K.S. Kopfsache: „Wir sind zwar eine kleine Stadt, aber wir sind laut“
LINZ. Wer sich ein wenig mit der Linzer Rapszene beschäftigt, kommt an K.S. Kopfsache nicht vorbei. Dabei ist Felix „Phil“ Urbina nicht nur selbst Musiker, sondern vor allem auch Mentor für aufstrebende junge Künstler der Szene. Linz sei „Oldschool“, sagt der 32-Jährige im Tips-Gespräch. Er meint das aber durchwegs positiv.
K.S. Kopfsache ist schon sehr lange mit der Musikszene in Linz und Österreich verstrickt. Der Rapper, der schon mit einigen Größen der Szene auf Tour war, zuletzt durch Deutschland, konnte „extrem viel sehen und lernen“. „Ich konnte alle möglichen Künstler auch direkt fragen, wie sie den Sprung geschafft haben. Wie hat zum Chakuza den letzten Move gemacht? Er war immer Künstler in der Stadt, aber wie ist es passiert, dass es passiert ist?“
Mentor, Manager, Produzent
Seine geballten Erfahrungen gibt Phil nun auch an aufstrebende Künstler weiter. „Ich habe es zum Beruf gemacht. Ich supporte viele Künstler, mache auch das Management für sie, sorge dafür, dass sie Aufnahmen bekommen. Mittlerweile ist das sehr großflächig“, erzählt er. Nebenbei ist ein Schwerpunkt auf professionelle Musik- und Filmproduktion entstanden: „Ich produziere für verschiedenste Künstler im deutschsprachigen Raum.“
So bietet der Musiker über sein Kollapz Studio in Linz-Urfahr, das er mit ebenfalls keinem Unbekannten der Szene, Grandmaster FLOW, betreibt, etwa Coachings an, um junge Künstler bei ihren ersten Schritten zu unterstützen. „Jemand hat zum Beispiel die Beats, Produktionen kosten viel: Wir erklären, wie man weiterkommt, ohne Geld zu investieren, wann es wirklich interessant wird, Geld zu investieren. Wir haben uns darauf spezialisiert, Künstlern zu helfen, mehr aus sich zu machen.“
Das Problem sei oft: „Sie sehen das Ziel nicht. Sie sehen: RAF Camora – sie sehen viel Geld, da wollen sie hin. Aber das wirkliche Ziel ist, ein funktionierendes Unternehmen aufzubauen.“
Wichtig ist ihm auch: „Wir wollen Linz wieder auf die Landkarte bringen. Wir sind zwar eine kleine Stadt, aber wir sind laut.“
Linz ist „Oldschool“
Die Linzer Rap-Szene unterscheide sich stark zu Szenen in anderen Städten, sie sei „Oldschool“ – aber im positiven Sinne. „Es gibt sehr viele Unterschiede, gerade auch bei den Styles. Linz ist traditioneller. Klar gibt es Trap, viele Arten von Styles, aber die Texte, die Themen, die Hintergründe sind alle sehr echt. Die Künstler wollen sehr real sein, ihre echte Persönlichkeit zum Vorschein bringen. Sie sagen: Sei echt, steh zu dir. In Wien sind die bekannten Künstler eher Kunstobjekte und Kunstfiguren, wie zum Beispiel Yung Hurn. Ich kann mir vorstellen, dass Yung Hurn im Hintergrund ein extrem guter Texter ist und extrem gute Musik macht. Aber vielleicht irgendwann gecheckt hat: Wenn ich es runterbreche und stumpfsinnig mache, horchen das die Leute“, meint K.S. Kopfsache verallgemeinernd.
Der Vibe der 'Linzers'
Das Prägende an der Linzer Szene sei auch: probieren, etwas Gutes zu machen. „Auch wenn es Gangster-Musik ist, probieren die Künstler letztendlich, gute Werte hervorzubringen, so wie Def Ill, KGW3 oder auch beim BluntKartell. Grandmaster FLOW ist zum Beispiel extrem politisch. Der hat sehr viel Knowlegement auf sehr hohem Niveau.“
Die „Linzers“ jedenfalls – „es klingt immer blöd, uns als 'Linzers' vorzustellen“ (lacht) – aber hätten diesen Vibe, „weil wir eben einen Kroko Jack, Def Ill, Texta, Huckey, weil wir sowas wie die KAPU und Stadtwerkstatt hatten und haben.“
Ein „Cabinet of Couriosities“
Im Zuge seiner Arbeit ist gemeinsam mit Musik-Kollegen Def Ill auch das Hip Hop-Label C.O.C (Cabinet of Couriosities) entstanden, „von einem Müllwagen aus“, lacht Phil. Die beiden waren damals bei der Müllabfuhr angestellt, hatten Dienst an einem verregneten Tag. „Wir waren genau zu dieser Zeit mit Kroko Jack auf Tour – und ich dachte mir: Es kann nicht sein, dass wir am Wochenende gefeiert werden und am Montag wieder Mistkübel ausleeren. Wir wussten, dass wir viel können: produzieren, gut reden, Videos produzieren. Das war die Grundlage.“
Nach anfänglichen Schwierigkeiten sei C.O.C mittlerweile ein Zusammenspiel, eine Crew von Künstlern aller Ecken der Szene, darunter die gerade sehr aufsteigende Snessia. „Wir unterstützen uns, geben Inputs. Das ist C.O.C und auch der Geist in Linz.“
Eigene Radio-Show
Wer K.S. Kopfsache verfolgen will, kann das auch bei der „music circus – hip hop show“ auf Radio FRO machen. Moderator Mike Kremaier und K.S. Kopfsache geben mit der regelmäßigen Radio-Show eine Plattform, „von Rappern, für Rapper und auch Hip Hop-Heads. Wir merken dadurch, dass die Community größer wird. Wir probieren, namensträchtige Künstler zu holen, dazwischen haben wir Newcomer.“
K.S. Kopfsache selbst will mit seinen eigenen Texten übrigens „Selbstbewusstsein aufbauen, Wege beschreiben, motivieren.“ Auf seinem letzten Album hat er für seine Songs jeweils einen anderen Künstler im Studio getroffen. „Das wollte ich nach Corona wieder zurückholen. Je größer die Community, desto besser für uns alle.“
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