Flughafen Linz: "Wir peilen wieder 500.000 Passagiere an"
LINZ. Allen Unkenrufen zum Trotz bleibt man am Linzer Flughafen positiv gestimmt, in den kommenden Jahren wieder den Turnaround zu schaffen. „Mittelfristig wollen wir wieder 500.000 Passagiere“, so Flughafen-Direktor Norbert Draskovits im Gespräch mit Tips. Der im März gestartete Strategieprozess soll im Herbst abgeschlossen sein, dann werde man weiter sehen. Auch zu den Diskussionen um die Frankfurt-Verbindung gibt es ein klares Statement: „Die bleibt.“
Von den angestrebten 500.000 Passagieren ist man aktuell sehr weit entfernt. Im ersten Halbjahr zählte man rund 110.000 Passagiere, auf das gesamte Jahr sollen es zwischen 260.000 und 265.000 werden. Finanziell mussten zuletzt die Eigentümer, das Land Oberösterreich und die Stadt Linz, mit einer Finanzspritze in Millionenhöhe aushelfen.
Tips: Wie würden Sie die Gesamtsituation beurteilen?
Draskovits: Die Gesamtsituation war eine gute vor Covid, da schrieben wir Gewinn. Dann kam Covid und wir haben das Thema gehabt, dass wir keine Förderungen bekommen haben. Und nach Covid ist die Schwierigkeit nun jene, dass wir mit den Geschäftsreisenden doch deutlich weniger Verkehr in Europa haben, weil die Nachfrage eine deutlich andere ist. Vieles wird über Telekonferenzen abgewickelt.
Tips: Hängt Covid nach?
Draskovits: Wenn alle Unternehmen im Rahmen von Covid so behandelt worden wären, ohne Hilfsgeldern wie wir, dann hätten von diesen allen keine 60 Prozent so lange aus der eigenen Substanz überleben können. Wir haben vier Shutdowns gehabt, wir sind viermal von Null wieder gestartet. Wir haben vom Sparbuch gelebt. In der Wirtschaft ist das ja ein ganz üblicher Vorgang.
Tips: Das Eigenkapital soll mittlerweile auf 8 Prozent gesunken sein.
Draskovits: Das sind Gerüchte, die stimmen nicht.
Tips: Aber man brauchte Geld?
Draskovits: Diese Zuschüsse, die von den Gesellschaften gekommen sind, die sind deshalb gekommen, weil wir unsere letzten Anleihenreserven, die wir noch haben, nicht unter Druck verkaufen wollten.
Tips: Geld ist aber schon geflossen von Stadt und Land?
Draskovits: Ja.4,4 Millionen Euro im Juni und 3,6 kommen noch im Dezember. Wir haben zuvor Millionen ausgeschüttet, jetzt bekommen wir etwas zurück.
Tios: Also Angst, dass, wie in Klagenfurt, wo die Stadt den Flughafen praktisch an das Land verschenkt hat, hat man nicht?
Draskovits: Nein, ich glaube, mit Klagenfurt kann man Linz nicht vergleichen. In Klagenfurt ist dieses Vakuum bei den Eigentümern schon ein sehr, sehr langes gewesen. Einmal private Investorinnen, einmal draußen, dann Stadt, Land.
Tips: Im März wurde ein Strategieprozess gestartet, es gab Mitteilungen an die Belegschaft. Wo wird der Weg hingehen?
Draskovits: Wir sind im Strategieprozess mittendrin. Im Herbst werden wir die Eigentümer mit den Ergebnissen konfrontieren und dann werden wir darüber befinden, in welche Richtung es geht. Eine kolportierte Kündigungswelle war nie ein Thema.
Tips: Aber man sieht sich noch gut aufgestellt?
Draskovits: Wir haben einen sehr guten Mix. Wir haben ein Drittel Frankfurt, die Hauptverkehrskette, ein Drittel im Charterverkehr und ein Drittel im Low Cost-Bereich. Und das ist ein sehr, sehr guter Mix.
Tips: Über die Frankfurt-Verbindung soll es Verhandlungen über die Zukunft geben.
Draskovits: Nein, das stimmt nicht.
Tips: Also keine Angst, dass Frankfurt wegfallen könnte?
Draskovits: Nein.
Tips: Woher kommen die Gerüchte?
Draskovits: Sie können bei jeder Airline anrufen als Airport oder Medium, sie werden immer die Antwort bekommen, dass evaluiert wird.
Tips: Es gab im Zuge des eingeleiteten Strukturprozesses auch Gespräche mit Betriebsräten und Mitarbeitern. Was ist hier zu erwarten?
Draskovits: Wir sind offen mit dem Betriebsrat in Verhandlungen, die ersten Gesprächsrunden mit den Bereichen sind abgeschlossen. Dann wird es einen Überblick geben, wie der aktuelle Stand der Dinge ist, welche Einsparungen getroffen werden.
Tips: Für mehr Passagier braucht es auch Angebote? Was schwebt ihnen vor?
Draskovits: Bari, Alicante gehen sehr gut. Mit Ryanair könnte man über weitere Verbindungen sprechen. Bari wurde sehr gut angenommen.
Tips: Das Ziel sind 500.000 Passagiere?
Draskovits: Die halbe Million müssen wir schon wieder anbieten, das bleibt das Ziel. Wir haben mit 435.000 Passagieren das letzte Mal eine schwarze Zahl geschrieben. Die 800.000 Passagiere wird es nicht mehr geben, da waren viermal täglich Wien und London dabei.
Entscheidend, was geflogen wird, ist letztendlich der Markt. Wenn keine Nachfrage ist, wird nichts geflogen. Wenn eine gute Nachfrage ist, wird mehr geflogen.
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