Roland Düringer im Interview: Warum er nicht mehr der „lustige Roli“ sein will
MAUTERN. Mit Filmen wie „Hinterholz 8“ und „Muttertag“ hat er einst österreichische Kinogeschichte geschrieben. Jetzt kommt Roland Düringer mit seinem neuen Programm „Der Kanzler“ in die Mauterner Römerhalle. Tips hat den Ausnahmekünstler zum Interview gebeten. Karten für den Abend gibt es auf www.bestmanagement.at.
Tips: Was dürfen sich die Besucher von Ihrem neuen Programm „Der Kanzler“ erwarten?
Roland Düringer: Am besten nichts. Zu hohe Erwartungen sind immer schlecht. Im Unterschied zu den letzten Jahren spiele ich wieder mehrere Rollen und erzähle eine Geschichte. Man sollte ohne Erwartungen hingehen und sich darauf einlassen.
Tips: Den Politiker spielten Sie zuletzt nicht nur auf der Bühne. Bei den Nationalratswahlen 2017 hat die Liste „GILT“ rund 48.000 Stimmen bekommen. Warum hat es nicht zu mehr gereicht?
Düringer: Weil es nie darum gegangen ist, besonders viele Stimmen zu bekommen. Das Ganze war als Kunstprojekt angelegt. Ich wollte damit aufzeigen, wenn du wählen gehst, gehört deine Stimme jemand anderem und du legitimierst damit ein System, in dem du die nächsten fünf Jahre wieder nicht mitreden darfst.
Tips: Die Beschreibung Ihres Programms hört sich an wie eine Folge der Vorstadtweiber: Intrigen, Manipulation, schmutziges Geschäft … Wie sehr ist „Der Kanzler“ eine Abrechnung mit der österreichischen Politik?
Düringer: Es ist keine Abrechnung. Mich hat immer das Beobachten von Menschen innerhalb von bestimmten Systemen interessiert und nichts anderes mache ich in „Der Kanzler“. Mir geht es darum, den Besuchern vor Augen zu führen, wie sich Menschen in unterschiedlichen Situationen verhalten.
Tips: Sie haben sich vor einigen Jahren von der Mehrheitsgesellschaft abgewendet und verzichten beispielsweise großteils auf Handy, Fernsehen oder Auto fahren. Wie geht es Ihnen heute mit dieser Entscheidung?
Düringer: Von der Mehrheit habe ich mich schon mit 15 abgewendet. Ich war immer ein Querdenker, der sich nicht mit einfachen Antworten zufrieden gegeben hat. Dadurch wurde ich nie Teil des Systems. Den „lustigen Roli“ spiele ich nur. So wie ich jetzt lebe, habe ich alles, was ich brauche, in einer sehr reduzierten Form. Diese Reduktion finde ich sehr wichtig. Man muss sich immer die Frage stellen, wie viel brauche ich wirklich um glücklich zu sein?
Tips: In Ihrem aktuellen Programm schlüpfen Sie wieder in unterschiedliche Rollen. Wie sehr haben Sie das in den vergangenen Jahren vermisst?
Düringer: Ich habe dafür andere Dinge gemacht und auch in einigen Filmen mitgespielt, deshalb habe ich es nicht so vermisst. „Der Kanzler“ ist für mich aber etwas Neues, weil ich das Stück immer weiter entwickeln kann. Ich spiele sieben Figuren und habe den Luxus, jeden Abend etwas auszuprobieren. Das macht es auch für mich interessanter.
Tips: Man hat bei Ihren Auftritten der jüngeren Vergangenheit oft das Gefühl, Roland Düringer möchte seine Popularität dazu nützen, um die Mehrheitsgesellschaft wachzurütteln?
Düringer: Es geht gar nicht um die Mehrheit, deren Verhalten kannst du nicht einfach so ändern. Aber man kann einer Minderheit Mut machen. Die große Frage ist für mich, wenn ich in der Öffentlichkeit stehe und eine gewisse Popularität habe, möchte ich das nutzen, um ein Sprachrohr zu sein? Oder schaue ich lieber auf mich und erzähle ein paar Witze auf der Bühne und denke mir aber, ihr Volltrottel finanziert mein Ferienhaus in der Toskana. Zugegeben, der andere Weg wäre sicher der einfachere gewesen.
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