Vapes und Nikotinbeutel: Jugend im Stress-Modus
ST. MARIEN/LINZ-LAND. Fast jeder zweite Jugendliche hat bereits E-Zigaretten probiert – jeder fünfte greift regelmäßig zur Vape (E-Zigarette mit Verdampfer). Ein Drittel kennt jemanden, der Nikotinbeutel täglich nutzt. Die meisten Betroffenen sind zwischen 13 und 15 Jahren alt. Das ergab die Auswertung einer Studie der Jugendarbeitseinrichtung Zukunft:Jugend mit Sitz in St. Marien, die unter anderem in den Gemeinden Hörsching, Kronstorf und Oftering aktiv ist.
Die Einrichtung kombiniert klassische Methoden der offenen Jugendarbeit mit innovativen, flexiblen und digitalen Formaten – stets angepasst an die Lebensrealität junger Menschen. Die Studie entstand im Zuge des Projekts „Suchtmobil“.
„Wir reden hier nicht mehr von jugendlicher Neugier, sondern von einer Normalisierung des Konsums“, warnt Sascha Reischl, Geschäftsführer von Zukunft:Jugend. „Die Industrie verkauft süße Aromen und coole Designs – das Produkt dahinter ist aber ein hochwirksames Nervengift.“
Gesundheitliche Folgen
Die gesundheitlichen Folgen seien langfristig nicht kalkulierbar, kurzfristig aber spürbar. Genannt werden Herzrasen, Schlafprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten – und bei vielen der Druck, mitmachen zu müssen.
„Besonders alarmierend: Zwölf Prozent der Jugendlichen nutzen Nikotin gezielt, um Stress und schlechte Gefühle zu bekämpfen. Wir sprechen hier von einer Selbstmedikation im Kinderzimmer – ohne ärztliche Kontrolle, ohne Aufklärung, aber mit einem sehr hohen Suchtpotenzial“, sagt Reischl. Der Konsum sei kein Ausnahmefall, sondern mitten in der Lebenswelt der Jugendlichen angekommen. „Schulhöfe werden zu Tauschbörsen, Social-Media-Trends pushen neue Sorten im Wochentakt, und die Hemmschwelle sinkt weiter“, warnt der Geschäftsführer.
Ohne moralischem Zeigefinger
Zukunft:Jugend setzt auf fünf Säulen der offenen Jugendarbeit: Jugendzentren, mobile und digitale Arbeit, Jugendbüros, Beratungsstellen und Projektarbeit. „Wir gehen dorthin, wo die Jugendlichen sind, reden ohne moralischen Zeigefinger, aber mit klaren Fakten. Wir bieten sichere Räume, in denen man offen über Konsum sprechen kann – und echte Alternativen findet“, erklärt Reischl. „Unser Appell an Politik, Schulen und Eltern: Hören wir auf, das Thema kleinzureden.“
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