Kunst und Sucht eines Genies: Nordico und Landesgalerie zeigen gemeinsam Klemens Brosch
LINZ. Klemens Brosch – Kunst und Sucht des Zeichengenies – unter diesem Titel würdigen die Landesgalerie Linz und das Nordico Stadtmuseum gemeinsam das Leben und Werk des Linzer Künstlers, in einem einmaligen, museumsübergreifenden Projekt. Die absolut sehenswerte Ausstellung gibt tiefe und sehr spannende Einblicke in das nur sehr kurze und tragische Leben Broschs und zeigt teils noch nie öffentlich ausgestellte Werke.
Am Donnerstag, 29. September, 18.30 Uhr wird die Doppelausstellung im Festsaal der Landesgalerie offiziell eröffnet, im Anschluss wird am Vorplatz des Nordico zum Fest geladen. Kuriert wurde sie von Elisabeth Nowak-Thaller (Gesamtkonzept, Nordico) und Monika Oberchristl sowie Gabriele Spindler (Landesgalerie).
Wunderkind der Kunst mit tragischem Leben
Der Linzer Klemens Brosch (1894 bis 1926) gilt als einer der herausragenden und interessantesten Zeichner Österreichs im 20. Jahrhundert. Er galt schon in der Schule und später an der Wiener Akademie als Wunderkind. Akribisch, fast manisch seine pedantische Präzision bei der Strichführung. Seine (nur kurze) Zeit im Krieg traumatisierte ihn. „Sie war eine entschiedene Zäsur für Brosch“, so Kuratorin Gabriele Spindler. Er hat sich die Kriegsbilder von der Seele gezeichnet.
Brosch verfällt der Morphium- und Kokainsucht, Selbstmordversuch gemeinsam mit seiner ebenfalls süchtigen Frau Johanna (der ein Teil der Ausstellung gewidmet ist), mehrere Entwöhnungen in der Landes-Irrenanstalt Niedernhart (heute die Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg) und schließlich sein Selbstmord im Linzer Pöstlingberg-Friedhof im Jahr 1926: eine tragische Lebensgeschichte ist jene von Klemens Brosch.
Symbole der Vergänglichkeit, der Untergang der Menschheit, der Tod – all das war schon früh in seinen Werken erkennbar und verstärkte sich schließlich immer mehr. In nur 16 Schaffensjahren hinterließ der Künstler über 1000 Werke.
Biografischer Hintergrund im Nordico
Die Ausstellung im Nordico beschäftigt sich chronologisch mit der Biografie und den Linz-Bezügen Broschs. Markane Lebensabschnitte und – orte werden behandelt, dazu die gesellschaftlichen Hintergründe der Zeit. Dem legendären Kunstkabinett „Giftgadern“ des Apothekers Melichar ist das Linz-Zimmer gewidmet. „Es war mir ein Anliegen, seine Biografie und sein kurzes Dasein zu beleuchten“, so Kuratorin Elisabeth Nowak-Thaller. Fotos aus Familiensammlungen, das letzte erhaltene Skizzenbuch, seine Zeit in der Schule und vieles mehr sind im Nordico erlebbar. Dazu verdichten viele Hörstationen mit literarischen Texten, medizinischen Berichten und mehr die Ausstellung.
Künstlerisches Schaffen im Landesmuseum
In der Landesgalerie wird das künstlerische Schaffen Broschs noch einmal genauer beleuchtet. Sie ist hier thematisch aufgebaut, mit über 230 Arbeiten in den sechs Themenräumen „Studien“, „Natur im Detail“, „Landschaft“, „Symbolistische Bildwelten“, „Technische Motive“ (hier kommt etwa seine Faszination von Zügen zur Geltung), und „Erster Weltkrieg“. Ergänzt wird die Ausstellung durch grafische Werke von Francisco Goya, Max Klinger und Rembrandt, um deren Einfluss auf Brosch zu verdeutlichen.
Bernhard Baier, Kulturreferent der Stadt Linz, würdigt anlässlich der Ausstellungseröffnung die wunderbare Zusammenarbeit zwischen Nordico und Landesgalerie. „Es ist eine ganz besondere Ausstellung über eine bedeutende Künstlerpersönlichkeit. Die besondere Zusammenarbeit zwischen einem städtischen und dem Landesmuseum – was ja viel diskutiert wird – wird hier gelebt. In der aktuelle Diskussion, wieviel an Museen es braucht, ist für mich als Kulturreferent klar: eine Auflösung oder das Stutzen eines Hauses kommt nicht in Frage. Gerade in Sparzeiten muss sorgsam mit Kultur umgegangen werden. Natürlich gibt es Reformgedanken, aber sicher keinen Kahlschlag“, so Vizeübergermeister Kulturreferent Baier.
Ein Großteil der Werke von Klemens Brosch ist im Besitz der Sammlung des OÖ Landesmuseums und der Museen der Stadt Linz (Nordico und Lentos), weitere Exponate der Ausstellung in den beiden Häusern stammen von österreichischen Museen und aus privaten Sammlungen.
Kulturvermittlung
Natürlich stehen im Nordico und in der Landesgalerie auch wieder Kulturvermittlungsprogramme zur Ausstellung zur Verfügung. Sie sind bereits für Kinder im Volksschulalter geeignet. Zudem gibt“s ein umfangreiches Rahmenprogramm zur Ausstellung, alle Infos dazu gibt“s beim Nordico und beim Landesmuseum.
Große Kindereröffnung
Am Sonntag, 9. Oktober, von 14 bis 16 Uhr wird die Ausstellung auch für Kinder offiziell eröffnet, in der Landesgalerie unter dem Titel „Stricherlmaschine“ (Klemens Broschs Spitzname in Schulzeiten). Am Programm steht das Theaterstück „Die Räuber“, zudem gibt“s Kreativstationen und kleine Snacks. Der Eintritt zur Kindereröffnung ist frei.
Hinweis
Zur Ausstellung ist eine umfassende Katalogmonografie (Anton Pustet Verlag) erschienen, die in beiden Museums-Shops erhältlich ist.
Zu sehen ist die Ausstellung bis 8. Jänner 2017.
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