffe beantragen: Man muss unbescholten sein, darf also noch keine Straftat begangen haben. Es braucht einen Nachweis über den sachgemäßen Umgang mit Schusswaffen, zum Beispiel den „Waffenführerschein“. Der Antragsteller muss mindestens 21 Jahre alt und Bürger des Europäischen Wirtschaftsraumes sein (Europäische Union plus Island, Liechtenstein und Norwegen). Bei der Antragsstellung ist ein positives psychologisches Gutachten vorzuweisen. Der so genannte „Psychotest“ kann beim Kuratorium für Verkehrssicherheit um 283,20 Euro absolviert werden. Nach Erteilung der Waffenbesitzkarte ist alle fünf Jahre eine Verlässlichkeitsprüfung durchzuführen.
Vorsicht bei freien Waffen
Davon ausgenommen sind freie Waffen, die von allen Personen nach Vollendung des 18. Lebensjahrs erworben werden dürfen. Falls kein psychologisches Gutachten vorliegt, gilt beim Kauf eine dreitägige „Abkühlungsphase“. Während dieser Zeit überprüft der Waffenhändler, ob gegen den Käufer ein aufrechtes Waffenverbot besteht. Ist dies nicht der Fall, dürfen freie Waffen wie Elektroschocker, Gasdruckpistole, Luftdruckgewehr oder Pfefferspray gekauft werden. Polizei gegen Pfefferspray Der Kremser Bezirkspolizeikommandant rät Frauen bei der Selbstverteidigung vom Gebrauch des Pfeffersprays ab, da die Möglichkeit bestehe, dass der Angreifer das Spray gegen sie selbst einsetzt. „Wenn man sich mental auf die Möglichkeit eines Angriffs einstellt, ist man im Ernstfall besser vorbereitet. Sonst hat jegliches Mittel zur Selbstverteidigung nur die halbe Wirkung“, so Matousovsky.
Taschenalarm als Alternative
Die Polizei rät Frauen, die sich schützen wollen, zum Gebrauch von Taschenalarmen. Diese geben einen bis zu 120 Dezibel lauten Ton von sich, der Angreifer in die Flucht schlagen soll. Waffenhändler Marcus Huber empfiehlt dagegen den Griff zum Pfefferspray: „Wenn man dem Angreifer gezielt auf die Brust sprüht, ist dieser außer Gefecht und man hat Zeit, die Flucht zu ergreifen“.
So gut wie keine Delikte
Generell gilt laut Bezirkspolizeikommandant Matousovsky, dass es in Krems trotz steigender Zahlen bei den Waffenbesitzkarten so gut wie keine Zwischenfälle zu verzeichnen gibt. „Bis auf ganz wenige Einzelfälle gibt es keine Vorkommnisse in Verbindung mit Gewehren oder Faustfeuerwaffen“, so der Kommandant. Als Polizist führe man die Dienstwaffe zwar immer mit, allerdings in der Hoffnung, diese niemals einsetzen zu müssen.<
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden
18.02.2017 09:35
Pfefferspray
Also auf die Brust gesprüht hilft der Pfefferspray nur bei an Nackerten und dann brennt eahm a nur da Nippel. Heast Leitln, des Zeug ghört ins Gsicht. Jeder ist für seine Sicherheit selbst zuständig. Wenn alles vorbei ist kumt noch aner Viertlstund de Polizei und schreibt auf was passiert ist, des hilft dir halt ned weiter. Weil an nackerten kannst danach ned in die Tasche greifen.
11.02.2017 21:03
Kompletter Schwachsinn
Ein Beamter im Elfenbeinturm erklärt dem niederen Fußvolk das es sich gefälligst ermorden, ausrauben oder vergewaltigen lassen soll? Dem hat anscheinend noch niemand gesteckt welches Jahrhundert wir haben und das die Polizei kein sakrosanktes Monopol auf Selbstverteidigung hat. Das einzige Argument wo ich seiner Meinung bin ist das die Leute das Schießen, auch unter Stress, üben müssen und nicht, wie ich letztens entsetzt auf die Frage wie oft er den Schiessen geht, als Antwort nur kam "Goa net! Nua waun i vuaglodn werd." Für solche Leute habe ich kein Verständnis. Kurse bei z.b. TAPC sollten eine Selbstverständlichkeit sein.
10.02.2017 19:13
Unfug
Sich gegen einen tatsächlichen Angriff nicht zu wehren ist so ziemlich das dämlichste.