Archäologische Sensation in Traun: Frühmittelalterliche Gräber bei Wasserleitungsarbeiten entdeckt
TRAUN. Bei Bauarbeiten zur Verlegung einer neuen Wasserleitung in der Unteren Dorfstraße von Traun St. Dionysen wurden im Mai Überreste von Skeletten in einer Tiefe von etwa 0,80 Metern freigelegt. Die Entdeckung erfolgte im Nahbereich der ehemaligen Kirche St. Dionysen, die erstmals im Jahr 1290 urkundlich erwähnt wurde und während der Pest 1713/14 als pfarrliches Zentrum von Leonding diente.
Die Bauarbeiten fanden im Umfeld des historischen Friedhofs der Kirche statt, die im Jahr 1787 aufgrund baulicher Mängel geschlossen und teilweise abgetragen wurde. Das verbliebene Bauernhaus, welches Teile der Kirchenmauern enthält, steht bis heute.
Geschichte neu geschrieben
Die Sensation kam ans Licht, als nach der Entdeckung der Skelettreste weitere archäologische Untersuchungen durchgeführt wurden. Insgesamt wurden 13 Individuen aus elf Gräbern freigelegt und dokumentiert. Die Gräber reichen bis ins frühe Mittelalter zurück. Eine Datierung der Knochen mittels Radiocarbonmethode bestätigte die erstaunlichen Ergebnisse. „Wir staunten nicht schlecht, als die Ergebnisse des international renommierten Labors (Beta Analytic) eintrafen. Die Probe von Grab 8 datiert um 1100 – ein Umstand, der durchaus noch mit den historischen Quellen in Einklang zu bringen ist. Alle anderen Skelette sind zeitlich um 800 n. Chr. anzusetzen“, spricht Archäologe Wolfgang Klimesch, Firmenleiter und Gründer von Archeonova in Traun, von einer archäologischen Sensation, die die Geschichte von Traun-Dionysen neu schreibt.
Die Lage der Gräber deutet darauf hin, dass sie Teil eines frühchristlichen Friedhofs sind, möglicherweise von einem Vorgängerbau der im 13. Jahrhundert erwähnten Kirche. Die Bestattungen weisen keine Beigaben auf, was auf einen christlichen Kontext hinweist, im Gegensatz zu zeitgleichen „heidnischen“ Gräbern jenseits der Traun. „Die erste Erwähnung des Ortes Traun um 820 passt jedenfalls sehr gut zu diesem Befund“, so Klimesch.
Kriminalfall auf der Spur?
Das „Grab 11“ sorgte für besondere Aufmerksamkeit. Hier wurde das Skelett eines älteren Mannes gefunden, und es stellte sich heraus, dass eine Wasserleitungsbestandsleitung aus den 1950er-Jahren direkt unterhalb des Grabs verläuft. Die rätselhafte Lage führte zu weiteren Ermittlungen, da es den Anschein hatte, dass die Wasserleitung nachträglich über das Grab gelegt wurde. „Da es sich demnach eigentlich nur um eine Bestattung nach 1956 handeln kann, wurde die Kriminalpolizei informiert, welche die Situation vor Ort nun auch begutachtete, da Ermittlungen in Richtung Kriminalfall nach den vorliegenden Indizien ja nicht von der Hand zu weisen sind“, so der Archäologe.
Diese überraschende Entdeckung wirft ein neues Licht auf die Geschichte von Traun und hebt die Bedeutung des Ortes im Frühmittelalter hervor. Archäologen und Historiker sind gleichermaßen fasziniert von den unerwarteten Einblicken in die Vergangenheit dieser Region.
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