Winterbeginn: Über Riten, Reinigung, Magie und das Geheimnis der Rauhnächte
OÖ. Mit der Wintersonnenwende am 21. Dezember beginnt wieder die mystische Zeit der Rauhnächte. Rauhnachtsrituale und alte Traditionen werden heute noch in der Region von und mit Räucher-Experten durchgeführt.
Räuchern ist in allen Kulturen ein uraltes Ritual. Es war das erste Reinigungs- und Raumdesinfektionsmittel für Häuser oder Tempel. Das Ziel: zu sich finden, sich selbst mit Zeit, mit Ruhe, Besinnlichkeit und neuen Inspirationen beschenken oder einfach von alten Sorgen loszulassen. Die Rauhnächte fallen jedes Jahr in den Zeitraum von 21. Dezember (Wintersonnenwende) bis 6. Jänner (“Wilde Jagd“). „Meist wird in dieser Zeit an zwölf Tagen oder Nächten geräuchert. Dabei steht jede Nacht für einen Monat im kommenden Jahr“, informiert die zertifizierte Humanenergetikerin Monika Schembera aus Traun. In diesen zwölf Nächten verspürten die Menschen damals etwas Mystisches. In diesen Nächten war alles möglich. Um sich besonders sicher zu fühlen, sollten Fenster und Türen verschlossen bleiben. Die Gottmutter Frau Holle, auch Frau Percht genannt, schwirrt mit einer Schar an Kinderseelen übers Land, blickt in die Stuben hinein und sieht nach dem Rechten.
Räuchern als Ritus
Die Häuser und Ställe wurden zum Schutz mit Schutzkräutern ausgeräuchert, somit konnte neue positive Energie nach der Räucherung wieder einziehen. Bei den Räucherungen wurden Gebete gesprochen, um böse Hexen und Geister zu vertreiben. In dieser Zeit der Rauhnächte wurde viel geräuchert. Allen voran wurde viel Weihrauch verwendet. Dieser stand für Reinigung, Klärung, Sauberkeit. Besonders am Dreikönigstag wurde mit Kräutern geräuchert, unter die auch Harze gemischt wurden. Ställe und Unterkünfte wurden mit dem Weihrauch versehen, um Dämonen und Geister zu vertreiben. Die Zeit der Dunkelheit war aber mit dem Dreikönigstag vorbei. Alles ging seinen gewohnten Gang und war gereinigt und erneuert worden.
Kräuter für Befindlichkeiten
Die Gründe fürs Räuchern sind unterschiedlich. „Die meisten wollen den Wohnraum vor negativer Energie reinigen oder dafür sorgen, dass es gut duftet“, weiß Sabine Druckenthaner, Drogeriebesitzerin und WKOÖ-Branchenvertreterin. Viele würden es auch zum Meditieren, für einen besseren Schlaf oder zur Steigerung der Konzentration verwenden. Räucher-Expertin Daniela Dettling aus Pasching etwa hat sich auf die Zusammenstellung und den Vertrieb verschiedener Kräuter-Sets spezialisiert. „Die Räuchersets beinhalten regionale Kräuter, Wurzeln und Rinden, die aus Wildsammlungen stammen. Diese werden vermischt mit Harz oder Weihrauch“, informiert Dettling. Pro Mischung könne ein bestimmtes Thema behandelt werden, welches je einer Rauhnacht zugehört. So steht die erste Rauhnacht im Zeichen der Reinigung und Klärung, in der zweiten Rauhnacht konzentriert man sich auf die Lebensfreude, in der dritten auf die „Öffnung des Herzens“ usw.
Düfte im Trend
Derzeit besonders im Trend: Zirbenweihrauch. Eine angenehm weibliche Duftnote verströmt Rosenweihrauch, der laut Druckenthaner ebenfalls gern gekauft wird. Zu Weihnachten seien auch Mischungen mit Zimt und Lavendel beliebt. Stark nachgefragt sind außerdem fertige Reinigungsräuchermischungen mit Salbei und Beifuß. Alternativ kann man Kräuter aus dem Garten oder Küchenkräuter verwenden. Auch Fichtennadeln oder -harz aus dem Wald eignen sich. Wer Weihrauch nicht mag, dem empfiehlt Druckenthaner andere Harze wie Copal, ein zitronig erfrischender Duft, oder Styrax, ein leicht süßlich, nach Vanille duftendes Räucherwerk. Grundvoraussetzung für das Räuchern sei eine feuerfeste Räucherschale oder -pfanne mit einem Griff, der nicht heiß wird sowie Räucherkohle und eine Zange. In diese Gefäße wird der Räuchersand gefüllt. Ihr Tipp zum Schluss: „Wer räuchern will, sollte sich ausreichend Zeit dafür nehmen. Es ist ein tolles Mittel, um abzuschalten.“
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