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Online Redaktion, 11.08.2017 10:43

LINZ-LAND. In den kommenden vier Wochen befragt Tips in den Sommergesprächen 2017 die Bezirksparteivorsitzenden Linz-Land über aktuelle Themen im Bezirk, die Nationalratswahl und vieles mehr. Den Start macht Nationalratsabgeordneter Hermann Krist (SPÖ).

Bezirksparteivorsitzender Hermann Krist zu Besuch in der Redaktion
Bezirksparteivorsitzender Hermann Krist zu Besuch in der Redaktion

von ELISABETH ZEILINGER

Tips: Sehen Sie sich eher als Nationalratsabgeordneter oder als Bezirkspolitiker?

Hermann Krist: Das hängt zusammen, das eine geht ohne das andere nicht, aber ich fühle mich natürlich als Bezirkspolitiker. Mein Arbeitsplatz ist mit dem Wahlkreisbüro in Traun im Bezirk Linz-Land, von wo aus alle 22 Gemeinden betreut werden.

Tips: Hilft Ihnen die Erfahrung als Bezirkspolitiker auch im Nationalrat in Wien?

Krist: In Wien sind die Lokalthemen aus dem Bezirk Linz-Land nicht unbedingt auf der Prioritätenliste ganz oben gereiht. In fast jedem Ministerium gibt es aber Anknüpfungspunkte, die unmittelbar mit dem Bezirk zusammenhängen. Linz-Land hat z.B. viele große Leitbetriebe, wo die Themen Arbeitsplätze, Internationalität und Europapolitik eine Rolle spielen. Auch verkehrstechnisch sind wir ein gutes Beispiel – die A1 mit dem Knoten Haid ist bundesweit die Autobahn mit den meisten Lkw – d.h. es geht hier um die Themen Lärmschutz, Verkehr, Anrainerschutz. Das alles sind Fragen, die man nicht auf der Bezirkshauptmannschaft lösen kann, sondern eher mit dem Verkehrsministerium in Wien.

Tips: Wie schaffen Sie schlussendlich den Spagat zwischen beiden Funktionen?

Krist: Das ist das Schönste was es gibt, wenn man hier gut netzwerken und als kleiner Bezirksfunktionär auch auf der Bundesebene mitspielen kann. Es ist keine Lercherlarbeit im Parlament. Wenn ich aus Wien zurückkomme, dann mische ich mich gerne unter die Menschen. Das ist dann das total Lokale, für das manche Politiker in Wien überhaupt kein Gespür haben. Für viele dort ist es nicht verständlich, dass man am Sonntag um 9 Uhr auf einer Feldmesse steht oder an einer Fahrzeugeinweihung der Feuerwehr oder Steckerlfischbraterei teilnimmt. Der Wiener fragt mich höchstens ,Was, du hast am Wochenende auch Termine?“ Für mich ist gerade das die Hochblüte – da gibt“s Frühschoppen, Familienfeste oder Maibaumaufstellen – der Fokus liegt im Bezirk.

Tips: Welche Themen sollten künftig noch mehr im Bezirk Linz-Land forciert werden?

Krist: Im Prinzip beschäftigen uns drei Dinge, nämlich Verkehr, Sicherheit und leistbares Wohnen. Der Lückenschluss der B139 ist bereits eine ewige Geschichte, die einfach einmal abgeschlossen gehört. Da gehört die Autobahnabfahrt mitten in Haid dazu, die seit fast 40 Jahren ein Provisorium ist. Wenn dieser Verkehrsknotenpunkt in Haid mit der B139 geklärt ist, dann wäre das eine gewaltige Erleichterung für alle Pendler und Einheimischen. So auch in Leonding die Diskussion um den Ausbau der viergleisigen Westbahnstrecke. Jeder weiß, dass Hochgeschwindigkeitszüge, die durch die Gemeinden fahren, Lärm erzeugen. Ich halte es nicht für ein seriöses Angebot, wenn es heißt, „wir stellen euch acht Meter hohe Lärmschutzwände hin“. Daher bin ich auch für eine Einhausung.

Tips: Sind Sie eigentlich für die Westbahn-Verschwenkung oder dagegen?

