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LINZ. Vor mehr als 75 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Ihn haben Adolf Hitler und Nationalsozialisten ebenso zu verantworten wie die systematische Ermordung von Millionen von Menschen. Wovon Hitler auf seinem Weg zum Diktator geprägt wurde, zeigt die Ausstellung „Der junge Hitler“ im Nordico Stadtmuseum Linz bis 15. August.

Das Nordico Stadtmuseum Linz zeigt bis 15. August die Ausstellung "Der junge Hitler". Dabei wird die Biografie mit politischen Ereignissen und Strömungen seiner Zeit verbunden. (Foto: Norbert Artner)
photo_library Das Nordico Stadtmuseum Linz zeigt bis 15. August die Ausstellung "Der junge Hitler". Dabei wird die Biografie mit politischen Ereignissen und Strömungen seiner Zeit verbunden. (Foto: Norbert Artner)

Adolf Hitler verbrachte seine ersten 24 Lebensjahre im Innviertel, in Linz und Wien. Er wuchs mit Deutschnationalismus sowie Hass auf Tschechen auf und erlebte den Aufstieg der großen Massenparteien. Seine Kindheit und Jugend zwischen 1889 und 1914, aber auch politische Strömungen dieser Zeit werden in der Ausstellung „Der junge Hitler. Prägende Jahre eines Diktators“ im Nordico Stadtmuseum Linz behandelt. Darunter sind etwa Hitlers Traum vom Kunststudium, seine Jahre in einem Wiener Männerheim, die Zeit als Maler von Postkarten und als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg. In puncto politischer Strömungen wird unter anderem darauf eingegangen, woher Antisemitismus, Rassenhass, Nationalismus und Militarismus kommen und wie weit sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Gesellschaft verankert sind. Auch politische Gegenpositionen, etwa im Feminismus und Sozialismus, sind Teil der Ausstellung.

Kooperation mit Haus der Geschichte in Niederösterreich

„Das Nordico beleuchtet in der Ausstellung ein dunkles Kapitel der Geschichte. Durch die Kooperation mit dem Haus der Geschichte in Niederösterreich ist es gelungen, die Schau nach Linz ins Stadtmuseum zu holen und in Zusammenarbeit mit namhaften Historikern und Historikerinnen neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen, die teilweise durch die Ausstellung erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden können“, schildert Andrea Bina, Nordico Leiterin und Mitkuratorin. Die Ausstellung sei zuvor in St. Pölten zu sehen gewesen und die erste Übernahme eines anderen Museums. Insgesamt zeige man 450 Exponate wie historische Dokumente, Briefe, Gemälde und Fotografien. Ein Teil davon wie das Manuskript zur ersten Jugend-Biografie Adolf Hitlers von seinem damaligen Freund August Kubizek „Adolf Hitler mein Jugendfreund“ (1956) wurde in Linz unter Mitarbeit von Historikern ergänzt.

„Die Ausstellung eignet sich nicht zur Heldenverehrung. Anhand authentischer Dokumente zeichnet sich vielmehr das Bild eines früh Gescheiterten ab und eines Außenseiters, der stets die Umwelt für eigenes Versagen verantwortlich macht“, hält Christian Rapp fest. Er ist wissenschaftlicher Leiter des Hauses der Geschichte und hat die Schau dort kuratiert. Eine Ausstellung über Adolf Hitler brauche es laut ihm unter anderem deshalb, weil die Jugend durch Filme wie „Er ist wieder da“ bereits einen eher fiktiven Blick auf das Geschehen der Vergangenheit habe.

Erinnerungskultur der Gegenwart: Führungen im öffentlichen Raum, multimediale Performance

„Verdeutlicht wird, welch starken Einfluss politische Persönlichkeiten und radikale Meinungen gegen ausgewählte Bevölkerungsgruppen bereits im Kindes- und Jugendalter haben. Einmal mehr wird damit Bewusstsein geschaffen, uns einer geschichtlichen Auseinandersetzung zu stellen und diese zu reflektieren, wachsam gegenüber jeglicher Hetze und Rassismus zu bleiben. Je früher, desto eher können wir der Etablierung nationalistischen Gedankengutes entgegenwirken. Projekte mit jungen Menschen stehen dabei besonders im Zentrum präventiven Engagements“, sagt der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) in einer Pressekonferenz anlässlich der Eröffnung der Ausstellung am Donnerstag, 15. April. Dass die Zeit des Nationalsozialismus in Linz aufbereitet werde, sei unter anderem auf einen entsprechenden Gemeinderatsbeschluss 1988 zurückzuführen. Seit 1986 ist Linz auch Friedensstadt.

Die Aufarbeitung der Vergangenheit sei eine wichtige Basis für eine tolerante offene Gesellschaft, ergänzt Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP), die die Ausstellung als „exzellent aufbereitet“ bezeichnet. Da derzeit keine Führungen im Haus durchgeführt werden können, bietet das Nordico virtuelle Führungen, zum Beispiel für Schulklassen, und Führungen im öffentlichen Raum an. Termine für letztere sind am Donnerstag, 6. Mai und am Freitag, 14. Mai (jeweils 17.30 Uhr) zu „Nation und Menschenbild“ sowie am Freitag, 7. Mai und Samstag,15. Mai (jeweils 16 Uhr) unter dem Titel „Auf den Spuren von Hitlers Umfeld in Linz“. Die Kosten betragen neun Euro, Treffpunkt ist beim Nordico, wo anschließend die Ausstellung besucht werden kann. Darüber hinaus wird am Samstag, 19. Juni um 13 Uhr eine multimediale Performance bei freiem Eintritt vor dem Nordico angeboten.

Die Ausstellung „Der junge Hitler“ kann am Donnerstag, 15. April mit FFP2-Maske bis 19 Uhr bei freiem Eintritt besucht werden. Danach ist die Ausstellung (mit Eintritt) bis 15. August, jeweils von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr beziehungsweise am Donnerstag bis 19 Uhr, zu sehen.

Weitere Informationen zur Ausstellung finden sich auf der Webseite des Nordico Stadtmuseums.


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