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Annette Dasch im Interview: "Ich seh den Domplatz grad zum ersten Mal und krieg schon Schmetterlinge im Bauch"

Karin Seyringer, 17.07.2018 16:38

LINZ. Franz Lehárs unverwüstlicher Operettenwelterfolg „Die lustige Witwe“ ist am Donnerstag, 9. August im Rahmen von Klassik am Dom am Linzer Domplatz zu erleben – in einer konzertanten Aufführung mit Starbesetzung. Tips hat sich mit Annette Dasch, die die „lustige Witwe“ Hanna Glawari verkörpert, bei einer Tasse Tee unterhalten.

  1 / 3   Die Gefeierte Sopranistin Annette Dasch wird als „lustige Witwe“ den Domplatz erobern. Foto: Georg Schlosser

Tips: Tee? Gut für die Stimme?

Dasch: Naja, eher auch so fürs Wachwerden. Ich bin heute früh mit dem Auto aus Bayreuth angerast und muss dann noch weiter nach Wien.

Tips: Wie laufen die Probenarbeiten für „Die lustige Witwe“?

Dasch: Wir proben erst in der Woche vorher. Vor kurzem haben wir die Textbücher bekommen, nach dem durchlesen wurde mir klar: das wird super lustig! Ich hab sehr gelacht, als ich es gelesen habe. Jetzt heißt es natürlich intensiv die Texte lernen, denn wenn man nur eine Woche Probe hat, dann muss das natürlich sitzen. 

Tips: Also kennen Sie Oliver Pocher, der die Rolle des Erzählers und des Njegus übernimmt, noch nicht?

Dasch: Nein, den hab ich noch nicht kennen gelernt.

Tips: Wie glauben Sie, dass der gemeinsame Auftritt wird?

Dasch: Ich glaube, dass er es sich nicht nehmen lässt, das zu machen, was man von ihm erwartet, nämlich die Leute bestens zu unterhalten. Der ist ja schon ein totaler Profi, wie lange der im Geschäft ist.

Tips: Und wie viel Text hat er?

Dasch: Oliver Pocher hat unglaublich viel Text und ich bin echt gespannt, ob das alles so drinnen bleibt. Die, die das Textbuch geschrieben haben, haben sich wirklich auf ihn gestürzt und ihm auch richtig viele Gags reingeschrieben, die schon beim Lesen unfassbar lustig sind. Wenn er das vorträgt, liegt man glaub ich am Boden.

Tips: Ihr Mann, Daniel Schmutzhard, verkörpert ja Graf Danilo. Wie läuft das ab, wenn Sie mit Ihrem Mann gemeinsam spielen? Sprechen Sie privat viel über das Stück oder versuchen Sie, Privates und Berufliches zu trennen?

Dasch: Wir müssen ja unseren Text gemeinsam lernen. Klar reicht das dann in unser Privatleben rein, weil wir uns ja gleichzeitig vorbereiten müssen. Eine strikte Trennung geht gar nicht so richtig in unserem Beruf. Man versucht, eine feine Linie zu finden.

Tips: Es sind überhaupt tolle Leute auf der Bühne ...

Dasch: Ja, Martin Mitterrutzner zum Beispiel ist ein wahnsinnig guter Tenor und noch dazu eine Augenweide. Der Typ ist für die Rolle (Anm. Camille de Rosillon) einfach die Idealbesetzung. Ich muss echt sagen, dass ich Gänsehaut bekomme, wenn er singt.

Tips: Was ist das Spannende an der Rolle der Hanna Glawari?

Dasch: Ich mag an der Hanna Glawari gern, dass die in so eine vermeintlich feine Pariser Gesellschaft kommt und dass man sie sehr hofiert, dass sie sich aber von dem, wie sie redet und wie sie sich benimmt – ich will jetzt nicht sagen handfest – aber dass sie so ist. Sie hat ja diesen Satz, den sie immer sagt: „So ist's einmal und fertig!“. In ihr steckt irgendwie etwas Mädchenhaftes, aber auch etwas Resolutes. Ich stell mir eigentlich vor, dass sie so jemand ist, die auch mal ihre Röcke in die Hand nimmt und eine Polka hinlegt. Sie hat was, was mir entgegenkommt, etwas nicht Damenhaftes. Das gefällt mir gut.

Tips: Haben Sie im Stück eine Lieblingsszene?

