
Linz. Vom Kaffeelöfferl bis zum Kinosessel ist es eine Reise in die Vergangenheit, wenn man das Programmkino Cinematograph an der Oberen Donaulände betritt. Gezeigt werden historische Filme, dazu passend kommt im Café das 100 Jahre alte Silbergeschirr zum Einsatz. „Ich habe ein Faible für alte Sachen“, lacht Besitzer und Betreiber Georg Kügler.
Schon als Schüler hat ihn die Faszination für alte Filme gepackt und nie mehr losgelassen. „Damals haben sie im OP-Cine-Club am Schillerplatz abends noch die Filmklassiker gezeigt.“ Als er für das Haus an der Oberen Donaulände ein Okay der Behörden für ein Kino bekam, gab es für ihn kein Halten mehr. Das ist heuer im November 30 Jahre her.
Eine Reise durch die Filmgeschichte
Am Programm stehen vor allem Stumm- bzw. frühe Tonfilme von 1895 bis 1940. Ein paar Ausreißer gibt‘s aber, „wenn sie besonders gut sind“, wie etwa „Traumstadt“ von Johannes Schaaf aus 1973 in der Karwoche.
Sicherlich 400 Filme hat Georg Kügler schon gezeigt und noch viel mehr gesehen. „Ich kenne jeden Film, der über meine Leinwand flimmert.“ Der Linzer selbst würde am liebsten nur Filme à la „Ladykillers“ oder „Adel verpflichtet“ spielen, „aber der schwarze englische Humor ist nicht für jeden was. Man muss sich schon nach dem Publikum richten.“ Einzig gegen schmalzige Liebesfilme wehrt er sich.
Sein Platz ist hinter dem Filmprojektor
Die Filmrollen legt der Chef natürlich selbst ein. Hinter dem kleinen Gewölbe mit Platz für 35 Personen stehen in einem Kammerl zwei Filmprojektoren von 1947. „Ein alter Film besteht aus mehreren Rollen, die jeweils zehn bis 20 Minuten dauern.“ Heißt, ist die eine Filmrolle aus, wird überblendet und der andere Projektor läuft an. Währenddessen wird die nächste Filmrolle in den ersten Projektor eingelegt und so weiter.
Dabei heißt es konzentriert bleiben. „Die Filme sind ohne Spule in der Schachtel. Wenn dir da eine große mit 600 Metern rausfällt, wickelst du zwei Stunden auf.“
Wunderkammer Kino
Sein Kino sieht er als positives Gegengewicht zum Mainstream. „Was das Moviemento mit neuen Filmen macht, mache ich mit alten. So gesehen ergänzen wir uns bestens.“ Was nicht heißt, dass Kügler nicht an neuen Filmen interessiert ist, im Gegenteil. Adrian Goigingers „Der Fuchs“ hat ihn begeistert, „Avatar 2“ weniger: „Die Handlung ist schwach, aber natürlich sind die Bilder eine Wucht. Aber das waren sie damals auch schon, nur anders, mit den handkolorierten Bildern und zum Teil auf Karton aufgezeichneten Kulissen. Etwa ,Die Reise zum Mond‘ von Georges Méliès aus 1902. Wo das Projektil mit den Wissenschaftlern abgeschossen wird, dem Mond ins Auge fliegt und der anfängt zu weinen. Da ist Kino Wunderkammer.“
Die Zeit ist aber nicht nur im Kino stehen geblieben, sondern auch im dazugehörigen Café. Bis hin zu den Kaffeelöfferl passt alles zusammen. Das 100 Jahre alte Silberservice stammt etwa aus dem vor 35 Jahren aufgelassenen legendären Café Landgraf in Urfahr. Als Allrounder kümmert sich der Linzer natürlich auch um die Getränke selbst, auch kleine Speisen bereitet er zu.
„Faust“ zum Jubiläum
Im Haus werden aber nicht nur Kinofilme gezeigt. Kügler hat den Kulturverein Caligari gegründet, um das Angebot vielfältiger zu gestalten. So wird es im Frühjahr noch zwei Lesungen mit Musik und ein Konzert geben.
Übrigens: Zum 30-Jahr-Jubiläum im November „zeige ich den Film, den ich damals zur Eröffnung gespielt habe. ,Faust‘ von Friedrich Wilhelm Murnau aus dem Jahr 1926, ein wunderschöner Stummfilm mit einem zu Tränen rührenden Gretchen und einem wirklich teuflischen Mephisto.“
Programmausblick:
1.-5. Februar: „Ich möchte kein Mann sein“, 1919, Lubitsch, Stummfilmkomödie
8.-12. Februar: „Schuhpalast Pinkus“, 1918, Lubitsch, Stummfilmkomödie
Geöffnet: November bis April, Mi-Sa: Café ab 17 Uhr, Film ab 19.30 Uhr; So: Frühstück ab 9.30 Uhr, Film ab 10.30 Uhr
Das ganze Programm auf www.cafecinematograph.at