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Haindling im Interview: „Ich habe immer Musik im Kopf“

Karin Seyringer, 04.07.2017 09:42

LINZ. „Klassiker und Klassik“ heißt es am Dienstag, 18. Juli am Linzer Domplatz, wenn bei Klassik am Dom Haindling und die Münchner Symphoniker gemeinsam auf der Bühne stehen. Tips hat sich mit dem Mann hinter der bayrischen Band mit dem unverwechselbaren Sound, Hans-Jürgen Buchner, auf ein Schnitzel getroffen.

Hans Jürgen Buchner alias Haindling. Foto: Kick Film GmbH
  1 / 2   Hans Jürgen Buchner alias Haindling. Foto: Kick Film GmbH

Tips: Haindling feiert 35-jähriges Bühnenjubiläum, eine lange Zeit!

Buchner: Die vergeht aber schnell ... (lacht)

Tips: Gibt es in diesen 35 Jahren einen besonderen Moment, der dir hängen geblieben ist?

Buchner: So viele, da kann ich nichts rauspicken. Das wäre genauso, als würde man mich fragen: Was ist deine Lieblingsspeise? Das kann ich nicht sagen…

Tips: Schnitzel gehört offensichtlich dazu?

Buchner: Ja, in Österreich.

Tips: Es heißt ja oft: Haindling ist bayrischer Kult. Würdest du das über dich selbst auch behaupten? Siehst du dich als eine Art bayrischer Botschafter?

Buchner: Was ist denn Kult? Kult ist wahrscheinlich, wenn es nicht so groß ist, dass es international ist, sondern immer noch im sprachigen Raum verstanden wird und Kult ist auch wahrscheinlich das, wenn man in seinen Texten oder in der Musik etwas hervorbringt, was vielleicht auch nachdenklich oder kritisch sein kann. Aber klar, ich bin bayrischer Botschafter alleine schon wegen der Sprache. So habe ich vor 35 Jahren angefangen und das möchte ich auch bleiben – weil der Dialekt am Aussterben ist. Es ist überhaupt weltweit alles am Aussterben, sogar die Singvögel. Es ist aber nicht so, dass ich bayrische Musik mache, sondern ich mache Musik aus Bayern. Weil ich aus Bayern bin. Ich mache Musik, die aus meinem Hirn rauskommt.

Tips: Du hast ja zu Hause in deinem Studio wahnsinnig viele Instrumente. Was findet man da so?

Buchner: Das kann man nicht aufzählen. Ich hab alle Blasinstrumente, Tibetanische Tempeltrompeten, Alphörner usw. Und dann viele Percussionsinstrumente aus aller Welt, natürlich jede Menge Gitarren und dann noch so Klanginstrumente, die nicht gängig sind.

Tips: Die kannst du alle spielen?

Buchner: Klar, ich sammle sie ja nicht, ich spiele damit. Die habe ich alle schon verwendet, teilweise für Filmmusiken oder für besondere Klangfarben.

Tips: Stimmt es, dass du ständig eine Melodie im Kopf hast?

Buchner: Ich hab eigentlich immer Musik im Kopf, was manchmal störend ist, und mir fällt auch – wenn ich mich zum Beispiel ans Klavier setze – sofort etwas ein.

Tips: Das wird dann gleich auch aufgenommen?

Buchner: Ja, das ist mein Dilemma. So habe ich zu Hause momentan um die 40.000 Ideen rumliegen. Und die alleine wieder anzuhören, das dauert ewig. Da bin ich grad dabei, weil ich eine neue Klavier-Platte mache. Aber in meinem Leben schaffe ich das nicht mehr, das alles zu verwerten (lacht).

Tips: Du hast schon als kleines Kind mit Musik angefangen, hast dann aber erst relativ spät den Beruf Musiker ergriffen. Du warst nach deiner Keramikerlehre jüngster Keramikmeister in Bayern, einen Staatspreis gab“s auch...

Buchner: Genau. Keramiken ist wunderschön und ich hatte sofort Erfolge und einen Haufen Aufträge, sodass ich zum Musik machen bestimmt 15 Jahre überhaupt nicht mehr gekommen bin. Ich habe auch 16 Lehrlinge ausgebildet. Dann ist aber die Festival- und Open Air-Zeit losgegangen und das hat mich so fasziniert, dass ich wusste – ich will meine Gedanken – Naturschutz usw. – in Bayrisch auf die Bühne bringen. Ich habe mir ein 4-Spur-Tonband gekauft und die verschiedenen Instrumente nacheinander draufgemischt. Und das war die Entstehung von Haindling-Musik. Und so mache ich es auch heute noch – weil ich alles selber spiele und selbst aufnehme. Ich nutze schon Vorschläge meiner Musiker im Übungsraum, aber generell: Filmmusik und Plattenmusik mache ich alleine, weil ich einfach meinen eigenen Spielstil habe.

Tips: Wie geht es dir mit Auftragswerken wie Filmmusik?

Buchner: Da gibt“s einen Abgabetermin und das ist recht schön. Ich bin ein Mensch, der braucht Druck. Wenn ich keinen Auftrag habe, mache ich gar nichts (lacht).

Tips: Man darf auch mal ein wenig faul sein…

Buchner: Ja, bin ich eh. Total. Ich müsste ja auch viel mehr tun für meine neue Platte, aber das Leben ist so auch schön, bei Sonnenschein im Garten. Das muss man genießen. Den Frühling – das habe ich neulich gehört – erlebt man vielleicht 75 bis 80 Mal, also muss man schauen, dass man den immer möglichst intensiv erlebt.

Tips: Bei Klassik am Dom seid ihr gemeinsam mit den Münchner Symphonikern zu Gast. Eine Art Best of?

Buchner: Nicht nur. Es sind viele Sachen dabei, die wir sonst eigentlich nie gespielt haben, aber die mit dem großen Orchester so anders erscheinen und wunderbar, gigantisch rauskommen. Wir spielen natürlich auch die bekannten Sachen, und die klingen auch ganz anders mit einem 80-köpfigen Chor. Das dann auf dem Domplatz in Linz, im Freien – auf jeden Fall wird das ein ganz besonderes Klangerlebnis.

Tips: Wie läuft die Zusammenarbeit mit den Münchner Symphonikern im Vorfeld ab?

Buchner: Die üben natürlich erstmal ohne uns, und dann haben wir zwei gemeinsame Übungstage. Das Arrangement hat einer meiner Musiker geschrieben, Reinhold Hoffmann. Wir kommen zwei Tage zusammen und üben, und dann krachts auch schon (lacht).

Tips: Im zweiten Teil des Konzertes in Linz wird „Carmina Burana“ erklingen.

Haindling: Genau, da sind wir aber nicht mehr beteiligt.

Tips: Gibt“s noch so Projekte oder Hirngespinste, die du noch anpacken willst?

Haindling: Hat es auch noch nie gegeben. Das ist immer alles von selbst gekommen. Das was kommt und schön ist, wird benützt, aber sich jetzt irgendwie Pläne oder große Ziele zu stecken, strengt an. Man weiß auch nicht, ob man sie erreicht – und dem entgehe ich damit.

Hinweis

Haindling und die Münchner Symphoniker, zweiter Konzertteil: „Carmina Burana“, Dienstag, 18. Juli, 20 Uhr, Domplatz Linz. Infos und Karten: www.klassikamdom.at, Ö-Ticket.


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