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„Weiterentwicklung der Gedenkstätte Gusen ist ein großer Meilenstein“

Mag. Melanie Mai, 11.05.2020 12:34

LANGENSTEIN. Die Rechercheplattform Addendum hat jene vom Innenministerium in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie online gestellt, die bislang zurückgehalten wurde. Ein paar Tage später beschloss die Regierung die noch vorhandenen Liegenschaften zu kaufen. 

Die Machbarkeitsstudie gibt Einblicke zur Erweiterung der KZ-Gedenkstätte Gusen. Foto: KZ Gedenkstätte Mauthausen

Zur dauerhaften Sicherung der erhaltenen Bauwerke und Elemente des Lagers verpflichtet, wurden im Rahmen der Studie Möglichkeiten zur Nutzung einzelner Liegenschaften untersucht.Alle umfassen das gleiche Areal von knapp 60.000 Quadratmeter, das sich vom ehemaligen Torgebäude – dem „Jourhaus“ – über die SS-Baracken und den früheren Appellplatz bis zum Steinbrecher erstreckt.

Vier unterschiedliche Szenarien

Szenario 1 ist ein „Archäologiepark“: Hier ist die Idee, dass die noch bestehenden Gebäude in den Zustand von 1945 rückgebaut werden. Mauerreste und Fragemente werden freigelegt und zeitgemäß restauriert. Damit die Vermittlungsarbeit funktionieren kann.

Das zweite Szenario ist ein „Erinnerungspark“. Hier soll der Natur Raum gegeben werden. Die Gebäude werden dabei dem natürlichen Erosionsprozess übergeben. Dieser langsame Verfalls wird begleitet und gestaltet. Die Vermittlungsarbeit entfällt hier und das Areal wäre für alle geöffnet.

Ein „Begegnungspark“ ist das dritte Szenario der Studie. Es ist ein vielfältig gestalteter Ort der Begegnung der optimistisch in die Zukunft blickt. Alle Gebäude werden saniert und funktionstüchtig instand gesetzt. Das Konzept der Vermittlung wird ergänzt durch einen internationalen Forschungsschwerpunkt, der sich auf Toleranz, Begegnung und Teilhabe spezialisiert. „

Fünf Orte der Erinnerung“ stellt das vierte Szenario dar. Hier sind fünf charakteristische Szenarien an einem Ort zu einem großen Park vereint. Das Areal wird in Abschnitte untereilt: Ort der Begegnung, Ort des Erforschens, Ort der Erinnerung, Ort des Begreifens, Ort des Gedenkens.

Die Studie soll nun eine Entscheidungsgsrundlage liefern, welche Liegenschaften für eine geplante Nutzung einer Gedenkstätte sinnvoll angekauft werden sollen. Die Eigentümer der zur Diskussion stehenden Gebäude und Grundstücke stehen einem Verkauf offen gegenüber. Wichtig für die Studienautoren ist, dass die Bevölkerung sowie private und öffentliche Initiativen eingebunden werden.

Wichtiger Schritt

Als wichtiges Signal bezeichnet die SPÖ-Sprecherin für Erinnerungskultur, Sabine Schatz, den Beschluss der Regierung vom 7. Mai, die noch vorhandenen Liegenschaften des ehemaligen KZ Gusen kaufen zu wollen. „Ich hoffe, dass die Republik auch für die Liegenschaften rund um das Stollensystem „Bergkristall“ Kaufsverhandlungen startet, diese waren in der Machbarkeitsstudie nicht enthalten, gehören aber zum Lagersystem Gusen mit dazu,“ so Schatz.

Für die KZ-Gedenkstätte Mauthausen ist der Beschluss der Bundesregierung, in Verhandlungen über Ankauf von Grundstücken in Gusen einzutreten, ein wichtiger Schritt. „Diese Entscheidung ist ein Meilenstein für die Gedenkkultur in Österreich und die Aufarbeitung der Geschichte zwischen 1938 und 1945“, sagt Barbara Glück, Direktorin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen. Auf diesen Grundstücken befinden sich heute noch wesentliche historische Überreste und Gebäude des ehemaligen Konzentrationslagers Gusen. Die Integration dieser bedeutsamen Bereiche in die bestehende KZ-Gedenkstätte Gusen wäre eine wichtige Stärkung der Erinnerungskultur in Gedenken an die Opfer dieses in Österreich lange Zeit wenig bekannten Zweiglagers des KZ Mauthausen.

„Anliegen der regionalen Bevölkerung beachten“

Barbara Glück sieht darin auch einen Erfolg der Arbeit der Gedenkstätte. Diese ist seit 1997 für den Erhalt des bestehenden Gusen Memorial zuständig und setzt sich seither in enger Zusammenarbeit mit regionalen Gedenkinitiativen für eine Stärkung des Gedenkens an diesem ehemaligen Verbrechens- und Leidensort ein. „Die KZ-Gedenkstätte Mauthausen wird sich dafür einsetzen, dass die weitere Gestaltung der neuen Grundstücke unter Einbeziehung regionaler, nationaler und internationaler Interessenvertreter erfolgt. Auch die Anliegen der regionalen Bevölkerung müssen bei einer Erweiterung der Gedenkstätte, die mitten im Ortsgebiet von Langenstein liegt, gehört werden“, sagt Glück.


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