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Wie Dörfer langfristig am Leben erhalten werden können

Claudia Brandt, 28.02.2020 18:09

KREMS. Groß war der Andrang, als am 21. Februar im Kino Kesselhaus die Zukunft der ländlichen Räume im Mittelpunkt stand. Die LEADER-Regionen Kamptal und Wachau-Dunkelsteinerwald nahmen die Premieren-Tour des Dokumentarfilms „Rettet das Dorf“ von Regisseurin Teresa Distelberger zum Anlass, um aufzuzeigen, welche Initiativen bei uns zu einer positiven Zukunft der ländlichen Räume beitragen.

Foto:: Ingrid Sonnleithner
Foto:: Ingrid Sonnleithner

Zu Beginn des Impulsabends stellten sich innovative Nahversorger vor und diskutierten über Landflucht und ihr Engagement dagegen. Anschließend wurde der 75-minütige Dokumentarfilm gezeigt. Ein Publikumsgespräch mit Regisseurin Teresa Distelberger und Landärztin Heidelinde Schuberth aus Schiltern rundete den Abend ab.

Treffpunkte schaffen

Obmann Josef Edlinger von der Leader Region Kamptal: „Bevölkerungsprognosen zeigen, dass die Einwohnerzahlen in den nächsten Jahren in ländlichen Regionen österreichweit zurückgehen. Gleichzeitig gibt es ein großes Interesse am Land zu wohnen. Beeindruckend ist für mich die wachsende Zahl an Menschen, die selbst Hand anlegen um unsere Ortschaften lebendig zu halten. Wichtig ist, dass Treffpunkte geschaffen werden, wo die Leute zusammenkommen und Verantwortung übernehmen können.“

An einem Strang ziehen

Im Gespräch mit den Vertretern der Initiativen kristallisierte sich schnell heraus, dass Gemeindepolitiker und Bewohner an einem Strang ziehen müssen, um ein aktives Dorfleben und die notwendige Infrastruktur zu erhalten. In manchen Bereichen wird es auch neue Konzepte und Ideen brauchen.

Rundum-Paket wichtig

Der Spitzer Bürgermeister Andreas Nunzer, Obmann der Leader Region Wachau-Dunkelsteinerwald, auf die Frage was lebendige Orte ausmacht: „Lebensqualität und Arbeitsplätze sind ausschlaggebende Faktoren für Landgemeinden. Die klassischen Vereine wie Musikkapelle, Feuerwehr, Fußball tragen viel dazu bei, dass junge Leute auch während Ausbildungsphasen mit dem Dorf verbunden bleiben. Wichtig ist auch, dass es eine Offenheit für Neues gibt, die eine Gemeinde lebendig bleiben lässt: Interessante Wohnprojekte, gute Kinderbetreuung, eine Arbeitsgruppe in der Gemeinde an der sich Bürgerinnen und Bürger beteiligen können oder ein offenes Ohr und Unterstützung für die, die Ideen einbringen.“

Vier innovative Projekte vorgestellt

Zu Beginn des Impulsabends wurden fünf innovative „Nahversorger“ vorgestellt. Die Foodcoop Langenlois wurde gegründet, um einer Gruppe von Interessierten wöchentlich den Einkauf von regionalen Lebensmitteln an einem gleichbleibenden Standort zu ermöglichen. So erspart man sich Fahrkilometer, übernimmt selbst Arbeitsleistungen und tauscht sich regelmäßig aus.

Kulturprogramm und Einkaufsmöglichkeit

Dem Steuerungsteam des „Musikimpuls Dunkelsteinerwald“ ist es eine Herzensangelegenheit, dass Kulturveranstaltungen nicht „von oben“ aufgezwungen werden, sondern das Bürger angeleitet werden, ihre eigenen Ideen aus dem kulturell und musikalisch fruchtbaren Boden des Dunkelsteinerwaldes wachsen zu lassen. Der Verein „Unser G'schäft“ sorgt seit 2018 für eine intakte Nahversorgung in Bergern im Dunkelsteinerwald. Nachdem es 25 Jahre keine Einkaufsmöglichkeit im Ort gab, übernahm der Verein den Nah & Frischmarkt mit einer Fläche von 140 Quadratmetern Verkaufsfläche. Zusätzlich zu Waren des täglichen Bedarfs werden regionale Spezialitäten und über 250 Bio Produkte angeboten.

Hilfe für ältere Mitbürger

„Nachbarschaftshilfe PLUS“ ist eine soziale Drehschreibe, die Angebot und Nachfrage von Freiwilligen und Personen, die Hilfe brauchen, koordiniert. Über einen Trägerverein vermitteln Teilzeitkräfte ehrenamtliche Helfer, die alltägliche Besorgungen wie Fahr- und Einkaufsdienste aber auch zwischenmenschliche Aufgaben wie Karten spielen, Spazieren gehen und vieles mehr übernehmen. Für die Nutzer, ältere Personen in der Phase vor der Pflegestufe, sind diese Dienste kostenlos und völlig unbürokratisch, die ehrenamtlichen Mitarbeiter erhalten den Fahrtspesenaufwand ersetzt, sind haftpflicht- und unfallversichert und erhalten Unterstützung durch die Büromitarbeiterinnen.


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