Theater in der Innenstadt: "Wir arbeiten liebevoll, detailverliebt und nehmen jeden Charakter ernst"
LINZ. Zum dritten Mal versprüht der Linzer Autor und Produzent Oliver Erenyi sein Schreibtalent und bringt in Kooperation mit dem Theater in der Innenstadt eine neue Musicalproduktion – eine Hommage an Louis de Funès – auf die Bühne. Tips verlost 2x2 Tickets für „Nein! Doch! Ohh! Viel Fufu in Saint Tropez“ am 22. August unter www.tips.at
Tips: Nach Bud Spencer und Nick Knatterton kommt die nächste Legende ins Theater in der Innenstadt, wie kam es dazu?
Erenyi: Theaterchef und Regisseur Nik Raspotnik liebt Frankreich, die Cote d“Azur, das Flair. Und einer seiner Lieblingsfilme ist der Gendarm von St. Tropez. Und ich bin auch mit Louis de Funès aufgewachsen. Das ist einfach ein Klassiker. Louis de Funès muss man gesehen haben, damit man versteht, was er für ein Phänomen war. Unser Musical ist sehr lustig, turbulent, mit vielen emotionalen Momenten.
Tips: Worum geht es in: „Nein! Doch! Ohh! Viel Fufu in Saint Tropez“?
Erenyi: Bei St. Tropez ist das Motto aller Figuren, die auftauchen, das Ablösen von den Eltern. Zum Beispiel: der Sohn des Bürgermeisters, der als Protektionskind damit kämpft, wie er sich aus dem Schatten der Eltern löst. Dann gibt es den Fischrestaurantbesitzer, der auch das Restaurant geerbt hat und schizophren ist. Und die Tochter des Gendarmen, die sich zwischen zwei Männern entscheiden muss und sich von ihrem Vater lösen möchte. Alles hängt zusammen. Hauptaugenmerk liegt auf Louis, dem Gendarmen. Jeder hat seine eigenen Probleme, seine Geschichte.
Tips: Warum glaubst du spricht Louis de Funès viele Menschen an?
Erenyi: Louis de Funès hat da einen ganz interessanten Typus geschaffen. Louis ist dieser Chef, der nach unten tritt und nach oben buckelt. Und das ist interessant: Man findet sich archetypisch wieder in ihm. Man findet sich als Machtmensch, aber auch als der Unterdrückte wieder, oder als der, der in verzweifelten Situationen steckt. Natürlich ist die Louis de Funès-Figur kein sympathischer Charakter, eher ein Mistkerl. (lacht)
Tips: Wieviel steckt auch Autobiografisches drinnen?
Erenyi: Es ist in jedem Stück immer was Autobiografisches drinnen, aber das wissen immer nur Insider. (lächelt) Zwei Charaktere bei St. Tropez sind autobiografisch und haben mit meiner Familie zu tun, das wissen dann aber auch nur meine Familienmitglieder. Wenn ich etwas Autobiografisches schreiben wollte, dann wäre es wahrscheinlich nicht Louis de Funès. (lacht)
Tips: Filmzitate aus den berühmtesten Louis de Funès-Streifen und sogar original Filmszenen werden umrahmt von Ohrwurm-Hits auf der Theater in der Innenstadt-Bühne zu sehen und hören sein. Wie hast du die Songs ausgesucht?
Erenyi: Es ist ein Juke Box Musical, das auf bestehende Songs zurückgreift, aber mit eigenen, adaptierten Texten. Ich habe Hits, die man kennt, ausgesucht: Es bietet sich natürlich an, dass man europäische und französische Chansons einreiht wie Piaf, France Gall, oder von Joe Dassin Champs Elysee - wenn man eine sehr freie Adaption vom französischen Gendarm von St. Tropez auf die Bühne bringt, die mehrere Motive aus Louis de Funès-Filmen aufgreift. Es kommen auch Partysongs wie Jump in the Line von Harry Belafonte vor, wo keiner auf dem Sitz bleibt.
Tips: Welche Bedeutung hat die Musik in deinem Musical?
Erenyi: Mir ist wichtig, dass Musik eine gewisse Stimmung vermittelt. Ich mag es überhaupt nicht, wenn ein Stück nur wegen einer Musik unterbrochen wird, nur damit die Schauspieler singen. Auch die Lieder sollen die Geschichte weiter erzählen. Mir ist wichtig, dass ein Song etwas über den Charakter der Figur erzählt, oder eine Figur so darstellt, dass ich etwas Neues über den Charakter erfahre.
Tips: In einem kleinen Theater wie bei euch muss man auch auf eine kleine Bühnensituation Rücksicht nehmen...
Erenyi: Es ist eine ziemlich kleine Bühne. Ich schreibe das Buch, und während des Schreibens bin ich mir des Rahmens bewusst, was sich dort abspielen kann. Ich kann keine 100 Szenenwechsel machen, man muss taktieren und aufs Budget schauen. Es wird eine geschickt gelöste Auffaltbühne, mit verschiedenen Szenarien. Nik Raspotnik ist ein Meister im Erstellen dieser Bühnenbilder, dass man eigentlich das Gefühl hat, in einer gefühlt größeren Produktion zu sitzen. Die Bühnenbilder sind kleine Meisterwerke für sich. Ob das jetzt Bud Spencer oder bei Knatterton war. Die Stoffe, die wir machen, die werden ernst genommen. Es geht uns nicht darum, albern zu sein, wir nehmen auch Parodien und Hommagen ernst. Wir arbeiten liebevoll, detailverliebt und man merkt unsere Liebe für das Vorbild. Ich nehme auch beim Schreiben jeden einzelnen Charakter ernst. Ich möchte auch Charaktere schreiben, die man menschlich nachvollziehen kann.
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