"Ich kann versprechen: "Wenn man sich diese Ausstellung angeschaut hat, sieht man Linz mit anderen Augen"
LINZ. Ist das Kunst, oder kann das weg? Für viele sind Graffitis Schmierereien und Sachbeschädigung, andererseits entstehen große kunstvolle Murals. Graffiti und Street Art polarisieren. „Wem gehört der öffentliche Raum“ – dieser und mehr Fragen geht die neue Ausstellung „Graffiti & Bananas. Die Kunst der Straße“ nach, die ab 4. September im Nordico Stadtmuseum Linz zu sehen ist.
Die Ausstellung „Graffiti & Bananas“ dokumentiert erstmals die Entwicklung von Graffiti und Street Art in Linz. Fotos, Berichte sowie zeitgenössische Kunstwerke belegen eine urbane Bewegung, die mit ihrer bildhaften Sprache das gesellschaftspolitische Klima an den Wänden unserer Stadt spiegelt. „Diese Ausstellung ist schrill und bunt, sie polarisiert, sie steht zwischen legal und illegal“, so Nordico-Leiterin Andrea Bina.
Street Art und Linz gehören zusammen. Kleiner Fun Fact: Schon der erste „Tagger“ der Welt, Joseph Kyselak, ein K&K Hofbeamter, war im 18. Jahrhundert bekannt dafür, seinen Namen zu hinterlassen - in großen Lettern, an vielen Orten, darunter auch in Linz.
Seit den 1980er-Jahren hat sich in Linz eine Szene entwickelt, spätestens mit dem Mural Harbor sind Graffitis salonfähig geworden. „Der Mural Harbor ist mittlerweile unter den Top10 der touristischen Sehenswürdigkeiten in Linz“, so Kulturreferentin Doris Lang-Mayerhofer.
Österreichweit gibt es aktuell rund 80 Flächen für legale Graffiti – zehn davon sind in Oberösterreich, acht davon in Linz. Für den Zeitraum der Ausstellung werden vom Nordico zusätzlich Flächen in Linz zur Verfügung gestellt.
„Let's go bananas“
Kuratiert wurde die Ausstellung von Klaudia Kreslehner, die dafür über ein Jahr lang recherchiert hat und in die Szene eingetaucht ist. „Warum Bananas? Bananen haben viel mit Linz zu tun, in den 1990ern war Linz ein Umschlagplatz für Bananen“, erzählt sie. Und weiter: „Schon früh hat sich in Linz ein harter Kern von Künstlern gebildet, der bis heute Bestand hat.“
Rund 1.000 Fotografien, 20 Murals von 17 Graffiti-Künstlern mit Linz-Bezug – darunter etwa Skero, Shed, Illunis, Video.Sckre oder ASK – sind zu sehen. Diese haben die Künstler im Laufe des Sommers am Nordico-Vorplatz auf gelben Schalungsplatten entstehen lassen. Vieles das zu sehen ist, wurde dem Nordico auch anonym zur Verfügung gestellt, auch einige Künstler haben die Werke für die Schau anonym gestaltet. Auch die Polizei hat Fotos zur Verfügung gestellt.
Zu sehen ist auch von Graffiti inspirierte Kunst und erstmals wurde auch der historische Kamin in die Ausstellung miteingebaut.
Für die Ausstellungsarchitektur zeichnet Thomas Pauli verantwortlich. „Es war herausfordernd, Graffitis aus der Stadt ins Museum zu bringen - wichtig ist die Originalgröße.“
Wer möchte, kann in der Ausstellung auch selbst seinen „Tag“ hinterlassen.
Kreslehner verspricht: „Wenn man die Ausstellung angeschaut hat, sieht man die Stadt man anderen Augen. Wenn man mit offenen Augen durch die Stadt geht, ist das wie eine Entdeckungsreise – eine Stadt in der Stadt.“
Auch Covid wird thematisiert
Ein Teil der Ausstellung zeigt auch die Auseinandersetzung von Street Art mit Covid-19. Das Nordico hatte unter anderem die Bevölkerung aufgerufen, ihre Corona-Dokumente einzusenden – ein Teil dieser Einsendungen wird in der Ausstellung gezeigt.
Im Erdgeschoss wurde zudem ein Raum für den Austausch geschaffen – hier kann man selbst an „Häkel-Graffiti“ arbeiten, seine Meinung abgeben und in einer Bibliothek der Schule des Ungehorsams schmökern.
Nordico geht in die Stadt hinaus
Das Thema der neuen Ausstellung bietet sich natürlich an, nicht nur im Museum zu bleiben. Das Nordico geht mit Workshops und vielen weiteren Veranstaltungen raus in die Stadt. „Das Nordico holt das lebendige, zeitgenössische Linz ins Museum herein, gleichzeitig gehen wir aber auch mit Exkursionen hinaus und erkunden die Stadt“, so Andrea Bina.
Mit Sabine Sinzinger kann man etwa den Bansky-Style kennenlernen (Freitag, 4. September und 16. Oktober), mit Klaus Scheuringer gibt's den Workshop „Graffiti 4 Beginners“ für junge Erwachsene und Senioren mit Style. „Die junge Generation wird mit Street Art etwas anderes anfangen als die ältere Generation. Dem Nordico gelingt es immer wieder, mit seinem Rahmenprogramm zu schaffen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen“, freut sich Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer.
Touren zu Mural Harbor mit Klaudia Kreslehner, eine Public Restroom Tour und vieles mehr stehen am Programm.
Zu sehen ist die Schau bis 21. März 2021, zur Ausstellung ist ein Booklet mit weiterführenden Infos und Texten zu finden.
Alle Infos und Veranstaltungen sind auf www.nordico.at zu fnden.
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