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Leondinger Original hat viel zu erzählen: Von Gerti, Mariandl und dem ersten echten Eis am Leondinger Stadtplatz

Silke Kreilmayr, 24.04.2019 14:46

LEONDING. Egal ob beim Hummerin Rufling, im AlhartingerHof, im Café Mariandl oder beim Feuerwehrfest – wer schon länger in Leonding lebt und einmal im Wirtshaus war, der kennt auch Gerti Mayr (77). Denn Gerti war immer da, wenn Not am Mann herrschte. Dafür hat sie 1995 auch das Ehrenzeichen der Stadt Leonding erhalten.

Gerti Mayr bei Interview im Café Schwarz am Leondinger Stadtplatz Foto: Tips/Kreilmayr
photo_library Gerti Mayr bei Interview im Café Schwarz am Leondinger Stadtplatz Foto: Tips/Kreilmayr

„Geboren bin ich in Oftering,aber gefunden hat mich der Hummer aus Rufling“, erzählt Gerti bei unserem Treffen im Café Schwarz am Stadtplatz. Und stolz ist sie, in einem der letzten Traditionsgasthäuser als Wirtschafterin gearbeitet zu haben.

Ob sie denn das Gastgewerbe gelernt habe? „Ach was, ich bin ein Naturtalent“ – so schlagfertig ist Gerti. Aber das wissen die Leondinger ohnehin.

Acht Jahre hat sie beim Hummer in Rufling gearbeitet,von dort ist sie dann ins Café Mariandl gewechselt, wo sie auch vier Jahre lang für die Gäste da war. Und so ist es weitergegangen. Einen Job suchen oder gar ein Vorstellungsgespräch absolvieren, das hatte Gerti nie nötig.

„Mich hat immer wieder wer geholt, weil jeder wollte, dass ich für ihn arbeite.“

Auch heute arbeitet Gerti noch. Jeden Mittwoch am Bauernmarkt in der PlusCity für einen Weinbauern.“Da ist immer was los, das können Sie sich nicht vorstellen,das ist eine Hetz.“

Grundsätzlich ist sie aber in der wohl verdienten Pension. Denn leicht hatte es Gerti Mayr auch nicht im Leben.Ihr Mann ist bereits mit 41 Jahren gestorben, sie war damals 46. „Als mein Mann gestorben ist, hab ich seine Spenglerei weitergeführt .Zehn Jahre ist das gut gegangen, dann bin ich in Konkurs gegangen. Das war natürlich nicht leicht, das ist ja ein totaler Männerberuf.“

Ein intensives Leben

Aber auch als ihr Mann noch lebte, hat Gerti – neben der Arbeit in der Gastronomie – schon halbtags bei ihm im Büro ausgeholfen.Das war ein intensives Leben. „Und wenn ich mich daheim einmal beschwert habe,wenn mein Mann länger nicht vom Frühschoppen heimgekommen ist, dann hat er nur gesagt „Die Zeit, die du im Wirtshaus verbracht hast, die kann ich nie mehr aufholen““, lacht Gerti – weil er recht hatte. Gearbeitet hat Gerti Mayr auch im Gasthaus Strohmair in Bergham, einem der ältesten Gasthäuser in Leonding.

Das erste Backhendl

Dort gab es die ersten Backhendln der Gegend. „Das war eine Errungenschaft, da sind die Leute von überallher gekommen“, erinnert sich die Pensionistin. Backhendln habe es vorher nur beim Gasthaus „Schaich in Wallern“ gegeben.

Später, bei ihrer Tätigkeit in der Wibau-Kantine, kamen die Hendln von der Bäckerei Huber. „Das waren die besten Brathendln, die aus dem Brotofen. Auch Truthähne wurden früher oft vom Bäcker gebraten. Heute geht das natürlich nicht mehr, sind ja alle elektrisch,die Öfen.“

Und neben den Backhendln erinnert sich Gerti Mayr an eine weitere Premiere in Leonding: das erste Eis! Denn im Café Mariandl am Stadtplatz habe es das erste richtige Eis in Leonding gegeben. Schlögl hießder Besitzer. „Das muss irgendwo zwischen 1965 und 1970 gewesen sein. Das Mariandl hat eine große Terrasse gehabt und das war natürlich das Beste für die Gäste, wenn man ihnen da im Sommer ein Eis servieren konnte.“

Überhaupt habe sich im Mariandl einfach alles getroffen. Neben der Terrassewar auch der Keller sehr beliebt.“Das war ein ganz tolles Tanzlokal,mit Live-Musik und allem Drum und Dran. Kuschelkeller wurde der genannt“, so Gerti.

Auch mittags ging das Mariandl hervorragend. „Alle sind zum Essen gekommen, die Mitarbeiter von der Gemeinde, von der Post und von der Gendarmerie.“

Heute lebt Gerti im betreubaren Wohnen im Zentrum. „Aber meine zweite Heimat ist der Friedhof“, fügt sie sofort hinzu.

So Gott will...

Denn Gerti geht den ganzen Sommer über um halb fünf Uhr Frühauf den Friedhof, und dann wiederum zehn Uhr am Abend, um Gräber zu spritzen. 20 bis 25 Gräber betreut sie für Bekannte, „früherwaren es 40“.

Sie marschiert mit ihren Stecken über den Stadtplatz zum Friedhof. Früher ist sie immer mit dem Hund ihrer Freundin spazieren gegangen. „Zwölf Jahre lang hat mich Timo jeden Tag begleitet, so haben mich die Leondinger gekannt. Er war auch immer am Sonntag mit mir in der Kirche, das war ein Bild für Götter“, lächelt Gerti wehmütig,denn sie vermisst „ihren“ Timo sehr.

„Und wenn mich heute jemand fragt, wie es mir geht, dann sag ich immer „so Gott will“. Das ist mein Ausspruch. Denn es war ein irrsinnig turbulentes Leben.Mit viel Freude und mit viel Pech. Das ist einmal so. Aber ich könnte nicht sagen, was ich hätte anders machen wollen oder können.“


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