Dasch: Ich finde den Moment immer ganz schön, wenn die Hanna mit dem vermeintlichen Liebhaber, dem Falschen, aus diesem Pavillon rauskommt und alle damit in Erstaunen versetzt und sie dann sagt: Na wieso denn? Ich hab mich doch einfach nur im Pavillon amüsiert mit dem. Und der Danilo steht dann da und sagt „Das gibt's doch nicht, dass du sowas machst“. Das ist natürlich nur gespielt, es war ja nichts. Das ist einer der besten Momente in dieser Operette.

Tips: Und gibt es ein Lied in der Operette, welches sie am liebsten singen?

Dasch: Ich liebe das Reitersmann-Duett. Da find ich eben auch dieses was ich vorhin meinte, mit diesem erdigen, frechen wie sie da singt und wie das unterlegt ist mit Rythmen. Da ist irgendwas Balkan, rassiges drinnen, das gefällt mir gut.

Tips: Waren Sie schon in Linz?

Dasch: Ja, ich war ein paar Mal im Brucknerhaus für Konzerte und fand das immer sehr, sehr schön. Ich mochte diese Stadt schon immer und hab mir immer gedacht: 'Komisch, Linz hat man international jetzt nicht so auf der Karte.“ Wenn man dann aber hier ist, ist man überrascht, dass die Stadt überhaupt nicht provinziell rüberkommt sondern dass eigentlich alles was hier ist, groß ist. Der Dom ist groß. Das Brucknerhaus ist groß. Die Stadt ist unglaublich weltoffen, es passiert viel, die Stadt ist auch stark durch die Studenten beeinflusst. Eine angenehme Stadt.

Tips: Was sagen Sie zum Ambiente vor dem Dom?

Dasch: Ich seh den Domplatz grad zum ersten Mal und krieg schon gleich Schmetterlinge im Bauch. Das ist sehr aufregend. Ich glaub, das wird eine Wahnsinns-Stimmung, eine super Idee, sowas zu machen!

Tips: Und wie hat sich das ergeben, dass Sie diese Rolle übernehmen?

Dasch: Ich kenn den Simon Ertl (Anm. Veranstalter Klassik am Dom) gut und der hatte schon immer mal gesagt, dass ich mal überlegen solle, was wir dort machen könnten. Ich hab ja immer eher Berührungsängste mit solchen großen Veranstaltungen und als mich dann die vom Rheingauer Musikfestival gefragt haben, was ich mir vorstellen könnte zu machen, bin ich dann darauf gekommen, die „Lustige Witwe“ konzertant aufzuführen. Und dann haben die gesagt 'Uuh da brauchen wir aber einen Partner', das lohnt sich nicht für nur ein Konzert in Wiesbaden. Da kam mir das in den Sinn, das wär ja was für Klassik am Dom.

Tips: Also ist das ganze eher von Ihnen ausgegangen?

Dasch: Vielleicht haben wir auch einfach nur drüber gesprochen bei einem Glas Bier, ich bin mir nicht mehr ganz sicher. Wenn man beisammensitzt kommen oft irgendwelche Ideen auf, wo man dann denkt das sollten wir machen. Da weiß man dann hinterher oft gar nicht mehr genau, wie etwas entstanden ist.

Tips: Haben Sie schon Pläne ob Sie in der Woche, in der Sie hier sind, etwas unternehmen oder ist die Probenarbeit so intensiv, dass keine Zeit bleibt?

Dasch: Ich fürchte da wird sich nicht viel ausgehen. Einmal geh ich auf jeden Fall in den Dom rein. Dann möchte ich  meine Schwägerin auf der Uni besuchen, die studiert Jazzgesang hier in Linz. Sonst wird sich wahrscheinlich nicht so viel ausgehen, uns erwartet ein sehr straffes Programm.

Tips: Nehmen Sie Ihre Kinder mit?

Dasch: Ich glaube nicht. Mein Mann spielt ja auch mit und meine Kinder werden bei meinen Schwiegereltern in Tirol sein. Es kann sein, dass sie zum Konzert kommen. Das kann ich mir durchaus vorstellen. Die kennen das Stück auch, wir waren mal auf Japan-Tournee mit der „Lustigen Witwe“ und das ist denen daher sehr vertraut.

Tips: Ihre Kinder mögen dieses Stück also auch gerne?

Dasch: Ja, das kann man schon durchaus so sagen. Die finden das gut. Die nennen das zwar die „Japan-Musik“ weil sie das mit dieser Japan Tournee verbinden, aber sie mögen es gerne.

Tips: Sind Ihre Kinder auch musikalisch so talentiert wie die Eltern?

