Traumstipendium 2022 geht an Judy Mardnli
LINZ. Das diesjährige Traumstipendium, vergeben von der Energie AG OÖ und den OK Friends, geht an Judy Mardnli mit seinem Projektvorschlag „Walking Backwards, Eine freiwillige Reise folgt einer unfreiwilligen Reise“, und damit an die künstlerischen Auseinandersetzung mit seiner Flucht aus Syrien 2014.
Das Traumstipendium in der Höhe von 6.000 Euro wird seit 2011 an den besten Vorschlag für die Realisierung eines künstlerischen Projektes, das die Reise, und damit den Weg selbst, zum Thema macht.
Begründung der Jury
Die Jury überzeugte der dichteste Projektvorschlag von Judy Mardnli, der aus Syrien fliehen musste und sich in Linz eine neue Existenz als ausgebildeter Künstler aufgebaut hat. Jahre nach der Flucht macht er sich erneut auf den Weg zurück entlang der damaligen Fluchtroute von Station zu Station bis in die Türkei. Den politischen aber auch authentischen persönlichen Ansatz, die Flucht rückwärts künstlerisch zu verarbeiten, hob die Jury hervor. Es ist ein Weg zu sich selber, zu den eigenen Wurzeln, mit offenem Ausgang. Der Künstler setzt sich der Erinnerung, aber auch realen Gegebenheiten aus. Mit den künstlerischen Mitteln der Grafik, Malerei und Sprache wird er einen Blick gewähren und ein anderes Verständnis für die unfreiwillige Reise, die er nun freiwillig antritt, schaffen.
Die Ergebnisse werden in einer Ausstellung im PowerTower der Energie AG gezeigt.
Ablauf der Reise Judy Mardnli „Walking Backwards“
Die Reise führt von der Wohnung nach Wartberg, wo Flüchtlinge untergebracht waren, weiter nach Freistadt zum Berufsschulgebäude, wo er auf engstem Raum einige Wochen verbracht hat. Von dort geht es nach Traiskirchen ins dortige Flüchtlingsheim, und weiter zum Wiener Hauptbahnhof, wo er von der Polizei aufgegriffen wurde. Mit dem Flugzeug geht es zurück nach Evros, wo er durch einen Wald über die türkische Grenze nach Griechenland gelangt ist. Schließlich zurück mit dem Flugzeug über Istanbul nach Mardin. Die erste Station der Flucht und die letzte der freiwilligen Reise. Nachdem bei einer Rückkehr nach Syrien Gefängnis und Misshandlung drohen, wird sich hier die Familie Mardnli treffen.
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