„Meine Währung ist Vertrauen“

Neben seiner Lehrtätigkeit für Mathematik und Religion ist Georg Winkler seit sieben Jahren auch als Schulseelsorger tätig. Er steht stets für vertrauliche Gespräche zur Verfügung, damit Schüler erfahren, dass sie jenseits ihrer schulischen Leistungen wertgeschätzt werden. „Ich möchte Gottes Gegenwart und Nähe spürbar machen“, betont der 40-Jährige, „meine Währung ist Vertrauen.“

Winkler ist während der Pausen stets auf den Fluren präsent, damit die Schüler die Möglichkeit haben, ihn kennenzulernen und Vertrauen zu fassen. Diesen „Pausen-Job“ sieht er als eine wesentliche Alltagsaufgabe an. „Für mich gibt es keine Pause, denn in der Pause bin ich Schulseelsorger“, beschreibt er seine Hingabe. Seine Doppelrolle verschafft ihm die nötige Flexibilität, da er zwischen den Unterrichtsstunden Zeit hat. „Die Schüler haben keinen festen Zeitplan, wann sie zu mir kommen, und oft reicht ein Gespräch nicht aus.“

Bedarf spürbar angestiegen

Die Themen sind vielfältig. Ob schulische Probleme, Fragen zur Zugehörigkeit in der Klassengemeinschaft oder persönliche Konflikte – alles wird mit ihm besprochen. Mit dem Auftreten von Corona hat die Nachfrage nach Gesprächen sprunghaft zugenommen, stabilisierte sich jedoch mittlerweile auf einem höheren Niveau als vor der Pandemie. Georg Winkler vermutet: „Vielleicht besteht aktuell tatsächlich ein größerer Bedarf, oder im Vergleich zu früher wissen mehr Schüler von diesem Angebot und machen davon Gebrauch.“ Auf Anfrage der Schüler-Vertretung hat er für das aktuelle Schuljahr Workshops zum Thema Mental Health organisiert.

Auch Eltern suchen Rat

„Es ist schon vorgekommen, dass Eltern das Gefühl hatten, den Draht zu ihrem Kind verloren zu haben. Sie fragten mich, wie sie die Beziehung wieder verbessern können“, erzählt er. In schwierigen Klassensituationen steht er zusätzlich seinen Kollegen zur Seite. Auch bei Schicksalsschlägen oder Krisensituationen ist er für die Schulgemeinschaft da. „Zuhören ist enorm wichtig – da sein und zuhören“, unterstreicht er.

In diesen herausfordernden Momenten kommt ihm seine Ausbildung zum Geistlichen Begleiter zugute. „Es gab den Fall, dass jemand einen Suizid angekündigt hat. Profis haben sich um diese Person gekümmert, aber die Klasse musste auch begleitet werden – das war meine Aufgabe.“ Bei Konflikten in der Klassengemeinschaft wird Georg Winkler aktiv, „weil Zuhören hier nicht mehr reicht“. Dann tauscht er sich mit Kollegen aus oder arbeitet mit der Klasse an Themen wie Mobbing.

Gemeinschaft und Besinnung

Als Schulseelsorger lädt Winkler zu einer „stillen Pause“ in die Schulkapelle ein. „Einfach still werden, im Moment sein“, beschreibt er das Format. Dreimal im Jahr plant er Gottesdienste mit anschließender Einladung zu Kaffee und Kuchen für Schüler, Lehrer und Eltern. Im Sommer richtet er ein gemeinsames Grillfest aus. Eine fünftägige Reise nach Taizé für Sechst- bis Achtklässler wurde ebenfalls von ihm organisiert und fand regen Anklang. Die Gespräche dabei sind für ihn von unschätzbarem Wert.

„Gute Gespräche sind die Basis dafür, dass die Schüler zu mir kommen, wenn ihnen etwas auf dem Herzen liegt“, ist er überzeugt. Zu den besonderen Momenten in seinem Beruf als Schulseelsorger gehört das positive Feedback – sei es von den Schülern nach einem gemeinsamen Gottesdienst oder von den Eltern, die sich bei Georg Winkler am Ende der Schulzeit ihres Kindes bedanken. Doch etwas berührt ihn besonders: „Wenn ich Schüler, denen es in der Klasse nicht gut gegangen ist, nach einiger Zeit auf dem Gang begegne und sehe, wie sie nun gern Zeit mit anderen verbringen – das ist wirklich schön.“