LINZ-LAND. Der neue Lockdown stellt Familien erneut vor schwierige Herausforderungen. Homeschooling, Home Office, Kinderbetreuung und Haushalt müssen gleichzeitig gemeistert werden. Der Verein Kinderhilfswerk möchte deshalb bei Eltern Bewusstsein dafür schaffen, wie sie mit ihren Kindern möglichst gut durch diese anstrengende Zeit kommen.
Das Kinderhilfswerk schützt, begleitet und stärkt österreichweit Kinder und Jugendliche, deren psychische Gesundheit durch Krisen und Traumen belastet ist. Dafür werden unter anderem Psychotherapie und Elternberatung angeboten. Dr. Rudolf Fessl, der fachliche Leiter des Vereins sowie Familien-, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut rät Eltern, auch im Lockdown gemeinsam mit ihren Kindern in Bewegung zu bleiben. Aktivitäten an der frischen Luft helfen dabei, einen klaren Kopf zu bewahren und zu entspannen. Egal ob ein Spaziergang im Wald, Ball- und Fangenspielen im nahe gelegenen Park, eine Schneeballschlacht oder eine Nachtwanderung mit der Stirnlampe: Alles, was dem Körper guttut, tut auch der Psyche gut. Gleichzeitig schaffen diese gemeinsamen Erlebnisse Verbundenheit und Nähe.Mit dem Kind gemeinsam über das Lernen und die Lernorganisation zu sprechen, kann dabei helfen, Frust im Homeschooling zu vermeiden. Zu den effektivsten Lerntechniken gehört: Gut verteiltes und gestaffeltes Lernen sowie Inhalte selbstständig zu erarbeiten und in eigenen Worten wiederzugeben. Darüber hinaus wird Wissen durch Abwechslung besser im Gehirn verankert, das heißt durch Hören, Lesen, Aufschreiben und Vorsagen. Auch Bewegung von mindestens einer Stunde am Tag über einen längeren Zeitraum wirkt sich positiv auf das Lernen – und damit auf die Stimmung in der Familie – aus. Darüber hinaus sollte man gerade im Homeschooling auf die Tagesstruktur achten, Lernzeiten und Pausen festlegen sowie Aufgabenpakete besprechen.Das Kinderhilfswerk rät außerdem dazu, den Kindern Kontakt zu Gleichaltrigen zu ermöglichen. Gerade wenn wegen des Homeschoolings der Kontakt mit Klassenkameraden wegfällt und auch das Beisammensein im Sportverein oder in der Chorgruppe nicht möglich ist, sollten Kinder weiterhin Gleichaltrige sehen können. Das kann online über verschiedene Medien passieren, besser sind jedoch persönliche Treffen im Freien, zumindest mit den engsten Freunden. Kinder brauchen soziale Kontakte für ihre Entwicklung und längere Phasen der Isolation wirken sich negativ auf ihre psychische Gesundheit aus.
Eltern-Auszeit nehmen
Da im Lockdown alles zu Hause stattfindet, fällt gleichzeitig mehr Hausarbeit an. Damit die Tätigkeiten nicht allein bei den Eltern hängen bleiben und für zusätzlichen Stress und Frustration sorgen, können die Aufgaben im Haushalt aufgeteilt werden. Mit dem Kind sollte besprochen werden, welche Aufgaben es im Haushalt erledigen kann. Der positive Nebeneffekt ist, dass das Kind auf diesem Weg lernt mit Eigenverantwortung umzugehen. Dabei sollte auch nicht davor zurückgeschreckt werden, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Auch stundenweise Unterstützung beim Homeschooling oder bei der Kinderbetreuung kann entlasten und Raum für eine Elter-Auszeit bieten. Im Kinderhilfswerk unterstützt man Kinder und Jugendliche durch Psychotherapie und Eltern begleitend durch Beratung. Ziel ist es, die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig zu verbessern. Denn auch Kinder spüren, wenn es ihren Eltern nicht gut geht. Dann sollte auch ein offenes Gespräch über die eigenen Gefühle und Gedanken zwischen Eltern und Kindern geführt werden. „Ich sage Eltern immer wieder, am wichtigsten ist es, Ruhe zu bewahren. Wenn dies gelingt, wirkt es sich positiv auf das Wohlergehen ihres Kindes aus. So können Familien mit vereinten Kräfte den Lockdown – und diese Krise – meistern!“, betont Dr. Rudolf Fessl.
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