Krist: Sinnvoll ist, dass man den Flughafen Hörsching brauchbar anbindet. Der Flughafen gehört öffentlich bestmöglich angebunden – das brauchen unsere Industriebetriebe genauso wie der Tourismus. Ob man eine Verschwenkung baut ist mir eigentlich wurscht, wichtig ist eine ordentliche Anbindung an den Flughafen.

Tips: Wie steht es mit dem „Öffentlichen Verkehr“ im Bezirk Linz-Land?

Krist: Wir haben im Bezirk leider Gemeinden in denen die Anbindung an den öffentlichen Verkehr ausgebaut werden muss. Es sind hauptsächlich Wohngemeinden mit viel Zuzug mit Kindern oder Familien, die absolut auf das Auto angewiesen sind. Wir haben dort eine schlechte öffentliche Verkehrsanbindung – obwohl dort so viele Menschen wohnen, die es sich auch verdienen würden. Vor allem die Kinder und Jugendlichen, die in Vereinen tätig sind oder Schüler, die zu ihren Schulen müssen.

Tips: Haben Sie sonstige konkrete Vorschläge, wie man das Verkehrsproblem im Bezirk in den Griff bekommen könnte?

Krist: Die geplante Verlängerung der Straßenbahn nach Ansfelden ist ein Goldgriff. Ideal wäre ein Park and Ride-System Bahnhof Nettingsdorf, dass die Menschen danach mit dem Zug nach Linz weiterfahren könnten. Dort wären die Flächen für einen Parkplatz da.

Tips: Weshalb ist das Thema Sicherheit für den Bezirk so relevant?

Krist: Der Bezirk Linz-Land hat durch seine zentrale Lage und seine zahlreichen Betriebe viele Hotspots im Bezug auf Kriminalität. Wir haben seit Jahren zu wenige Polizeidienststellen. Das muss man logistisch managen. Meiner Meinung nach wurden diese Maßnahmen seit Jahren vom Innenministerium verabsäumt.

Tips: Leistbares Wohnen ist seit jeher ein Grundpfeiler der SPÖ?

Krist: Ja, wir sind für leistbares Wohnen, insbesondere für Jungfamilien und junge Menschen, die eine Familie gründen wollen. Aber auch um kleinere Wohnungen für alleinstehende Personen. Die Singles werden immer mehr. Um sie im Bezirk halten zu können, müssen genügend leistbare Wohnungen angeboten werden.

Tips: Sie sind zur Wahl wieder für die Landesliste nominiert. Wie schätzen Sie die Chancen ein, erneut in den Nationalrat gewählt zu werden?

Krist: Linz-Land hat ein Grundmandat, das ziemlich gut abgesichert ist. Daher gehe ich von einer großen Wahrscheinlichkeit aus, wieder in den Nationalrat gewählt zu werden. Diesmal wird es besonders spannend, da fast der halbe SP-Klub personell ausgetauscht wird, da viele aus Altersgründen nicht mehr kandidieren bzw. aufgrund des Reißverschlussprinzips ausscheiden.

Tips: Nach der Wahl, was sind Ihre Zukunftspläne?

Krist: Ich bin jetzt 58 Jahre alt und werde bis zur Pension weiterhin mit Leidenschaft Politik betreiben – ob auf Bezirksebene oder im Nationalrat. Ich bin seit meinem 15. Lebensjahr in der Politik aktiv, das möchte ich bis zur Pension auch weiterhin sein. Aber nach Pensionsantritt werde ich es ruhiger angehen und mich vollständig aus der Politik zurückziehen und mir Zeit für meine Familie und meine Hobbys nehmen. Dann trifft man mich im Bezirk nur noch als Gast.

Zur Person

HERMANN KRIST (SPÖ)

  • geb. am 21. Juli 1959 in Ansfelden
  • lebt seit 1986 in Pucking
  • verheiratet
  • hat zwei erwachsene Töchter
  • Nationalratsabgeordneter (Sportsprecher, Südtirolsprecher)
  • SP-Bezirksparteivorsitzender Linz-Land (beides seit 2002)

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