Naturschutzbund kümmert sich mit Freiwilligen um wertvolle Flächen
LEONDING. Eine Fläche von einem halben Hektar bei der Remise Leonding ist von der Stiftung für Natur gepachtet und wird seit 2011 von den Regionalgruppen des Naturschutzbundes OÖ betreut. Tips war bei einem Arbeitseinsatz zum Lokalaugenschein dabei und konnte dabei viel Interessantes lernen.
„Insgesamt gibt es in Leonding vier solcher Flächen“, erzählt Sven Schwerer, ehemaliger Umweltstadtrat und Sprecher der Grünen Leonding, der selbst seit Beginn immer wieder einmal zum Werkzeug greift, selbst Hand anlegt und mithilft, wenn sich der Naturschutzbund um die wertvollen Flächen innerhalb des Stadtgebietes kümmert. Die größte dieser Flächen ist das Naturschutzgebiet Fuchsenmutter und zwei kleinere Flächen – die UNO-Böschung und die Mayrböschung. Es wird überall dasselbe Ziel verfolgt: schauen, dass die Wiese mager wird.
„Man entzieht dem Boden systematisch die Nährstoffe. Vorteil ist, dass hier kaum Landwirtschaft im Umfeld ist und daher wenig Dünger in den Boden kommt. Das sind die wertvollsten Flächen“, verweist Schwerer auf die Wichtigkeit solcher Ökosysteme.
Es gibt viel zu tun
Ein Blick auf die Wiesenfläche bei der Remise genügt, um das Engagement mit eigenen Augen zu erkennen. Es gibt hier kaum Löwenzahn, dafür kommen andere Pflanzen zum Vorschein. „Ringsum sieht man Margeriten und Wundklee. Das sind Blumen, die findet man auf normalen Wiesen praktisch nicht mehr, weil sie total überdüngt sind“, so Sven Schwerer. Auch die bei uns schon sehr verbreiteten Neophyten, eingeschleppte nicht heimische Pflanzen, findet man auf dieser Fläche kaum noch.
„Auf dieser Fläche haben wir es schon geschafft, dass die kanadische Goldrute praktisch weg ist und auch das nordamerikanische Berufkraut ist nur noch ganz vereinzelt zu entdecken“, zahlt sich das Engagement aus. Die Freiwilligen der Regionalgruppe Linz sind gerade dabei, eine Rohbodenfläche – also eine künstliche Brachfläche – anzulegen. Bodennistende Wildbienen und zahlreiche andere Insekten lieben das und sind darauf angewiesen. Da wundert es auch nicht, wenn man immer wieder einmal seltene Arten hier beobachten kann, die sonst kaum noch vorkommen.
„Daher ist ein klassischer ,Flurschaden‘ – wenn der Boden aufgerissen wird – für die Natur oft gar nicht schlecht, weil das hat im Grunde denselben Effekt“, weiß Gernot Mühlberger von der Stiftung für Natur zu berichten. Er ist im ganzen Bundesland unterwegs und fährt alle 104 Flächen in Oberösterreich zumindest einmal im Jahr an, manche deutlich öfter. Er ist auch Ansprechpartner für die freiwilligen Helfer, die sich auch in Leonding wieder zahlreich eingefunden haben, um gemeinsam die Flächen auf Vordermann zu bringen.
Schauen, was möglich ist
Was auf den gepachteten oder gekauften Flächen der Stiftung für Natur umgesetzt wird, entscheiden viele Aspekte. „Biologen haben geschaut, wie man die Fläche aufwerten kann“, erklärt Gernot Mühlberger. Daher findet man bei der Remise Leonding auch eine Reptilienburg. „Hauptsächlich für Zauneidechsen, aber wir haben auch schon Äskulapnattern und andere Arten beobachten können“, ist Sven Schwerer begeistert. Beim Arbeitseinsatz werden die Lücken des „Steinhauses“ mit Schotter und Steinen befüllt.
„Die Nischen dienen zum Nisten für die Reptilien und zusätzlich ist es eine tolle Nahrungsquelle, da sie auch Insekten nutzen können“, so Mühlberger. Auch ein kleiner, künstlich angelegter Teich, der Wasserfröschen einen idealen Lebensraum bietet, wurde beim Arbeitseinsatz wieder auf Vordermann gebracht.
Wichtige Bewusstseinsbildung
Auch Nationalrätin und Leondings Umweltstadträtin Agnes Prammer ist mit Arbeitshandschuhen mit von der Partie, wenn es ihr zeitlich möglich ist. „Es ist etwas, das total Spaß macht und man sieht sofort, was weitergegangen ist“, ist sie vom großen Einsatz begeistert und stolz auf diese „Naturschutzgebiete mitten in der Stadt“ und das große Interesse an der Mithilfe. Sie ist stolz darauf, dass in Leonding durchaus Bewusstsein vorhanden ist, dass sich gewisse Sachen ändern müssen. „Auf der anderen Seite glauben halt doch noch viele Menschen, dass ein Steingarten etwa etwas besonders Hübsches ist“, sieht sie immer noch viel Potential.
Genauere Informationen zur Mithilfe findet man online unter https://naturschutzbund.at
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