"Zwischen den Stilen": Ida Maly-Ausstellung im Lentos
LINZ. Im Lentos wird der österreichischen Künstlerin Ida Maly eine neue Ausstellung gewidmet. In den 20er-Jahren als „Schizophrene“ institutionalisiert wurde sie 1941 in der Tötungsanstalt Schloss Hartheim ermordet. Ihre Werke wirken wie Prophezeiungen der Gräuel der „Euthanasie“ der Nationalsozialisten an Psychiatrieinsassen. Die Ausstellung ist bis 9. Jänner zu sehen.

Leben und Werk von Ida Maly waren geprägt von den politischen, gesellschaftlichen und künstlerischen Umbrüchen ihrer Zeit. Sie studierte zunächst in Graz und Wien, lebte ab 1918 in München, Berlin und Paris. Sie trieb als Amateurin Sport und arbeitete als freischaffende Künstlerin. Dennoch kämpfte sie in den 1920er-Jahren mit zunehmend prekären Lebensumständen. Maly lebte unter anderem von der Anfertigung von Exlibris und Kopien nach Gemälden alter Meister. Als 1921 ihre uneheliche Tochter Elga geboren wurde, versuchte sie sich und das Kind erst alleine durchzubringen, scheiterte aber an den Lebensbedingungen und übergab ihre Tochter an Pflegeeltern in Graz.
Zentrales Motiv Mensch
Ihr Werk dokumentiert den Weg einer talentierten Malerin in den vermeintlich Goldenen Zwanzigern, die „zwischen den Stilen“ zu ihrer individuellen künstlerischen Sprache fand. „Zentrales Motiv im Schaffen der Künstlerin ist der Mensch. Von Selbstbildnissen über Porträts von Familienmitgliedern und Freunden bis hin zu Aktstudien bearbeitet Maly in ihrem Werk den menschlichen Körper durch Themen wie Religion, antike Mythologie oder die gesellschaftliche Entwicklung ihrer Zeit“, erläutert Kuratorin Anna Lehninger.
1928 wurde Maly aus ungeklärten Umständen in die Landes-Heil- und Pflegeanstalt für Geisteskranke „Am Feldhof“ in Graz eingewiesen und dort, ebenfalls nicht geklärt, warum, mit Schizophrenie diagnostiziert. Ihre dort entstanden Bilder wirken wie Prophezeiungen der Gräuel der „Euthanasie“ der Nationalsozialisten an Psychiatrieinsassen. Ida Maly selbst wurde 1941 in Schloss Hartheim im Alter von 46 Jahren ermordet.
Aufarbeitung bedeutender Künstlerinnen
„Mit der Aufarbeitung bedeutender Künstlerinnen leisten die Museen der Stadt Linz einen wichtigen Beitrag zur Neuformulierung der österreichischen Kunstgeschichte. Die Ausstellung und die parallel erscheinende Publikation setzen Ida Maly, einer außergewöhnlich begabten und starken Künstlerin ein Denkmal, erinnern an ihre Geschichte und feiern die Qualität ihrer Werke“, unterstreicht Lentos-Direktorin Hemma Schmutz. Kultur-Stadträtin Doris Lang-Mayerhofer: „Das Lentos setzt mit der Einzelausstellung zu Ida Maly erneut einen Schwerpunkt auf das beeindruckende zeichnerische Werk einer Frau, deren künstlerische Arbeit viel zu lange die entsprechende Würdigung verweigert wurde. In Kombination mit der Ausstellung 'Female Sensibility' im Obergeschoss sind im Kunstmuseum zwei Ausstellungen zu sehen, die die Kraft von Frauen in den Mittelpunkt rücken.“
Workshop
Rund 70 Zeichnungen, Aquarelle, Gemälde und Dokumente sowie Videos versammelt die Ausstellung im Lentos-Untergeschoss. Zur Ausstellung erscheint auch ein bebilderter Katalog und es findet eine Forschungswerkstatt in Kooperation mit dem Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim statt. Alle Infos: www.lentos.at
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