Interview: "Wir haben einfach Kinder gekriegt!"
LINZ. Die beiden Publikumslieblinge Joachim Rathke und Martin Dreiling wagen sich ans Kabarett. Am Donnerstag, 11. Februar, feiert ihr Erstling unter dem vielversprechenden Titel „Daddies - Schief gewickelt“ im Posthof Premiere. Folgetermin: 12. Februar. Tips hat sich mit den beiden Neo-Vätern unterhalten...
Tips: Ihr seid ja beide fest im Theaterbereich verwurzelt. Wie kam es zur Idee „Kabarett“?
Rathke: Wir haben einfach Kinder gekriegt! (lacht). Wir fanden, dass da viel zu wenig praktisch darüber berichtet wird, wie es da einem Mann geht in dieser Zeit. Jeder Furz der Frau und jeder Rülpser des Kindes ist dokumentiert und wird in allen möglichen Foren breit besprochen, aber wie es uns armen Männern geht, in dieser furchtbaren Zeit, darüber redet keiner…
Tips: Da ist noch genügend Stoff vorhanden…
Rathke: Aber hallo!
Dreiling: Was uns auch gereizt hat ist, dass sich - trotz der Unterschiedlichkeit von uns beiden - die Probleme des Daddies überhaupt nicht unterscheiden. Also ganz egal wie der Zugang ist zu diesem Thema, du wirst immer auf die selben Eckdaten stoßen, auf das Gleiche kommen. Und das ist witzig. Denn selbst wenn ich sag, der Unvorbereitete – wie es bei mir war – oder der schon zweifach Kampferprobte – wie Joachim – wird immer zu den selben Problemen kommen. Und das finde ich das eigentlich Spannende.
Rathke: Und dann haben wir ja unterschiedliche Typen erfunden – ich bin ein bissl so der Professor, der denkt er wäre furchtbar gescheit und er (Anm. Martin) hat viel mit Geld zu tun, ist ein Investmentbanker und es spielt überhaupt keine Rolle, wie klug, wie reich – wenn du in der Nacht nicht schlafen kannst, hast du den Scherben auf.
Tips: Es geht ums Vater werden – ihr habt zwei Figuren erfunden – gibt's ein bissl mehr zum Inhalt?
Rathke: Dadurch das es Kabarett ist, erzählen wir natürlich auch von uns selber. Aber wir erzählen halt von diesen Männern, die gegen ihren Willen Väter werden und versuchen müssen sich sozusagen mit der Situation zu arrangieren. Und da geht jeder unterschiedlich damit um. Wir spielen auch die Spermien und die Babys, und die haben den Auftrag bekommen, dass sie sich diese harten Kerle holen und ihnen die Herzen stehlen. Und die Spermien machen sich auf den Weg, werden Babys und am Dnde schaffen sie es dann.
Tips: „Gegen ihren Willen“? Autobiografisch?
Rathke: Nein, in unserem Fall nicht.
Dreilling: Wir haben uns ja auf unsere Stärken besonnen, was das Stück jetzt betrifft und den Inhalt. Der Joachim hat das Stück geschrieben – und ich habe mich in diverse Wirtshäuser begeben und habe dort auch Stammtischgespräche geführt, und versucht dass dann am nächsten Tag zu rekonstruieren – und so ist das Stück eigentlich dann entstanden. Nämlich mit einem möglichst breiten Spektrum an Themen und Problemen. Das heißt es geht jetzt wirklich vom Professor bis hin zu Franz und Ferdinand, die mehr oder weniger stammtischgröhlend da sitzen und sich auch mit dem selben Thema befassen müssen.
Tips: Ihr habt euch also auch vom Umfeld inspirieren lassen?
Dreiling: Ja. Das lustige ist ja immer: Zum Thema Kind hat jeder – ob gefragt oder ungefragt – eine Meinung. Es gibt soviele wichtigere Dinge eigentlich im Leben – also wo man sich wirklich eine Meinung bilden müsste, wo es wichtig wäre, sei es politisch oder was unsere sozialen Strukturen betrifft. Aber beim Kind eskaliert's: Da hat jeder sofort seinen Senf, den er dazu gibt, nämlich nicht eine Portion sondern gleich zehn.
Rathke: Jeder weiß Bescheid.
Dreiling: Jeder kennt sich aus – und wenn du“s nicht so machst, bist du ein Trottel. Es ist egal wie du es machst. Du kannst es aber auch genau so machen, wie der gesagt hat – bist trotzdem ein Trottel.
Tips: Es ist euer erstes Kabarettprogramm, Uraufführung im Posthof. Ihr seid die Bühne ja gewöhnt – ist man trotzdem nervös?
Rathke: Wir werden schon nervös sein, aber so gehört sich's auch. Das passt schon.
Tips: Es ist vielleicht doch auch wieder etwas Anderes, wenn man mit etwas Eigenem vor Publikum steht…
Rathke: Genau
Dreiling: Und ein Kabarett. Wenn man es so bezeichnen darf. Also man darf es jetzt nicht mit Theater vergleichen, glaub ich. Das ist ganz was anderes. Und deshalb bin ich nervös, weil ich bin Kabarett nicht so gewöhnt. Du machst es ja auch nicht so oft?
Rathke: Mit Günther Renner hab ich zweimal am Landestheater Kabarettprogramme gemacht.
Dreiling: Es ist spannend…
Rathke: Richtig spannend. Weil man redet ja irgendwie trotzdem über sich. Und man kann die Männer auch auf die Schaufel nehmen. Die, die sich überhaupt nicht interessieren im Grunde, was da rauskommt nach 9 Monaten aus'm Bauch von der Frau. Und das ist natürlich auch eine witzige Situation: Die siehst dass deine Frau sich verändert, mutiert – und selbst sitzt du daneben und denkst so: Wann bin ich jetzt dran. Kurz war ich am Anfang dran, und jetzt, warte ich…
Dreiling: Bei mir tut sich nichts – ich verändere mich nicht. Es passiert nichts.
Rathke: Und dann wenn“s Kind da ist, fängt eine neue Zeit an.
Tips: Gibt“s Pläne für ein weiteres Programm?
Rathke: Naja, Martin redet – oder fantasiert – immer von einem zweiten Teil.
Dreiling: Weil du soviele von meinen Wirtshausideen nicht aufgegriffen hast in diesem Stück. Und irgendwo müssen wir die schon nochmal unterbringen.
Rathke: Jetzt schaun wir mal, dass wir das hier hinkriegen. Und dann spielen wir das Stück ja in Oberösterreich …
Hinweis: Zu sehen am Donnerstag, 11. (Uraufführung), und Freitag, 12. Februar im Posthof Linz.
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