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Zwischen Akrobatik und Alltag: 17-jährige Leondingerin tanzt sich Richtung Weltspitze

David Ramaseder, 03.06.2025 18:36

LEONDING. Wer Lara Fleischanderl frühmorgens um halb fünf aus dem Haus gehen sieht, ahnt nicht, dass sie auf dem besten Weg ist, sich international einen Namen zu machen – als Tänzerin. Die 17-Jährige pendelt fast täglich von Leonding nach Salzburg, um dort im Schulsportmodell (SSM) nicht nur Mathe und Englisch zu pauken, sondern auch Showdance auf höchstem Niveau zu trainieren.

  1 / 3   Lara lebt fürs Tanzen und überzeugte bereits auf dem internationalen Parkett. (Foto: T. Fleischanderl)

Lara ist 17 Jahre alt, aber ihre Tage sind durchgetakteter als bei vielen Erwachsenen. Früh um 4.30 Uhr steht sie auf, um pünktlich zum Training in Salzburg zu sein. Zwei Stunden Zugfahrt liegen hinter ihr, bevor sie um 8 Uhr in der Turn-Gym-Union Salzburg (TGUS) die erste Trainingseinheit beginnt. Am späten Vormittag beginnt der Unterricht am Schulsportmodell (SSM) Salzburg – einer Schule, die speziell auf Leistungssportler ausgerichtet ist. Nachmittags geht es weiter mit weiteren Trainingseinheiten, oft bis in den Abend. Erst gegen 21 Uhr ist Lara wieder zu Hause.

„Eigentlich ist jeder Tag so voll, außer am Mittwoch. Das ist mein Entspanntag“, sagt sie. Am Samstag wird ebenfalls trainiert. 25 Stunden Training pro Woche sind Standard. Was viele überfordern würde, ist für Lara Alltag – und ein bewusster Weg. Denn sie hat ein Ziel: Auf der großen Bühne tanzen. Und in den letzten Monaten ist sie diesem Traum ein gutes Stück nähergekommen.

Zwischen Medaillen und Mentaltraining

Bei gleich mehreren hochkarätigen Turnieren überzeugte Lara mit herausragenden Leistungen. Beim ASDU-Turnier in Wiener Neustadt gewann sie mit ihrer Duo-Partnerin Olivia Lienbacher unter mehr als 760 Beiträgen den ersten Platz und damit den begehrten Diamantenen Pokal. Auch in Einzel- und Gruppenkategorien tanzte sie sich in die vorderen Ränge – und ihre Solo-Performance „Room with a view“ wurde von der Jury besonders hervorgehoben.

Das Stück wurde choreografiert von Laura Ike, die selbst für ihre Arbeit ausgezeichnet wurde. „Ich vertraue ihr blind“, sagt Lara. „Sie baut Bewegungen ein, auf die ich nie gekommen wäre. Es wird immer was Besonderes.“ Gemeinsam mit ihrer Mutter Martine Ike betreut sie Tänzerinnen – und die beiden ergänzen sich ideal. Beim ANDC-Qualifikationsturnier in Wels ging Laras Erfolgsserie weiter. Drei Siege, der Titel „Most Promising Dancer Junior“ und der „Judge’s Award“ krönten ein intensives Wochenende. „Das war ein Moment, wo ich richtig stolz auf mich war“, erzählt Lara. Als eine von nur vier Tänzerinnen wurde sie für ihr Talent und ihre Perspektive ausgezeichnet – eine Art Empfehlungsschreiben für die internationale Bühne.

Von der Faschingsgarde zur Vizeweltmeisterin

Laras Weg begann früh – und eher traditionell. Als kleines Mädchen sah sie ihrer zwei Jahre älteren Schwester beim Gardetanz zu und war sofort begeistert. „Ich habe es einmal ausprobiert und war sofort verliebt“, sagt sie rückblickend. Noch heute tanzt sie bei der Gardegruppe EI-LI-SCHO in Rufling mit – auch wenn der Fokus längst auf dem Leistungssport liegt. Seit acht Jahren trainiert sie wettkampforientiert, seit eineinhalb Jahren nun in Salzburg, mit dem klaren Ziel: Weltmeisterschaften und – wenn möglich – eine berufliche Zukunft im Tanz. Ob als Tänzerin, Choreografin oder später vielleicht sogar als Jurorin – Lara will mehr. „Aber es hängt alles davon ab, wie gut ich mich in den nächsten zwei Jahren entwickle“, sagt sie nüchtern.

Dass sie zu den Besten zählt, bestätigte sich auch beim DanceStar World Dance Masters in Kroatien. Ihre ursprüngliche Nominierung für die Gala Night wurde kurzfristig in einen Fixplatz umgewandelt – ein Zeichen für ihre Klasse. In der Kategorie „Lyrical Group“ wurde sie mit ihrer Gruppe Vizeweltmeisterin. Mit ihrer Duo-Partnerin Olivia erreichte sie erneut den Vizeweltmeistertitel. Und mit dem Solo „Room with a view“ sicherte sie sich den dritten Platz – hinter der als weltbeste Tänzerin geltenden Ukrainerin Anastasiia. In der Solo-Kategorie „Lyrical“ belegte sie Platz 7 – trotz kleiner Unsicherheit bei einer schwierigen Drehung. „Aber angesichts der Konkurrenz war das ein richtig gutes Ergebnis“, meint Lara.

Emotionen und Lampenfieber

Was Lara auf der Bühne zeigt, ist mehr als Technik. Ihre Choreografien erzählen Geschichten – ihre eigenen. „Man sollte die Person ein bisschen erkennen im Tanz“, sagt sie. Für sie ist es wichtig, dass die Stücke zur Persönlichkeit passen – und sie liebt es, akrobatische Elemente einzubauen. „Gerade für Leute, die nicht so viel Ahnung von Tanz haben, sind das oft die Wow-Momente.“ Trotz aller Erfolge bleibt sie bescheiden – und weiß, wie wichtig ihr Umfeld ist.

Besonders die Trainerinnen spielen eine große Rolle: „Die pushen mich, glauben an mich – das ist richtig wichtig. Ich bin sehr dankbar dafür.“ Auch ihre Familie und Freundinnen geben ihr Rückhalt, wenn sie nicht gerade auf Reisen oder im Training ist. „Ich habe meine ganzen Freunde eigentlich in Linz. Ich sehe sie fast nie, aber wenn wir uns treffen, ist es dafür umso schöner.“

Blick nach vorn

Die nächsten Monate stehen im Zeichen der Vorbereitung: Workshops, Trainingseinheiten, neue Choreografien. Vor allem der Dance World Cup in Spanien rückt näher. Die Konkurrenz dort ist hochkarätig – Tänzerinnen aus der ganzen Welt, renommierte Jurys und ein großes Publikum. Für Lara bedeutet das nicht nur Herausforderung, sondern auch Chance.

„In Österreich ist das Niveau schon gut, aber dort ist es nochmal ein ganz anderes Level. Da weiß man, man muss sich wirklich anstrengen – und das pusht mich.“ Wo ihr Weg hingeht, wird sich zeigen. Klar ist: Lara will das Tanzen weiter professionalisieren „Das wäre richtig cool“, strahlt die 17-Jährige.


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