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LINZ/LEONDING. Mit dem Führerschein gibt „fairdrive“ Menschen mit besonderen Bedürfnissen ein Stück Lebensqualität zurück. Die Fahrschule  mit Standorten in Linz und Leonding hat den Tips-Unternehmerpreis „Selfie“ in der Kategorie „Soziales“ gewonnen. 

Manfred Schüttengruber in seinem neuen Büro in der Ramsauerstraße in Linz
Manfred Schüttengruber in seinem neuen Büro in der Ramsauerstraße in Linz

Ein Auto mit Joystick für Querschnittgelähmte (“Space Driving“), einen sprechenden Prüfer aus Leib und Blut für einen Legastheniker oder eine Pedalverlängerung beim Auto für Kleinwüchsige – in der Fahrschule fairdrive bekommt jeder das, was er braucht.

„Wir können jeden betreuen, der aus medizinischer Sicht einen Führerschein machen darf. Unsere Autos spielen alle Stückerl“, sagt Fahrschulinhaber Manfred Schüttengruber.

Das Auto muss sich ändern, nicht der Fahrer

Ein relativ alter Opel muss für diverse „Schandtaten“ herhalten und wird je nach Bedarf umgebaut. „Ich erinnere mich an einen Schüler, der konnte von der Motorik her den für solche Fälle gängigen Lenkradknopf nicht halten, weil der Griff zu klein war. Da hab ich eine Gewindestange genommen und darüber ein Rohr mit zwei Kontramuttern festgemacht und die Stange hat er dann gut greifen können“, so Schüttengruber, der „im hohen Alter“ noch die HTL-Matura nachgemacht hat, um die Fahrschule selber leiten zu können.

Davor war fairdrive in die Caritas eingegliedert, Schüttengruber war Projektleiter. Nach neun Jahren bei der Caritas ist er seit Jänner 2015 selbst stolzer Inhaber der Fahrschule. Der Name ist gleich geblieben und in gutem Einvernehmen mit der Caritas hat er auch die Autos und alle Schüler mitgenommen.

Ganz neu ist der Standort in der Ramsauerstraße 78, dieser wurde am 1. April 2017 eröffnet und ist Haupt-standort, da es hier mehr Platz gibt als in der Gerstmayrstraße 42 in Leonding. Im Schulungsraum finden sich die Schüler auf alten Kinosesseln wieder, ein eigener Lernraum steht ebenfalls zur Verfügung. Insgesamt hat der Fahrschulinhaber fünf Mitarbeiter: drei Fahrlehrer, darunter auch Sohn Manuel, und zwei Assistentinnen.

Space-Drive: Joystick statt Bremse, Gas und Lenkung

Auch der Chef selbst unterrichtet die Fahrschüler, seine Ausbildung reicht bis hin zum „Space-Drive Fahrlehrer“. Die futuristischen Joystick-Autos werden aber nur eingesetzt, wenn es überhaupt nicht anders geht. „Schließlich muss sich der Kunde dann auch so ein Auto leisten können.“ Das Spezialauto hat fairdrive 100.000 Euro gekostet.

Geld ist ohnehin ein heikles Thema, hier kommt auch die Fairness ins Spiel. „Mir ist ganz wichtig, dass eine Fahrstunde mit einem so teuren und adaptierten Auto nicht mehr kostet als eine reguläre Fahrstunde für Sie oder mich. Die Fahrstunde kostet da und dort 60 Euro, daran ist bei mir nicht zu rütteln“, so Schüttengruber. Natürlich braucht ein Beeinträchtigter oft mehr Stunden als etwa ein regulärer Schüler. Nachsatz: „18 Stunden ist regulär, wir brauchen im Durchschnitt 23 bis 24 Einheiten.“

Abhilfe bei Lernschwäche

Den Führerschein machen kann bei fairdrive jeder, mit oder ohne Beeinträchtigung. Hauptklientel sind Menschen mit Lernschwäche. „Das sind Leute, die nicht sinnerfassend lesen können. Die werden immer mehr.“ Aber auch hier gibt es einfache Lösungen. Denn Schüttengruber, der seit seinem 20. Lebensjahr beruflich mit Menschen mit Beeinträchtigung zu tun hat, ist überzeugt: „Wenn man helfen will, muss man die Stärken der Menschen fördern und dabei flexibel und erfinderisch sein. Beim Lernen hängt vieles vom Vortragenden ab. Die entscheidende Frage lautet: Was lasse ich zu?“ Info: www.fairdrive.at


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