Dasch: Meine Kinder sind schon musikalisch, ja. Wir haben jetzt nicht damit angefanen, dass sie mit 2,5 Jahren schon Geige spielen müssen oder ähnliches. Das wär bei unserem Lebenswandel ein bisschen schwierig geworden. Die Kinder sind einfach wahnsinnig viel gereist mit uns. Aber ich singe sehr regelmäßig mit ihnen und sie können schon Kanons singen, auch alleine eine Stimme halten. Sie sind also sehr musikalisch.

Tips: Also glauben Sie, dass sie auch beruflich in Ihre Fußstapfen treten werden?

Dasch: Das dürfen die selber entscheiden. Das ist ja das Schöne an der Zeit in der wir leben, das wirklich jeder entscheiden kann was er lernen möchte. Meine große, die Fanny, die kommt jetzt in die Schule und da bekommt sie dann auch ein bisschen Klavierunterricht. Wenn es sich dann herausstellt, dass sie wirklich alleine den Drive hat sowas zu machen, dann stehen wir ihr da nicht im Weg und fördern sie auch. Aber ich fang nicht an, mein Kind da zu drängen. Wurde ich übrigens auch nicht und mein Mann auch nicht. Wir sind ganz normal in musikalischen Familien aufgewachsen.

Tips: Was war am Beginn Ihrer Karriere der entscheidende Moment, der Sie diesen Weg einschlagen lassen hat?

Dasch: Also es gibt nicht diesen einen Moment. Ich hatte anfangs wirklich sehr viel Angst und auch Respekt vor dieser Berufswahl Musikerin oder Sängerin. Und eigentlich haben das mehr oder weniger andere Leute für mich entschieden. Also meine Schwester, die hat mich da sehr hinbegleitet und andere gute Geister, die gesagt haben ich solle doch mal dem und dem Professor vorsingen.

Tips: „Die lustige Witwe“ ist ja eine Operette. Was singen Sie lieber: Oper oder Operette?

Dasch: Das kann man nicht sagen. Es spielt beides in meinem Leben eine Rolle und darüber bin ich sehr glücklich.

Tips: Haben Sie ein bestimmtes Aufwärmritual vor Ihren Auftritten?

Dasch: Ja, also ich bin tatsächlich sehr beschäftigt vor einem Auftritt. Wenn es irgendwie möglich ist, beschäftige ich mich den ganzen Tag über. Ich mache mein Yoga-Ritual und dann atme ich mich erstmal frei und gucke, was ich mir noch durch den Kopf gehen lassen muss. Ich mache viele mentale Sachen. Bei mir ist das immer ganz stark, da ich Mutter bin und man immer tausend andere administrative Dinge bewältigen muss. Davon muss man sich total befreien. Da gibt's bestimmte Techniken, wie man einfach den Kopf frei bekommt und das kostet alles Zeit. Dann muss ich genügend essen, das richtige essen.

Tips: Was ist das richtige Essen vor solchen Auftritten?

Dasch: Gesundes, Kohlenhydrate. Ein Reisgericht oder sowas ist ganz gut. Also nicht zu fettig und nichts, was einen belastet und runterzieht. Keine rohen Zwiebeln, keinen Knoblauch. Ja und dann muss man sich vielleicht nochmal hinlegen und dann einsingen ganz in Ruhe. Und wenn ich sehr nervös bin hab ich ganz bestimmte Klopfübungen. Da klopft man sich die Meridiane frei am Körper, da gibt's so bestimmte Punkte: Zwischen den Augen, auf der Oberlippe, zwischen Unterlippe und Kinn und am Brustbein. Das hilft mir wirklich total.

Tips: Sind Sie sehr nervös vor Auftritten oder legt man das mit der Zeit ab?

Dasch: Das ist ganz unterschiedlich.

Tips: Liegts an der Größe der Show oder macht das für Sie keinen Unterschied?

Dasch: Nein, da ist gar kein Unterschied. Manchmal ist man bei einem Hauskonzert furchtbar nervös wo einem die Leute direkt vor der Nase sitzen. Das ist ganz schwer zu sagen womit das zusammenhängt. Man muss wissen wie man in dem Moment dann drauf reagiert. Eine gewisse Nervosität ist auch gut. Damit muss man sich auch anfreunden. Es kommt ja nicht von irgendwo her, das hat ja einen Sinn. Das Adrenalin und alles andere was da noch passiert, das hilft einem ja an seine Höchstleistungen ranzukommen. Also wenn das ausbleibt ist das auch ganz schlecht. Es darf einen nur nicht blockieren.

„Die lustige Witwe“ bei Klassik am Dom

Donnerstag, 9. August, 20 Uhr,Domplatz Linz

Karten gibt's bei Tips, unter www.klassikamdom.at, Ö-Ticket


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