Philipp Poisel: "Es ist schön, wenn man weiß, dass die Leute auf einen warten"
Philipp Poisel kommt am 14. Juli mit neuem Album „Mein Amerika“ zu einem Open Air auf den Linzer Domplatz. Im Interview erzählte der gefühlvolle Singer-Songwriter, warum er sich lange Zeit genommen hat für die neue CD, wieso er manchmal einen Tritt braucht und dass es noch einen großen Traum gibt, den er sich erfüllen möchte.
Tips: Zuletzt warst du auf der Burg Clam 2013 zu Gast, im Sommer kommst du auf den Domplatz nach Linz. Welche Erinnerungen verbindest du mit OÖ?
Poisel: Es war sehr romantisch auf der Burg, das ist etwas das mir selbst auch sehr liegt. Die Romantik, die mir hier begegnet, beflügelt meine Künstlerseele dann auch oft, um selber neue Songs zu schreiben.
Tips: Worauf dürfen wir uns beim Open-Air in Linz freuen?
Poisel: Nachdem ich mein letztes Live-Album Projekt Seerosenteich so oft gespielt hab, hab ich Lust jetzt etwas anderes zu machen. Die Band wird noch mehr im Vordergrund stehn, und es wird mehr Abwechslung geben zwischen leisen und lauten Tönen. Den Fans der ersten Stunde sei aber gesagt, dass die Evergreens auf jeden Fall mit dabei sind, plus neue Sachen aus Amerika. Da freu ich mich riesig drauf diese endlich aufzuführen.
Tips: Sechs Jahre lang hast du dir fürs neue Album Zeit gelassen, warum denn so lang?
Poisel: Ich bin jemand, der immer, wenn es Ernst wird, Sachen vor sich hin schiebt. So ein Album zum Abschluss zu bringen, das hat auch was von einer Verpflichtung. Ich bin jemand der irsinnig gern Musik macht, aus dem Fenster schaut, Gitarre und Klavier spielt. Aber irgendwann kommt der Produzent, der dann den Aufnahmeknopf drückt und sagt: Jetzt streng dich mal an, auf dem Konto sieht es gerade auch nicht so gut aus. Diesen Tritt brauch ich auch, um was fertig zu bekommen. Andererseits ist es auch wichtig Zeit zu haben, um auf neue Ideen zu kommen.
Tips: Was hast du in den sechs Jahren zwischen den Alben gemacht?
Poisel: Zwischen den Alben gab es zum Glück auch viele Live-Konzerte. Als das dann wegbrach, gab es schon Tage, wo ich nicht so richtig wusste, was ich machen soll. Aber es ist schön, wenn man weiß, dass Leute auf einen warten. Und dann hat man auch einen Grund wieder aufzustehen. Ich hab versucht mir einen Alltag zu basteln, ich bring den Müll runter, geh einkaufen. Ich hab als Kinderbetreuer für beeinträchtige Kinder gearbeitet, hab ein paar Sachen gemalt und Songs geschrieben. Es ist auch so, dass ich für die ersten CDs auch sehr lange gebraucht habe, da hat aber keiner gewartet und gemerkt, dass ich so lang gebraucht hab.
Tips: Was konntest du aus den Erfahrungen als Kinderbetreuer für dich mitnehmen?
Poisel: Dass es für mich selber wichtig ist, mit Menschen in Kontakt zu sein. Draußen sein, körperliche Nähe spüren. Und alles war frei von Bewertung.
Tips: Für dein neues Album“Mein Amerika“ hast du eine weite Reise auf dich genommen, obwohl du langes Reisen nicht so magst...
Posiel: Ja, richtig. Ich habe lange gebraucht, mich auf diese Reise vorzubereiten, weil es für mich schon sehr, sehr weit weg ist. Wenn der Traum dann groß genug ist, hab ich irgendwann auch die Motivation dazu, dann geht die Reise los.
Tips: Ihr habt das Album in Nashville aufgenommen, wie war das?
Poisel: Man kommt am Flughafen an und alle Schalter sind auf Musik gerichtet, das hab ich sehr genossen. Man kommt sich auch vor wie ein Rockstar, in dem Studio, in dem wir waren, haben viele amerikanische Größen aufgenommen. In Nashville selbst sind viele junge Leute, die ihr Glück versuchen, dort vibriert es an jeder Ecke.
Tips: Bleibt es mit dem neuen Präsidenten eigentlich „dein Amerika“?
Poisel: Auf jeden Fall. In meiner Traumvorstellung bin ich ja auch mit einem anderen Amerika konfrontiert. Es ist schön auf diese Frage zu antworten, es gibt einen anderen Philipp in mir, der auch zur Wahl geht und Zeitung liest. Aber Musik war für mich immer ein Mittel, um sich aus dem Weltgeschehen zurück zu ziehen, um wirklich träumen zu können.
Tips: Du wolltest eigentlich Musik-Lehrer werden, bist aber bei der Aufnahmeprüfung gescheitert, lebst trotzdem deinen Traum Musik zu machen.
Poisel: Wenn eine Tür zubleibt, muss man die Nächste probieren. Der Wunsch Musik zu machen und Lehrer zu werden war immer da. Ich hoff, dass ich das in einer anderen Form ausleben kann. Vielleicht in Form von Workshops. Ich habe selber viele Erfahrungen mit Musiklehrern gemacht, ich will einfach Leuten Mut machen, die gerne Musik machen wollen, das würde ich mir schon noch wünschen, dass ich das irgendwann tun kann.
Tips: Deine Lieder sind voller Gefühle, wieviel Autobiografisches steckt drinnen?
Poisel: Diese Sehnsucht, die auch in den Songs vorkommt, die ist immer auch irgendwie da. Manchmal ist es Hilflosigkeit, manchmal Euphorie, Musik ist für mich der Weg diese Emotionen auszudrücken und mit meiner Traurigkeit umzugehen, die in meiner Farbpalette der Emotionen immer dagewesen ist.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden