"Trotz aller Gräuel wird die Liebe siegen": Weltberühmte Mauthausen-Kantate im Gedenkjahr 2020 erstmals in Linz
LINZ. Eine ganz besondere Gedenkveranstaltung hält die Stadt Linz anlässlich der Erinnerung an die Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen und das Ende des 2. Weltkrieges vor 75 Jahren ab: Am 5. Mai wird erstmals in Linz die weltberühmte Mauthausen-Kantate zu hören sein, im Brucknerhaus. Karten (Einheitspreis 15 Euro) sind im Brucknerhaus und in der Musikschule Linz erhältlich.
Am 5. Mai 1945 befreiten amerikanische Truppen die Konzentrationslager Mauthausen und Gusen und rückten in Linz ein. 75 Jahre später, am 5. Mai 2020, wird ins Brucknerhaus zur musikalischen Gedenkveranstaltung geladen. Die „Mauthausen Kantate & ohter songs of humanity“ erklingen, um den Opfern zu gedenken.
Komponist Mikis Theodorakis hat für die Mauthausen-Kantate vier Gedichte und Texte aus dem Buch „Mauthausen“ vertont. Der griechische Wiederstandskämpfer Iakovos Kambanellis hat dieses Buch geschrieben, basierend auf seinen Notizen aus seiner Zeit als Gefangener im KZ Mauthausen.
Weltstar und Musikschul-Chor auf der Bühne
Weltstar Maria Farantouri - ihre Interpretation des Lieder-Zyklusses machte nicht nur sie, sondern auch die Kantate international bekannt – singt in Linz in Begleitung der Berliner Instrumentalisten. Ebenfalls auf der Bühne: Der Chor der Musikschule Linz „United Voices“ unter der Leitung von Birgit Kubica. Gemeinsam mit der renommierten Schauspielerin mit Linzer Wurzeln Mercedes Echerer werden die zentralen Textpassagen deutschsprachig interpretiert.
Im zweiten Teil des Gedenkkonzerts singen Farantouri und Assaf Kacholi aus Tel Aviv Lieder, die „Mut zum Leben geben“, von Cohen über Baez bis zu Theodorakis.
Erstmals in Linz
Die Kantate war 1988 und 1995 in Mauthausen zu hören, im Gedenkjahr 2020 ist sie erstmals in Linz zu hören. „Wir wollen dieses denkwürdige Jubiläum etwas anders begehen und zeigen, dass sich die Stadt Linz mit dieser Vergangenheit auseinandersetzt“, so Luger. „Die Friedensstadt Linz leistet seit mehr als zwei Jahrzehnten Richtungsweisendes zur Aufarbeitung des Nationalsozialismus – auch dort wo es schmerzhaft ist“, so Luger, der auf den Fall Franz Hillinger und dessen NSDAP-Mitgliedschaft verweist.
Mangelhaftes Wissen über Holocaust
Brucknerhaus-Intendant Dietmar Kerschbaum ist „stolz, hier einen wichtigen Beitrag leisten zu können. Wir müssen etwas tun, um dieses dunkle Kapitel weiterzugeben und damit es niemals vergessen wird.“ Kerschbaum verweist auf eine Studie im Auftrag der Claims Conference, wonach das Wissen der Österreicher über den Holocaust erschreckend mangelhaft ist. So konnten 42 Prozent der Befragten auf die Frage noch Konzentrationslagern in Österreich das ehemalige Todeslager Mauthausen nicht nennen.
Mauthausen-Kantate „herausragend“
Den musikalischen Stellenwert der Mauthausen-Kantate unterstreicht Musikschul-Direktor Christian Denkmaier: „Trotz aller Gräuel des KZ wird vermittelt, dass letztlich die Liebe der Menschen siegen wird und eine bessere, schönere Welt möglich ist. Die musikalische Auseinandersetzung mit dem Holocaust ist mit diesem fast gegenteilig, mit sehr melodiöser und herzzerreißender Musik.“
Theodorakis und Kambanellis haben für das Werk bewusst Textpassagen gewählt, die auch vom Lieben einzelner Häftlinge erzählen. Ein Lied bezieht sich auch auf die „Mühlviertler Hasenjagd“ wo Kambanellis angesichts der Hetzjagd erschüttert fragt: „War das nicht einmal Mozarts Land?“
Das KZ Mauthausen und die Stadt Linz
Wesentlicher Grund für die Einrichtung des KZ Mauthausen und des Nebenlagers Gusen war, Häftlinge für den Granitabbau einzusetzen. Dieser wurde für die Bauvorhaben in der „Führerstadt Linz“ benötigt.
Auf Linzer Stadtgebiet fanden sich drei Mauthausen-Außenlager: „Linz I“ für die Reichswerke Hermann Göring, „Linz II“ für jene Häftlinge, die für den Ausbau der Stollenanlagen beim Märzenkeller am Fuße des Bauernbergs herangezogen wurden. „Linz III“ mit 5.600 KZ-Häftlingen, die für den Panzerbau verwendet wurden.
Insgesamt wurden in das KZ Mauthausen und die über 40 Außenlager über 190.000 Menschen eingewiesen. Am 5. Mai erreichten US-Truppen die Lager Mauthausen und Gusen, am selben Tag rückten die Gruppen kampflos in die Stadt Linz ein.
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