"Sophie Scholl – Der Traum von einem anderen Deutschland": Ausstellung der Friedensbibliothek Berlin im Linzer Dom
LINZ. Die Widerstandsbewegung „Weiße Rose“ steht im Zentrum einer Ausstellung der Friedensbibliothek Berlin im Linzer Mariendom, die noch bis 7. Juli zu sehen ist.
Die Ausstellung „Sophie Scholl – Der Traum von einem anderen Deutschland“ zeigt Bilder und Texte zur politischen Situation der „Zwischenkriegszeit“ in der Weimarer Republik, zum Erstarken der NSDAP und zu den Jahren des Dritten Reichs und informiert über die Aktivitäten der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, deren Widerstand in hohem Maße christlich motiviert war. Zum inneren Kreis gehörten die Geschwister Hans und Sophie Scholl, Alexander Schmorell, Christoph Probst, Willi Graf und Kurt Huber. Im Februar 1943 wurden Hans und Sophie Scholl sowie Christoph Probst verhaftet, zum Tod verurteilt und am 22. Februar enthauptet. Im April 1943 wurden auch Kurt Huber, Willi Graf und Alexander Schmorell zum Tod verurteilt und durch das Fallbeil hingerichtet.
Die Wanderausstellung, die von der Friedensbibliothek der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg zur Verfügung gestellt wurde, ist bis 7. Juli im Linzer Mariendom zu sehen.
Von der Begeisterung für Hitler zum Widerstand gegen das NS-Regime
Den Ausgangspunkt für die Entstehung der Ausstellung „Sophie Scholl – Der Traum von einem anderen Deutschland“ beschrieb Jochen Schmidt von der Friedensbibliothek Berlin: „Besucher:innen einer anderen Ausstellung stellten uns im Zusammenhang mit der Weißen Rose die Frage: 'Wie kommt es, dass junge Menschen in der NS-Zeit vom begeisterten Für-Hitler-Sein zum Widerstand gekommen waren?' Bei Hans und Sophie Scholl war dies ja der Fall: Sophie war beim Bund Deutscher Mädel, Hans Scholl bei der Hitlerjugend und sogar beim Reichsparteitag in Nürnberg 1935 als Fähnleinführer. Und ein paar Jahre später haben sie Flugblätter verteilt. Wir sind dieser Frage nachgegangen, weil es ein Thema ist, das uns auch heute beschäftigt: Wie kommt man von der einen auf die andere Seite?“
Aus Gesprächen in den 1990er-Jahren mit noch lebenden Angehörigen von Mitgliedern der Weißen Rose hätten sich zum Teil überraschende Antworten ergeben. So sei etwa eine sehr prägende Gestalt für Hans und Sophie Scholl Karl Muth gewesen, der Herausgeber der katholischen Zeitschrift „Hochland“. Die beiden belesenen Geschwister erhielten Zugang zu Muths Privatbibliothek, in der sich Bücher fanden, die in der Nazizeit längst verboten waren. Durch den Kontakt mit Muth hätten sich Gespräche über den Zusammenhang von christlichem Glauben und politischem Handeln ergeben.
Glaube als Halt und Motivation, Widerstand zu leisten
Mit Sophie Scholls Gesinnungswandel – von der Hitler-Begeisterung hin zu einer tiefen Abneigung gegen das Hitler-Regime – hat sich auch Lydia Eder während ihrer Schulzeit in einer vorwissenschaftlichen Arbeit auseinandergesetzt. Bei der Ausstellungseröffnung skizzierte Eder, die in Wien Geschichte und Astrophysik studiert, die Gründe dafür. Prägend seien in diesem Zusammenhang aus ihrer Sicht die Eltern von Hans und Sophie gewesen, die Hitler von Anfang an kritisch gegenübergestanden seien, was die Geschwister in ihrer Begeisterung herausgefordert habe: „In ihrem gut dokumentierten Briefwechsel mit diversen Personen wird deutlich, dass Sophie das Hitlerregime immer kritischer hinterfragt, es bald ganz ablehnt, untermauert von starken Argumenten“, so Eder. Entscheidend sei auch Sophie Scholls Beschäftigung mit dem Christentum gewesen.
Theologische Schriften hätten ihr Interesse geweckt, der Glaube sei ihr zum Halt und zur Motivation geworden, Widerstand zu leisten. Umgekehrt habe auch Sophies Haltung ihr nahestehende Personen beeinflusst. So habe sich etwa ihr Freund Fritz Hartnagel selbst vom Hitlerregime abgewendet – und das als Soldat an der Front. Lydia Eder: „Mich begeistern Sophies Entwicklung, ihr großes Reflexionsvermögen, ihre Gedanken und ihre Zweifel, und ihr Wille, sich ihre Prinzipien nicht nehmen zu lassen.“ Deutlich werde dies, wenn Sophie nach ihrer Verhaftung sage: „Ich bereue deshalb meine Handlungsweise nicht und will die Folgen, die mir aus meiner Handlungsweise erwachsen, auf mich nehmen.“
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