"Weiße Scheiße": Männerfreundschaften auf dem Prüfstand vor der "Kunst"
LINZ. Nicht nur durch das magische Ambiente des Festsaals der Landesgalerie Linz wurde das Theaterstück „Kunst“ von Yasmina Reza zu einem besonderen Highlight. Auch durch die Inszenierung von Ursula Ruhs und die Schauspiel-Künste von Daniel Pascal, Christian Lemperle und Peter-Andreas Landerl erwartet die Besucher auch am 26. Oktober im Kunstmuseum Artemons in Hellmonsödt und am 26. September in der Landesgalerie Linz ein besonderes Bühnenerlebnis, wo ein Zickenkrieg zwischen Männern eskaliert.
Drei Männer und ein ganz weißes Bild – moderne Kunst – und ein astronomisch hoher Kaufpreis genügen, um einen männlichen Zickenkrieg zu entfachen: Die Auseinandersetzung, was Kunst sein darf und was nicht, stellt das gesamte bisherige Dasein in Frage und wird zur Aufarbeitung dieser exemplarisch komplexen Männerbeziehung, Ohrfeige inkludiert. Können Freundschaften vor moderner Kunst überhaupt bestehen?
Hahnenkampf
Zeitgenössische Malerei und ein Kunstwerk, für das einer der drei Freunde 200.000 Euro bezahlt, entfachen den Hahnenkampf. Nicht nur, dass der Wert des Geldes für jeden unterschiedlich ist, auch das Geschmack individuell ist, führen Daniel Pascal, Christian Lemperle und Peter-Andreas Landerl zielsicher dem Theaterpublikum vor Augen. Mit viel Witz, genialen Dialogen und Monologen, überzeugen die Hauptdarsteller und geben auch Frauen die Chance ganz nah dabei zu sein, wenn sich Männer einen Zickenkrieg liefern.
Tiefsinnig und humorvoll
Spannend wird es auch, wenn die Schauspieler authentisch aufzeigen, wie schnell eine Freundschaft in die Brüche gehen kann, wie schnell Beeinflussung Fuß fassen kann, und wie wichtig es ist, auch unter Kumpels hinter seiner eigenen Meinung zu stehen, und dass die Verbindung genau das auch aushalten sollte. Dieser Herausforderung „Herr“ zu werden, fällt Ausstellungsjunkie Serge (großartig, vor allem wenn er „sein“ Kunstwerk anstrahlt, und verzweifelt versucht es zu verteidigen: Daniel Pascal), sowie Marc (absolut gelungen, vor allem wenn er vor Wut entzürnt und impulsiv, seiner Kritik Luft macht und sich mit Globuli zu beruhigen versucht: Christian Lemperle) und Yvan (genial: Peter-Andreas Lander - ihn möchte man am liebsten Umarmen, denn er hat es zwischen den Gockeln wirklich nicht leicht und kriegt wie ein Ping Pong Ball beide Seiten ab) alles andere als leicht.
Regie von Ursula Ruhs
„Yasmina Reza seziert so unfassbar genau, was zwischen den Menschen in dieser Männerfreundschaft passiert. Wenn sie um alles auf der Welt Recht haben wollen, wie sie mit Macht umgehen und sich aufplustern und wie Gockl verhalten. Es ist eine große Freude, mit ihr in die Menschen hineinzuschauen“, erzählt Daniel Pascal von seiner neuen Produktion und sagt: “Ich finde es faszinierend, wie die Autorin als Frau beschreibt, wie Männer miteinander umgehen.
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