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Gehäkelte Meere und andere Abstraktionen: Österreichs größtes Korallenriff im Linzer Schlossmuseum

Nora Heindl, 05.10.2023 09:05

LINZ. Über die letzten Monate haben über 2.000 Menschen in ganz Österreich und darüber hinaus Korallen gehäkelt, um zu Österreichs größtem Häkel-Korallenriff beizutragen. Die gehäkelten Installationen sind Teil des weltweiten Crochet Coral Reef-Projekts der Künstlerinnen Christine Wertheim und Margaret Wertheim, das seit 5. Oktober im Schlossmuseum zu sehen ist.

 (Foto: Michael Maritsch)
(Foto: Michael Maritsch)

Korallenriffe mit ihren leuchtenden Farben, den in sich verwickelten Formen und kräuselnden Oberflächen, aber auch ihr globales Verschwinden sind das zentrale Thema der in Austrialien geborenen und heute in Los Angeles lebenden Schwestern Margaret und Christine Wertheim. Als Wissenschaftsautorinnen und Künstlerinnen analysieren sie die Ästhetik mathematischer Theorien und biologischer Phänomene in Zusammenhang mit dem Klimawandel.

Ihr Projekt „Crochet Coral Reef“ nutzt das traditionelle Handwerk des Häkelns, um großformatige Skulpturen und Wandarbeiten zu schaffen, die an Meereslandschaften und lebende Riffe erinnern. Die Schwestern haben damit weltweit Aufmerksamkeit erfahren, so wurde das Projekt unter anderem auf der Biennale in Venedig gezeigt.

Tausende Menschen haben mittlerweile für diese Ausstellungsserie Korallen gehäkelt. Zuletzt ist unter Beteiligung von über 2.000 engagierten Häklern in den letzten Monaten Österreichs größtes Korallenriff entstanden. Das gehäkelte Riff und das Wandbild sind die jüngsten Beiträge zu einem weltweiten Archipel von gehäkelten Riffen, die in mehr als 50 Städten und Ländern entstanden sind. Zusammen bilden diese Wollwunder eine Art ständig wachsende synthetische Ökologie, die sich immer weiter ausbreitet.

Das Austrian Satellite Reef

Das Austrian Satellite Reef wurde von der traditionellen österreichischen Handwerkskunst inspiriert, einschließlich der Goldhaubenstickerei, des rot-weißen Kreuzstichs und des Blaudrucks. Die schillernden abstrakten Gemälde von Gustav Klimt waren ebenfalls eine Inspiration für die Einbeziehung von Gold- und Violetttönen.

Geologisch gesehen beziehen sich die Werke auf das einstige Urmeer mit seinen Korallen, deren Überreste noch in den Becken und Alpen Oberösterreichs zu finden sind.

Der Großteil der gezeigten Häkelkorallen stammt aus Oberösterreich, auffallend stark vertreten sind aber auch Wien und Vorarlberg, einzelne Beiträge kommen auch aus dem Ausland. Gehäkelt wurde nicht nur in den elf gut besuchten Häkeltreffs im Schlossmuseum sondern auch in Partnerschulen wie dem Schauer Gymnasium Wels und in zahlreichen individuell organisierten Häkelrunden im ganzen Land.

Korallenriffe und der Klimawandel

In der Nacht, in der die Wertheim-Schwestern 2005 ihr Projekt Crochet Coral Reef begannen, scherzten sie noch, dass ihr Wollriff eine Erinnerung an das Great Barrier Reef in ihrem Heimatland Australien sein könnte, sollte es jemals aussterben. Dieser Gedanke ist kein Scherz mehr.

Das vergangene Jahr war weltweit das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Das Meerwasser um die Korallenriffe und in den Polarregionen hat einen für die Menschheit noch nie dagewesenen Höchststand erreicht. Jetzt, da im Pazifischen Ozean wieder ein „El Nino“ entsteht, werden für das Great Barrier Reef noch heißere Temperaturen vorhergesagt.

Die Erwärmung des Wassers stellt eine enorme Belastung für die Korallen dar, denn diese Organismen sind auf mikroskopisch kleine Algen angewiesen, um sich zu ernähren. Wenn die Temperaturen steigen, verschwinden die Algen, was zum Aussterben der Korallen führen kann. Mittlerweile sagen Wissenschaftler voraus, dass die Korallenriffe bei anhaltender Erwärmung noch in diesem Jahrhundert verschwinden könnten.

Die Ausstellung läuft bis 2. April 2024.


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