Selbsternannte "Sittenwächter" in Linz und Wien festgenommen
LINZ/WIEN. Sechs selbsternannte tschetschenische „Sittenwächter“ wurden von der Polizei in Linz und Wien festgenommen, die mindestens in zehn Fällen aus Tschetschenien stammende Frauen bzw. deren Angehörigen verfolgt, bedroht und teils sogar verletzt haben sollen, weil diese sich „zu westlich“ verhalten hätten. Die Verhaftungen, die bereits Mitte Juni stattfanden, wurden am heutigen 13. August von der Polizei bekannt gegeben.
An den Festnahmen beteiligt waren das Landeskriminalamt Wien - Ermittlungsbereich Bandenkriminalität, das Einsatzkommando Cobra und die Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität Linz. Insgesamt fünf Männer und eine Frau im Alter zwischen 19 und 37 Jahren mit tschetschenischer Staatsbürgerschaft wurden verhaftet.
Landsleute „zu westlich“
Die sechs Verhafteten sollen laut Polizei einer hierarchisch strukturierten Gruppierung anzugehören, die seit zumindest Anfang des Jahres, in mindestens zehn Fällen aus Tschetschenien stammende Frauen sowie in manchen Fällen auch deren Lebensgefährten oder Familien, verfolgt, belehrt, bedroht und sogar verletzt haben. Ihrer Meinung nach hätten sich ihre Opfer „zu westlich“ und nicht den Wertevorstellungen entsprechend verhalten.
So gaben die Opfer bei der Polizei zum Beispiel an, dass ein Foto in Badebekleidung oder eine Beziehung zu einer nicht tschetschenisch stämmigen Person Grund für die Beschuldigten gewesen sei, um in ihren Fokus zu geraten.
Gleichzeitiger Zugriff Mitte Juni
Die Festnahme der Tätergruppe erfolgte in den Nachtstunden des 17. Juni. Bei dem koordinierten simultanen Zugriff an den Wohnadressen der mutmaßlichen Täter in Linz und Wien stellten die Beamten auch Mobiltelefone, diverse Gas- und Schreckschusswaffen sowie 5.000 Euro Bargeld sicher.
Die mutmaßlichen Täter wurden wegen zahlreicher strafrechtlicher Delikte angezeigt, insbesondere wegen des Verdachts der mehrfachen Körperverletzung, Nötigung sowie der kriminellen Vereinigung. Die Ermittler gehen davon aus, dass es noch weitere Mitglieder dieser Gruppierung gibt, die Ermittlungen sind weiter im Gange.
„Kein Platz für selbsternannte Sittenwächter“
Selbsternannte Sittenwächter hätten keinen Platz in Österreich, so die Reaktion des Linzer FPÖ-Chefs Vizebürgermeister Markus Hein. Er fordert „Konsequenzen mit Signalwirkung“: „Harte Strafen und dann sofortige Abschiebung. Kuscheljustiz ist fehl am Platz.“
OÖVP-Integrationsprecher Wolfgang Hattmansdorfer fordert konsequentere Integrationsarbeit. „Wir haben in Oberösterreich einen klaren Zugang: Wer bei uns lebt, muss unsere Werte respektieren. Das muss über die Integrationsarbeit sichergestellt werden.“ Die OÖVP habe im Juli einen Antrag im Landtag eingebracht, mit dem der zuständige Integrationslandesrat aufgefordert werde, ein konkretes Maßnahmenkonzept vorzulegen. Zu diesen Maßnahmen gehört für Hattmannsdorfer eine verstärkte Aufklärungsarbeit und eine Überprüfung sämtliche Moscheen und Integrationsvereine auf ihre Tätigkeiten.
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