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Tribüne Linz feiert 10-jähriges Jubiläum: Hesses "Siddhartha" eröffnet die Saison

Nora Heindl, 06.09.2023 18:05

LINZ. Bald zehn Jahre ist es her, dass Cornelia Metschitzer und Rudi Müllehner, damals mit Bernhard Mayer, am 2. Oktober 2013 die im Innenhof gelegene Halle am ehemaligen Landestheater-Standort Eisenhand privat übernahmen und als Tribüne Linz mit neuem Theaterleben füllten – und das tun sie bis heute.

  1 / 3   Hermann Hesses „Siddhartha“ eröffnet die Jubiläumssaison. An der Seite von Theaterleiter Rudi Müllehner (l.) feiern auch die neuen Ensemblemitglieder Maximilian Wenning und Lisa Kröll ihren Einstand. (Foto: Reinhard Winkler)

53 Eigenproduktionen, 1.357 Veranstaltungen, davon 1.004 eigene und 353 Gastspiele, 117.121 Zuschauer – das ist die Bilanz der vergangenen zehn Jahre.

„Die Zahlen sind schön zum Anschauen, aber wenn mich jemand fragt, ob das Theater erfolgreich ist, kann ich nur sagen: ,Ich hoffe es.‘ Erfolgreich ist für mich Theater dann, wenn die Zuschauer es glücklicher verlassen, als sie es betreten haben. Natürlich gilt vom Wirtschaftlichen her, ohne Einnahmen kein Theater. Aber nachdem wir uns vorgenommen haben, Idealisten zu bleiben, ist der Erfolg für mich trotzdem was anderes“, macht Rudi Müllehner klar.

„Die Zuschauerzahlen sind uns dahingehend wichtig, weil wir unsere Kunst mit möglichst vielen Menschen teilen möchten. Und solange uns das Publikum treu bleibt, müssen wir uns auch nicht fürchten, aber das haben wir sowieso schon aufgehört. Wir sind nach den letzten Jahren viel gelassener geworden und wollen einfach eine schöne Zeit haben“, ergänzt Cornelia Metschitzer.

Dazu gehört für die beiden auch den Druck rauszunehmen. „Es mag vielleicht üblich sein, den Spielplan für Herbst schon im Mai bekannt zu geben, wir geben ihn bekannt, wenn wir wissen, was wir spielen“, so Müllehner.

Saisonstart mit „Siddhartha“ am 5. Oktober

So ist die Entscheidung für „Siddhartha“ von Hermann Hesse, die erste Eigenpremiere, mit der am 5. Oktober die Herbstsaison eingeläutet wird, etwa erst im Mai gefallen. „Ich hab das Buch aus dem Regal geholt und mir gedacht, genau das möchte ich machen. Keine Dystopie und auch keine weitere Tragödie. Ich möchte einen hoffnungsvollen Stoff, denn Siddhartha findet drin zu sich selbst, er ist glücklich, er hat die Einheit in allen Widersprüchen gesehen und das ist in unserer gespaltenen Welt doch eine schöne Botschaft“, erzählt Metschitzer.

Schulschiene: „Schulen haben uns überrannt“

Und so ergibt eines das andere in der Tribüne. Das Theater wachsen lassen, wohin es wächst.

Damit ist auch die Schulschiene gemeint, mit der im zweiten Jahr gestartet wurde. „Wir hatten keine Ahnung, wie groß der Bedarf ist, die Schulen haben uns überrannt, dabei hatten wir gar keine Mitarbeiter dafür“, blickt Rudi Müllehner zurück. „Ich habe anfangs total schlecht geschlafen, weil ich so Angst hatte, eine Schule zu vergessen. Zu Beginn hatte ich nur ein kleines Büchlein, in das ich alles notiert hatte“, schmunzelt Cornelia Metschitzer.

Begonnen wurde mit „Faust“ und „Out! – Gefangen im Netz“, einem Jugendstück über Cybermobbing. „Out spiele ich bis heute, bisher 171 Vorstellungen und in der Jubiläumsspielzeit schaffen wir die 200. Ich spiele einfach solange, solange man mir abnimmt, dass ich der Bruder von Schülerin Vicky bin“, lacht Rudi Müllehner.

Die Schulschiene sieht das Paar auch als wesentlich, um ein neues Publikum heranzuziehen. „Man darf nicht vergessen, dass Theater auch in Zukunft ein Publikum braucht, das gehört aufgebaut“, so Metschitzer. Doch dahinter steckt für die Idealisten noch mehr: „Wir brauchen nicht nur Publikum, sondern offene, empathische, liberal denkende Menschen und das kann Kultur“, so Müllehner.

Zweite Eigenpremiere am 7. Dezember

Die zweite Eigenpremiere ab 7. Dezember ist ebenfalls ein Klassiker voller Leichtigkeit und Tiefe: „Das kunstseidene Mädchen“, ein Chanson-Musical nach dem Roman von Irmgard Keun von 1932. „Das wollte ich schon lange machen, weil mir der Roman so gefällt“, erzählt Cornelia Metschitzer, die wie immer die Inszenierung übernimmt.

Insgesamt sind rund 60 Veranstaltungstermine bis Jahresende programmiert. Darunter auch eine neue Koproduktion mit dem Kulturverein Etty: „Etty Hillesium & Leonard Cohen“ (Premiere: 4. November). Neben Bettina Buchholz spielt und singt erstmals auch Rudi Müllehner selbst in der von Johannes Neuhauser gestalteten Reihe über außergewöhnliche Menschen und ihre Lebenswege. Wiederaufgenommen wird ab 22. Oktober Franz Kafkas „Die Verwandlung“ .

Einen wesentlichen Beitrag im Programm machen mittlerweile die Gastspiele aus, darunter Konzerte, Literatur, Poetry Slam, Kleinkunst, Jugend- und Improtheater sowie Cross-Overs.

Übrigens: Wer im Spielplan einen Liederabend des Theaterleiters höchstpersönlich vermisst, im April darf man darauf hoffen.

Infos zu allen Stücken, Spieltermine, Karten usw. auf www.tribuene-linz.at

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