Matura trotz Sprachbarrieren: zwei junge Frauen mit Erfolgsgeschichte

Am 13. Juni erhielten sie ihr Maturazeugnis von Direktorin Beate Schmölzer-Kroiss. Das Besondere: Beide schafften die Reifeprüfung ohne eine einzige „Ehrenrunde“ – also innerhalb der regulären fünf Jahre.

Keine Deutschkenntnisse

Amna Susic wurde in Bosnien geboren und lebte dort bis zu ihrem 14. Geburtstag. Im September 2017 zog sie nach Österreich. Bei ihrer Ankunft konnte sie sich nur auf Englisch verständigen, und das auch nicht perfekt. Deutsch sprach sie überhaupt nicht. Bereits zwei Jahre nach ihrer Ankunft begann sie, die HAK zu besuchen. „Der Schlüssel zu meinem Erfolg war die ständige Praxis und der tägliche Kontakt mit der Sprache“, berichtet Amna. In der NMS 10 in Linz besuchte sie eine Sprachklasse, in der ihr die Lehrer sehr halfen. Zu Hause übte sie fleißig, indem sie deutsche Texte las und versuchte, sie zu verstehen.

Melisa Sakanovic kam vor sechs Jahren aus Slowenien mit ihrer Familie nach Österreich. Bei ihrer Ankunft sprach sie Slowenisch, Bosnisch und Englisch. Deutsch konnte sie außer den Buchstaben des Alphabets und den Zahlen nicht sprechen. Auch sie hatte große Schwierigkeiten, die neue Sprache zu lernen. Professorin Hertila und ihre Klassenkameraden halfen ihr sehr und machten ihr Mut. Außerdem las sie viele Bücher, um Deutsch zu lernen.

Hürden und Unterstützung

Die größten Herausforderungen für Amna Susic waren die Sprachbarrieren und das Verständnis der neuen Kultur. Besonders schwierig war es, die wirtschaftlichen Fachbegriffe an der HAK zu verstehen. „Am meisten half mir die Unterstützung meiner Lehrer, meiner Familie und meiner Freunde“, sagt Amna. Sie ermutigten sie, weiterzumachen und nicht aufzugeben. Melisa Sakanovic sah sich ebenfalls großen Hürden gegenüber.

Die größten Schwierigkeiten hatte sie bei den Schularbeiten in Deutsch, der Diplomarbeit und der Kommunikation aufgrund ihrer Probleme mit der Grammatik. „Am meisten halfen mir die Bücher, Professorin Hertila und meine Klassenkameraden“, betont Melisa. Auch ihre Familie unterstützte sie in jeder Situation.

Gefühl der Erfüllung

Als Amna die Matura bestanden hatte, fühlte sie sich wie der glücklichste Mensch der Welt. Erst zwei Tage später wurde ihr wirklich bewusst, was sie erreicht hatte. Es war ein Gefühl großer Erfüllung und Freude. Sie möchte anderen Schulanfängern raten, sich nicht entmutigen zu lassen und jeden Tag ein wenig zu lernen. Auch für Melisa war das Gefühl nach der Matura unbeschreiblich. Sie war sehr stolz auf sich und erkannte, dass sich ihre Bemühungen ausgezahlt haben.

Melisa gibt Schulanfängern den Tipp, viel zu lesen, viele Grammatikübungen zu machen und mindestens eine Woche vor Schularbeiten mit dem Lernen zu beginnen. „Wichtig ist, niemals aufzugeben, auch wenn vieles schwierig erscheint“, sagt Melisa. „Es ist eine Freude und eine Ehre, zwei so tüchtigen, lernwilligen und gescheiten jungen Frauen diese Auszeichnung überreichen zu dürfen“, so Direktorin Schmölzer-Kroiss.